Bildband Köln zu Gast an der Seine
Köln · Mario Kramp blickt mit Fotografien von Hugo und Karl Hugo Schmölz zurück zur Weltausstellung 1937.
Paris im Jahr 1937. Bei der Weltausstellung an der Seine geben sich die Nationen noch ein letztes Mal ein scheinbar friedliches Stelldichein. Nazi-Deutschland zeigt sich mit einem Pavillon von Albert Speer, der sich mit einem großen Hakenkreuz der Welt präsentiert. Als einzige Stadt weltweit errichtet Köln einen eigenen Pavillon mit Caféterrasse auf der Seine. Während im Geheimen längst der Zweite Weltkrieg vorbereitet wird, beschwören die Kölner in Paris die Völkerverständigung.
Es sind zwei Bilder, die Deutschland so in Paris den Besucher vermittelt. Zum einen zeigt sich der deutsche Faschismus in all seiner Brutalität ganz offen der Welt. Und durch den Beitrag Kölns gibt es als Kontrast die weinselige, gemütliche Variante deutschen Lebens. Festgehalten wurde alles durch die Fotografien von den beiden Kölnern Hugo und Karl Hugo Schmölz. Auf Basis bislang unausgewerteter Quellen aus Paris, Berlin und Köln hat der Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, Mario Kramp, eine vergessene Episode deutsch-französischer Geschichte rekonstruiert.
Sonderausstellung im
Kölnischen Stadtmuseum
Zu sehen ist diese aktuell in einer Sonderausstellung im Kölnischen Stadtmuseum sowie in einem im Greven-Verlag erschienenen opulenten Bildband. Dort beschäftigt sich der Kölner Historiker intensiv mit der großen Weltausstellung und mit dem kleinen Beitrag vom Rhein, der als kühne Idee an der Seine durchaus für Aufsehen sorgt.
Die Weltausstellung ist ein Ort der Gegensätzlichkeiten. Die Friedenssehnsucht der Menschen in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts trifft einen Monat nach der Bombardierung der spanischen Stadt Guernica durch die Legion Condor auf martialische Machtdemonstrationen. Die große Schau erweist sich als Kampfplatz unterschiedlicher Stile, Ansprüche und Auffassungen.
Das zeigt sich auch bei den beiden deutschen Bauten bei der Weltausstellung in Paris. Speers Pavillon definiert sich durch seine geschlossene, pathetische Strenge und durch das große Hakenkreuz an der Fassade des Deutschen Hauses. Der Kölner Pavillon besticht durch seine Leichtigkeit und Offenheit. Doch auch er repräsentiert ein Land, das vom Faschismus beherrscht wird, nur in einer anderen gemütlichen Variante.
In dem Bildband berichtet Kramp, wie es der Metropole am Rhein gelungen ist, ihren kühnen Coup zu realisieren und wie dadurch eine besondere Episode der deutsch-französischen Geschichte entstanden ist, an die heute in Paris nichts mehr erinnert. Festgehalten wurde diese aber durch zwei Kölner Fotografen, Hugo Schmölz und seinem 19-jährigen Sohn Karl-Hugo, die eindrucksvolle Aufnahmen sowohl von der ganzen Weltausstellung als auch vom Kölner Pavillon den Menschen hinterlassen haben.
Fast schon unwirklich in Anbedacht der brisanten Weltlage wirken ihre schönen Aufnahmen etwa vom Eifelturm, den Pavillons der Nationen wie die der Briten oder der Belgier. Zu sehen sind futuristische Architekturen, monumentale Skulpturen und Gebäude sowie immer wieder der Eifelturm und die Seine, an deren Ufer die Weltausstellung ihren Platz gefunden hat.
Beim Kölner Pavillon reicht die Dokumentation von der kühnen Idee, deren Verhandlungen im Vorfeld der großen Schau und schließlich dem Bau des Pavillons im Herzen von Paris. Kramp beschäftigt sich mit der Architektur des Kölner Pavillons genauso wie mit seiner Wirkung bei der Weltausstellung. Er berichtet von den deutsch-französischen Begegnungen und vom Presseecho der damaligen Zeit. Und er zeigt deutlich, dass der Kölner Beitrag trotz der anderen Herangehensweise keine unbelastete Oase in der Nazizeit war, sondern genauso wie das Deutsche Haus Teil des Regimes war.