Kunstrasen Kork für Kölns Kunstrasenplätze
Köln. · Sportdezernent Robert Voigtsberger plädiert für eine Übergangslösung beim Verbot von Kunststoffgranulat.
Auch jetzt in den Sommerferien ist auf den Kölner Sportplätzen etwas los. So trainiert auf dem Kunstrasenplatz am Salzburger Weg in Junkersdorf gerade der Fußballnachwuchs. Seit der Saison 2018/19 ist der Platz anstatt mit Kunststoffgranulat mit Kork verfüllt worden. Er ist einer von sieben Kunstrasenplätzen in Köln, die so behandelt worden sind.
Insgesamt gibt es 41 Plätze, zwei wurden mit Sand verfüllt, 32 verfügen noch über das umstrittene Kunststoff- beziehungsweise Kautschukgranulat, das die EU wegen der erhöhten Umweltbelastung bis zum Jahr 2022 europaweit verbieten lassen will. Derzeit laufen noch die öffentlichen Konsultationen zum Thema. Im Herbst soll dann die Entscheidung und ein mögliches Verbot folgen.
Austausch des Belags
kostet pro Platz rund 85.000 Euro
Derzeit gibt es noch zahlreiche Gegner einer solchen Maßnahme. Auch die Art und Weise, wie ein mögliches Verbot umgesetzt wird, kann man aktuell noch nicht abschätzen. „Wir plädieren für einen Bestandschutz vorhandener Plätze oder eine Übergangsfrist bis ins Jahr 2026. So können wir zusätzliche Kosten bei den Sportplätzen vermeiden“, sagt der neue Kölner Sportdezernent Robert Voigtsberger. Bei den Kunstrasenplätzen muss alle zwölf Jahre turnusgemäß das Granulat ausgetauscht werden. Dabei wird dann in der Regel Kunststoff durch Kork ersetzt. Geplant ist, dass bei drei Sportplätzen pro Jahr der Austausch in Angriff genommen wird. Dieser kostet pro Platz laut den Experten etwa 85.000 Euro. Eine ähnliche Investition wäre auch beim Kunststoffgranulat nötig.
Sollte ein Verbot ohne Bestandsschutz und Übergangsfrist bei der EU durchgesetzt werden, müssten alle 32 noch nicht erneuerten Plätze auf einmal umgerüstet werden. Das würde dann Kosten in Höhe von etwa drei Millionen Euro bedeuten, die so nicht eingeplant sind. „In dem Fall bräuchten Köln und die Sportvereine Unterstützung vom Land und vom Bund“, fordert Voigtsberger. Geplant ist, dass bis 2023 noch weitere 25 Kunstrasenplätze entstehen, die dann alle natürlich mit Kork verfüllt werden. Das sind derzeit etwa sechs pro Jahr. In der Regel werden dann aus alten Tennisplätzen neue Sportplätze. Die Verwandlung von klassischen Rasenplätzen sei dabei nicht vorgesehen, sagt Voigtsberger.
Der Vorteil der Kunstrasenplätze liegt in der deutlich höheren Belastbarkeit. So kann ein solcher Platz bis zu 2000 Stunden im Jahr genutzt werden. Bei einem klassischen Rasenplatz sind das 800 Stunden, bei einem Tennisplatz 1500 Stunden. Wichtig ist dabei, dass ein Kunstrasenplatz auch im Winter problemlos genutzt werden kann. „Es ist gerade bei einer wachsenden Stadt wie Köln wichtig, dass die Sportstätten effektiv, attraktiv und funktional sind“, sagt Voigtsberger. Dazu kommen geringere Kosten bei der Pflege und beim Erhalt.
Wichtig sei auch, dass sich Sport und Umweltschutz nicht gegenseitig ausspielen. „Beides passt gut zusammen. Zwischen dem Sport- und dem Umweltamt der Stadt gibt es hier seit 2016 eine intensive Abstimmung. Das wird vor dem Beschluss des Rates Anfang Juli zum Klimanotstand umso wichtiger. Das bedeutet für uns Auftrag und Verpflichtung zugleich“, betont der Sportdezernent.
Von Bedeutung sei es außerdem, die Interessen der Kölner Sportvereine zu wahren. „Wir brauchen in Köln einen starken Sport. Er ist der integrative und soziale Anker in einer Stadt“, erklärt Voigtsberger. Man dürfe auch jetzt beim drohenden Verbot von Kunststoffgranulat die Vereine nicht alleine lassen.