Verkehr KVB: Bauarbeiten am Waidmarkt wurden wieder aufgenommen

Köln · Am 3. März 2009 stürzte das Historische Archiv und weitere Gebäude an der Severinstraße unweit des Waidmarkts in die davor liegende Baugrube der Nord-Süd-Bahn. Zwei junge Männer verloren damals ihr Leben.

Blick auf die Baugrube am Waidmarkt bei einem Rundgang vor etwa einer Woche.

Foto: KVB/Christoph Seelbach

Jetzt wird wieder an der Unglücksstelle gearbeitet. Anfang November hat die für die Umsetzung des Projekts zuständige Arge Los Süd die Vorarbeiten für die Sanierung der Baustelle am Gleiswechsel Waidmarkt aufgenommen. Dafür wurde die Severinstraße im betroffenen Bereich komplett gesperrt. Nur noch Fußgänger können dort noch weiter unterwegs sein.

Bei den Vorarbeiten für die Sanierung wurde bislang die Straßenbrücke, die über den Randbereich der U-Bahn-Baugrube führte, abgebrochen. Mit Stahlträgern, die in Bohrlöcher eingelassen und dort betoniert werden, sowie mit Holzbohlen wird zunächst die Baugrube gesichert. Mit Stahlbetonplatten, die auf einen Kopfbalken und Stahlträgern befestigt werden, wird die Baugrube zudem abgedeckelt. Taucher erkunden außerdem die Situation im Bauwerk. Es wird damit gerechnet, dass diese Arbeiten bis Ende 2021/Anfang 2022 abgeschlossen sind. Sobald der Deckel für die Baugrube fertiggestellt ist, kann die Severinstraße wieder für den Verkehr geöffnet werden.

 Mit der Fertigstellung
wird 2028/29 gerechnet

Danach beginnt die hochkomplexe Sanierung des Bauwerks, die laut der Arge und KVB etwa vier Jahre in Anspruch nehmen wird. Dazu sind mehr als ein Dutzend verschiedene Baustufen notwendig. Dabei wird die Baugrube leergeräumt. Entfernt werden müssen von oben nach unten unter anderem 5000 Kubikmeter des beim Unglück eingedrungenen Boden- und Schuttmaterials wie zum Beispiel Kies, sowie 2000 Kubikmeter Auflastbeton, der nach der Havarie zur Stabilisierung in die Baugrube eingebracht wurde. Dazu kommen der beschädigte alte Deckel und die alte Zwischendecke. Hier werden noch einmal Beton, etwa 90 Tonnen Stahl sowie beim Unglück von der Arbeitern zurückgelassene Arbeitsgeräte entfernt. Dazu wird unter anderem einer der größten, verfügbaren Turmdrehkräne zum Einsatz kommen. Dieser wird von Schweden nach Köln gebracht.

Da der gesamte Bereich der U-Bahn-Baustelle letztlich trocken gelegt und reichlich Material entnommen wird, muss die Baugrube durch die Montage von Stahlaussteifungen, mit denen die Schlitzwände gegeneinander abgestützt werden, entsprechend stabilisiert und abgesichert werden. Den Boden des neuen U-Bahn-Baus bildet eine sogenannte „Unterwasserbetonsohle“, die mit 240 Mikro-Stahlpfählen gegen den Auftrieb gesichert wird. Immer wieder müssen Arbeiten unter Wasser ausgeführt werden, für die zwei bis drei spezialisierte Tauchteams vor Ort sein werden.

Im Jahr 2025 soll nach den bisherigen Planungen der eigentlich Weiterbau der Nord-Süd-Bahn beginnen, der seit 2009 unterbrochen werden musste. Dieser dauert etwa drei bis vier Jahre, sodass mit der Fertigstellung und der Inbetriebnahme der kompletten Nord-Süd-Bahn wahrscheinlich 2028/29 zu rechnen ist. Gebaut wird ab 2025 der eigentliche Gleiswechsel Waidmarkt. Dann entstehen neben der U-Bahn-Anlage die Wände, die neue Zwischendecke, das Nottreppenhaus, Versorgungsschächte und das Unterwerk für die Stromversorgung im Zwischengeschoss. In der obersten Ebene wird die „Halle mit dem Knick – K3“ gebaut, ein Raum für Kunst, Kommunikation und Kultur. Eine Gedenkstätte für die Opfer des Unglücks ist oberirdisch geplant.

Die Kosten für die Sanierung werden gemäß dem getroffenen Vergleichs von der Arge Los Süd getragen, die auch die Fertigstellung des Bauwerks schuldet und die den Rohbau des K3-Raums übernimmt. Am Ende der Arbeiten werden das Gelände oberhalb des nun fertigen Rohbaus aufgeschüttet und die Oberfläche wieder hergestellt.