Gerhard Winkler Seine Landschaften führen Elemente der Natur und des Urbanen zusammen
Köln · Mit der Ausstellung „Gerhard Winkler: Specimen – Photographien und Skulpturen“ erweitert die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur das bislang vorgestellte Spektrum des Mediums und stellt vom 3. September bis 16. Januar einen Künstler vor, der in seinem seit den 1980er-Jahren erarbeitetem Werk die Fotographie kongenial mit dem Bereich der Malerei und der Skulptur verbindet.
Winklers Darstellungen sind ganz dem Gegenstand verpflichtet, seine Motivwelt ist vielfältig und umfasst Portraits von Menschen und Tieren, dazu Stillleben, Landschaftsstücke und Stadtbilder. Doch auch Ungewöhnliches, weniger Konformes wie Fleischabschnitte oder Erdstücke kommen hinzu. Während die auf Einzelmotive und Stillleben fokussierten Bilder einen Katalog signifikanter Erinnerungsmomente zur Debatte stellen, scheinen die Landschaften Elemente der Natur, des Urbanen und Artifiziellen zusammenzuführen.
Bilder lassen vielvältige Assoziationen zu
Sie mögen den Makrokosmos symbolisieren, aus dem Gerhard Winkler seine so sachlichen wie inspirierenden Fundstücke schöpft und die ihm als emblematische Andenken gelten. Auch existieren darüber hinaus Tableaus unterschiedlichen Formats aus drei oder mehreren Bildern. Je nach zusammengeführten Gegenständen haben sie eine narrative oder formvergleichende Struktur und öffnen den Betrachtungsraum für vielfältige Assoziationen.
Was das Œuvre von Gerhard Winkler in der zeitgenössischen Kunst und Photographie nahezu singulär erscheinen lässt, ist die von ihm angewendete Praxis der Handkolorierung von Schwarz-Weiß-Abzügen auf Barytpapier mit Eitemperafarbe. Hinzu kommt, dass er seine Sujets bevorzugt vor weißem Hintergrund isoliert darstellt, die in aller Konzentration so eine fast schwerelose Anmutung erhalten. Es kann von einer Art Hyperrealismus gesprochen werden, den Winkler mit seinen eigenen Worten wie folgt beschreibt: „Formal sind die Aufnahmen ganz auf die jeweils gezeigten Gegenstände und Individuen fokussiert und daher auch ihre Isolierung vor weißem Hintergrund – ein simples, doch wie mir scheint sinnmachendes Stilmittel. Der starke Kontrast, diese Trennung der Ebenen führt vermutlich zu einer Art von ‚Existentialismus‘, den ich interessant finde und den ich auch in vielen naturkundlichen Illustrationen präziser und scheinbar nüchterner Machart wiederfinde; es ist dieser seltsame Moment, wo die bloße Schilderung des Materials, der Materie, ins Metaphysische kippt.“
Eine besondere Vorliebe hegt der Künstler seit Jahren für Fische und andere Meeresbewohner. Ihnen ist die begleitende Publikation aus dem Snoeck Verlag gewidmet, auch in der Ausstellung sind entsprechende Darstellungen in einer umfassenden Werkgruppe zu finden. Bevorzugt auf Märkten in Marseille und Lissabon hat Gerhard Winkler, fasziniert vom reichhaltigen Angebot und den Arrangements der Markstände, Fische, auch Sepien und Kraken, auf einem weißen Wachstuch einzeln in strenger Komposition mit dem Kopf nach links liegend fotographiert. Den Abzug, den er der realen Größe des Fisches so weit wie möglich anpasst, koloriert er mit großer Sensibilität, die bisweilen schillernde Farbigkeit des Tieres nachempfindend. So entstehen hochästhetische Bildwerke eigenwilliger Kreaturen, die in aller Schönheit und Exotik teils wie Charaktere daherkommen und staunen lassen.
Die kommende Ausstellung „Gerhard Winkler: Specimen“ zeigt etwa 80 analog gefertigte und handkolorierte Fotographien sowie sieben Skulpturen, die der Künstler in einer Art installativem Netzwerk zu einem herausfordernden Parcours in den Ausstellungsräumen der Photographischen Sammlung zusammengestellt hat.