Interview „Musik überwindet alle Grenzen“

Am 29. Dezember kommen die Afrikan Angels des Cape Town Opera Chorus in die Kölner Philharmonie. Was das Publikum erwartet, verrät Chorleiter Marvin Kernelle.

Am 29. Dezember kommen die Afrika Angels zum Gestspiel in die Kölner Philharmonie.

Foto: BB/Kim Stevens

Wie sind Sie selbst zum Cape Town Opera Chorus gekommen?

Marvin Kernelle: Ich bin 2004 über ein Trainingsprogramm des Chors dazu gekommen. Das war wie eine kleine Opernschule und wir haben dort die Grundlagen für unsere späteren Karrieren mit auf den Weg bekommen. Später habe ich an der Universität in Kapstadt studiert und bin danach Mitglied des Chors geworden. Unser damaliger Chorleiter arbeitet heute in Wiesbaden. Bei ihm war ich drei Jahre Assistent, bevor ich 2014 die Leitung des Chors übernommen habe.

Welche Bedeutung hat der Chor für Südafrika?

Kernelle: Der Cape Town Opera Chorus hat eine große Bedeutung für das Land. Es ist der beste und größte Chor, den es dort gibt. Tolle Musikkarrieren in Europa und in den USA haben hier bei uns begonnen. Der Chor ist die ideale Basis, um ein großartiger Sänger zu werden. Es ist der einzige Opernchor in Afrika, der so einen Fulltimejob macht. Um das leisten zu können, was wir leisten, muss man jeden Tag hart arbeiten. Nur so konnte unser Chor immer besser werden und an die Weltspitze gelangen. Wir haben schon sehr viele internationale Auszeichnungen erhalten.

Was macht den Chor aus?

Kernelle: Wir arbeiten auf einem unglaublich hohem Niveau – das betrifft die Stimmen genauso wie die gesamte Performance auf der Bühne. Und wir sind sehr facettenreich, was die Musik angeht. Da geht es nicht nur um Oper und Klassik. Blues, Jazz und Gospel gehören genauso zum Repertoire wie afrikanische Spirituals. Mit dieser Musik können wir die Herzen unseres Publikums berühren. Wir nehmen mit den African Angels sie mit auf eine ganz außergewöhnliche musikalische Reise.

Wie ist die Idee zu den African Angels entstanden?

Kernelle: Das war vor etwa sieben oder acht Jahren. Wir haben ein Programm gesucht, mit dem wir die verschiedenen Genres zu einer stimmigen Show zusammenbringen können. Und wir wollten diese Show nach Europa bringen, weil wir erkannt haben, dass es dort dafür einen guten Markt gibt.

Wie groß sind die Unterschiede der musikalischen Kultur in Südafrika und in Europa?

Kernelle: Ich glaube, dass es bei den Lebensumständen der Menschen, beim politischen System und bei der Wirtschaft Unterschiede gibt. Bei der Musik sehe ich diese aber nicht. Musik überwindet Grenzen und vereint die Menschen rund um den Globus. Wir Sänger haben alle eine gemeinsame Sprache – unsere Musik. Da gibt es keine gesellschaftlichen und nationalen Unterschiede mehr. Das macht für mich auch gerade den Reiz der Arbeit aus und motiviert mich jeden Tag wieder neu. Wir wollen alle unserem Publikum unsere Geschichte erzählen und es damit begeistern und mitnehmen.

Inwiefern repräsentieren die African Angels Südafrika in Europa?

Kernelle: Die Stimmen unseres Chors bringen die Seele Südafrikas nach Europa. Im Chor sind nicht nur Leute aus Kapstadt, sondern aus ganz Südafrika. Das sind ganz unterschiedliche Menschen, die aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Kulturen kommen. Wir repräsentieren die Vielfalt Südafrikas in einem Chor.

Wie wichtig ist für Sie das deutsche Publikum?

Kernelle: Nirgendwo sonst wird man derartig warmherzig empfangen und fühlt sich willkommen. Wir haben in Deutschland unsere besten Konzerte gehabt. Dieses Publikum gibt einem als Chor so unglaublich viel zurück und ist so interessiert, an dem, was wir machen. Ich freue mich sehr auf die nun anstehenden Konzerte.

Wie entsteht das Programm für eine Tour?

Kernelle: Das entscheiden wir im Team. Entscheidend ist dabei, was das Publikum von uns erwartet und womit wir es begeistern können.

Was erwartet das Publikum beim Konzert in der Kölner Philharmonie?

Kernelle: Wir werden wieder eine große, musikalische Vielfalt bieten. Bei den klassischen Stücken spielt Beethoven in seinem Jubiläumsjahr 2020 natürlich eine große Rolle. Dazu gehört das Quartett „Mir ist so wunderbar“ aus Fidelio genauso wie die „Ode an die Freude“. Dazu kommen „Va Pensiero“ aus Verdis Nabuco, „Caruso“ und ein Medley aus Porgy and Bess. Nicht fehlen dürfen natürlich die African Spirituals und auch Gospelsongs wie „Oh happy day“ sowie „Homeless“ von Paul Simon.

Wie gut kennen Sie Köln?

Kernelle: Noch nicht so gut, da ich noch nicht sehr oft in der Stadt war. Bei unserem letzten Gastspiel in der Philharmonie war ich leider nicht dabei. Was ich als Fußballfan aber sehr gut kenne, ist die Bundesliga und den FC, einen Club, den ich schätze. Nach Deutschland fliegen wir übrigens am Heiligen Abend, nicht gerade eine alltägliche Reise.