Was macht den Reiz der neuen Serie aus und was unterscheidet sie von anderen Krankenhausserien?
Interview „Taxifahrer erklären Fremden ihre Stadt“
Köln · Am 2. Januar startet die von Ufa Fiction produzierte RTL-Sitcom „Schwester, Schwester - hier liegen Sie richtig.“
Christian Tramitz: Sie ist schon mal deutlich anders als die Schwarzwald-Klinik. Für mich ist das alles sehr gelungen, die Bücher sind richtig gut. Da gibt es intelligente Dialoge, statt dem Krach-Bumm-Humor.
Sie sind der Klinikchef.
Tramitz: Und der ist ein echter Egomane, ein Machtmensch und Narzisst. Er ist mit Komplexen beladen und muss unter einer sehr dominanten Ehefrau leben. Druck gibt er gerne an die Schwestern im Krankenhaus ab, da beißt er allerdings auf Granit. Es ist sehr schön, ihm beim Scheitern zuzuschauen. Für mich ist das eine reizvolle Rolle mit vielen Facetten. Der Mann ist wahnsinnig despotisch, aber wenn ihm etwas gegen den Strich geht, fällt sein Gebäude schnell zusammen und er wird manisch, depressiv. Danach kommt er direkt wieder nach oben. Das zu spielen ist sehr lustig und dankbar.
Aber er ist kein Gott in Weiß.
Tramitz: Nein, er verabscheut Arztkittel und mag lieber edle Anzüge.
Ist das Ihr erster Chef, den Sie spielen?
Tramitz: Ich habe in Filmen schon Politiker gespielt, da war auch ein Innenminister dabei. Das dürfte als Chef durchgehen.
Im Privatleben gab es aber noch keine Chefrollen?
Tramitz: Nein, bis zum Chef habe ich es noch nie gebracht.
Wie läuft das Zusammenspiel zwischen dem Klinikchef und den Schwestern ab?
Tramitz: Er droht gerne mit Rausschmiss, bekommt aber speziell von Micki reichlich Kontra. Die Beiden haben eine besondere Beziehung, die über die klassischen Chef- und Untergebenenrollen hinausgehen. Für ihn ist sie ein wenig wie eine Mutter, die er immer gerne gehabt hätte. Da kommt der Ödipus-Komplex durch. Und sie sucht eine Vaterfigur. Da geht es schon mal ans Eingemachte. Insgesamt ist der Klinikchef eher eine tragische Figur. Aber Tragik und Comedy hängen eng zusammen.
Und es gibt für die Schwester die Aufgabe der Gattin einen Treuetest durchzuführen.
Tramitz: Er hat viele Fehler, aber Untreue gehört definitiv nicht dazu. Da hat er viel zu viel Respekt vor seiner Frau. Aber er ist in der Midlife-Crisis, da muss es dann der Sportwagen sein und die Haare werden gefärbt. Das ist alles ziemlich armselig und jenseits von Gut und Böse.
Wie ist die Zusammenarbeit am Set unter anderem mit Caroline Frier?
Tramitz: Alle Kolleginnen sind einfach klasse. Mit Caro hatte ich die meisten Zweierszenen und die haben von der ersten Sekunde an funktioniert. Jetzt hoffe ich, dass das auch der Zuschauer mitbekommt.
Mussten Sie sich für die Serie fachlich vorbereiten?
Tramitz: Ich bin kein Vorbereiter und spiele meist aus dem Bauch. Das liegt wohl auch daran, dass es bei mir nicht den klassischen Weg über die Schauspielschule in den Beruf gab. Und was die Rolle des Klinikchefs angeht, braucht es kein Fachwissen. Der hat keine Ahnung von der Medizin und kennt sich bloß bei guten Anzügen aus.
Schauen Sie selbst auch mal Serien an?
Tramitz: Nicht ganz so intensiv wie meine Frau und meine Söhne. Ich mag Serien aus dem schwedisch, dänischen Raum, die gerne schwarzhumorig sein dürfen.
Wie gut kennen Sie Köln?
Tramitz: Ich war beruflich sehr viel in der Stadt, vor allem in Ossendorf. Meist erlebt man da aber nur den Weg vom Hotel zum Dreh. Aber zwischen München und Köln gibt es riesige Unterschiede. Die Leute sind meist offener und quatschen einen hier an. Das ist schon eine andere Mentalität. Ein Indikator dafür sind die Kölner Taxifahrer. Die erklären einem direkt ihre Stadt, das ist sehr aufschlussreich.