Technik Neue Produkte aus altem Holz
Köln · Nach einem Jahr Bauzeit nimmt die AVG in Niehl eine der modernsten Anlagen für die Aufbereitung von Altholz in Deutschland in Betrieb.
Jedes Jahr fallen in Deutschland mehr als acht Millionen Tonnen Altholz an – das reicht von der Euro-Palette bis zum Abbruch- oder Sperrmüllholz, die verarbeitet werden müssen. Bei der AVG Ressourcen in Niehl werden jährlich rund 90.000 Tonnen angeliefert – diese stammen aus Köln, zum Beispiel von den Holzverpackungen für Motoren in den benachbarten Ford-Werken, aber auch aus der Region wie dem Bergischen Land, der Eifel, Düsseldorf und Aachen.
Bislang konnte man in Niehl mit der alten Holzaufbereitungsanlage nur maximal 80.000 Tonnen verwerten. „Seit 2008 bekommen wir stetig mehr Holz angeliefert und das in verschiedenen Qualitäten vom unbehandelten bis zum behandelten Holz. Das ist Material, das beschichtet oder lackiert ist“, erklärt Geschäftsführer Karl Georg Boje.
Bis zu 120.000 Tonnen können
im Jahr verarbeitet werden
Ein Jahr Bauzeit hat es gebraucht, bis die neue Anlage jetzt in Betrieb genommen werden kann, die heute offiziell eröffnet wird. In Betrieb gehen kann sie allerdings noch nicht, da die Genehmigung der Bezirksregierung noch aussteht. „Diese erwarten wir aber in den nächsten Wochen. Dann haben wir die Möglichkeit, bis zu 120.000 Tonnen im Jahr zu verwerten.“
Verwerten bedeutet, dass das unbehandelte Holz zerkleinert und gereinigt wird, um dann von großen Unternehmen wie im Sauerland zu Spanplatten verarbeitet zu werden. Das behandelte Holz wird ebenfalls aufbereitet und landet dann als Brennmaterial in Biomassekraftwerken. „Mit der neuen Anlage werden wir den strengen Umweltauflagen besser gerecht, da wir die Emission von Staub vermeiden. So ist die Anlage komplett verkapselt und eine Filteranlage saugt pro Stunde 40.000 Kubikmeter Luft ab und reinigt diese. Abgegeben wird sie dann über einen 21 Meter hohen Turm.
Weniger Staubemission,
dafür mehr Qualität
Mindestens ebenso wichtig ist, dass die neue Anlage eine weit bessere Qualität bei den Holzspänen abliefert als die alte. So wird an vier Stellen mit Magneten Metall vom verkleinerten Holz abgetrennt. Eine weitere Anlage sortiert Papier, Folie- sowie Schaumstoffreste aus den kleinen Holzkörnern aus.
„Nur mit dieser hohen Qualität können wir unsere Holzspäne auf einem Markt mit fallenden Holzpreisen noch gut vermarkten. Was die Anlieferung von Altholz und der Auslastung der neuen Anlage angeht machen wir uns dagegen keine Sorge. Da gibt es in der Region genügend Bedarf. Die nächsten größeren Anlagen stehen erst in Wuppertal und im Ruhrgebiet. Mit der neuen Anlage helfen wir auch, weite Transportwege zu vermeiden“, erläutert Boje, der sich über eine der modernsten Aufbereitungsanlagen für Altholz in Deutschland freuen kann. „Hier gibt es in dieser Größenordnung derzeit nichts Vergleichbares.“
Das Altholz wird zunächst sortiert. Dann kommt es in eine Vorzerkleinerungsanlage, nach der ein Magnet Eisen erstmals aussortiert. Das Holz wird dann über abgedeckte Förderbänder weiter transportiert und kommt in eine Hammermühle, unter der ein Siebkorb für maximal 100 Millimeter Korngröße positioniert ist. Nach weiteren Magneten, die Metall entnehmen, werden weitere Störstoffe aussortiert und die Holzspäne auf die perfekte Korngröße eingestellt. Später kommt das saubere Holzmaterial in große Lagerboxen und wird von dort auf Lastwagen verladen. Hier sorgen Sprühnebelkanonen für die Vermeidung von Staubemissionen.
Insgesamt dauert der Durchlauf in der neuen Anlage etwa drei Minuten. Die moderne Technik schafft im Zwei-Schicht-Betrieb 30 Tonnen Material pro Stunde bzw. 350 Tonnen pro Tag. Dafür wurden pro Schicht zwei neue Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt gehören vier bis sechs Mitarbeiter einer Schicht an. Bis die Genehmigung erteilt ist, wird aktuell noch eine mobile Anlage für die Altholz-Aufarbeitung genutzt.
Drei Millionen Euro wurden in
die neue Technik investiert
In die Erweiterung der Anlagen- und Aufbereitungstechnik, die eine Maßanfertigung ist und die sich auf eine Gesamtfläche von 15.000 Quadratmetern erstreckt, haben die AVG insgesamt drei Millionen investiert. Die Aufbereitungstechnik entspricht mit ihren Sprühflutanlagen und der Infrarot-Überwachung auch den modernsten Anforderungen beim Brandschutz.