Verkehr „Wir leisten hier Millimeterarbeit“

Köln · Seit einer Woche ist der Bereich zwischen dem Deutzer Bahnhof und der Hohenzollernbrücke eine Großbaustelle. Dafür wurden die beiden mittleren Gleise der Brücke für den Bahnverkehr komplett gesperrt.

Bis zu 50 Meter lang ist eine Weiche, die vor Ort montiert wird. Jede Weiche ist eine Maßanfertigung.

Foto: step/Eppinger

Viele Nah- und Fernverkehrszüge werden noch bis zum 12. Dezember umgeleitet und fahren die zentralen Haltepunkte am Deutzer und am Hauptbahnhof nicht an.

In den gut drei Wochen werden insgesamt sechs Weichen direkt am Deutzer Bahnhof erneuert. Diese stammen noch aus den 90er Jahren, sind bis zu 50 Meter lang und grenzen teilweise unmittelbar aneinander, was den Aus- und Einbau für die Experten sehr aufwendig macht. Zusätzlich arbeiten die Baufachleute auch noch an der Oberleitung sowie an der Leit- und Sicherungstechnik. Allein in die Weichenerneuerung investiert die Deutsche Bahn knapp 2,3 Millionen Euro.

Die Arbeiten werden schon
drei Jahre im Voraus geplant

Die dafür erforderlichen Gleissperrungen werden außerdem dafür genutzt, um die umfangreichen Arbeiten an der Bahnbrücke über die Deutz-Mülheimer-Straße fortzuführen. Auch dort werden unter anderem zwei Weiche erneuert. Die Arbeiten zum Neubau der fünf Brückenbauwerke hatten bereits im Dezember 2021 begonnen. Hier fallen insgesamt Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro an.

„Wir haben vor drei Jahren mit den Planungen für die Weichenerneuerung in Deutz begonnen. Diese sind sehr komplex – wir müssen die Abschaltung der Oberleitung genauso planen wie die Sperrzeiten und den Einsatz der Teams mit den Großbaumaschinen. Wir haben es hier zudem mit einer räumlich sehr engen Großbaustelle an einem zentralen Verkehrsknotenpunkt zu tun“, sagt Miroslaw Radacz, der die Überwachung der umfangreichen Bauarbeiten leitet.

Und so laufen die Arbeiten konkret ab: Zunächst muss die alte Holzweiche aus den 90er Jahren mit dem Schotter entfernt und entsorgt werden. Dann werden eine neue Schutzschicht und Schotter auf den Boden gebracht und verdichtet. Die Weiche selbst kommt in Einzelteilen inklusive Schwellen, Schienen und Schotter auf bis zu fünf Zugwagen an ihren neuen Einsatzort und wird dort montiert.

„Dabei leisten wir echte Millimeterarbeit. Jede Weiche ist eine Maßanfertigung für den Ort, an dem sie zum Einsatz kommt. Im Anschluss an die Montage wird die Weiche an die angrenzenden Gleise angeschlossen. Dabei muss auch zeitlich alles genau passen. Da können wir uns keine hier Verzögerung leisten“, berichtet Radacz, der aktuell bei den Arbeiten in Deutz gut im Zeitplan ist.

Montiert werden moderne Betonweichen, die eine deutlich längere Liegedauer als die alten Holzweichen aufweisen. Das ist nötig, denn die Hohenzollernbrücke mit ihren sechs Gleisen wird in normalen Zeiten täglich von bis zu 1400 Zügen passiert. Etwa 20 bis 25 Jahre hält eine Weiche unter solchen Bedingungen, bevor sie ausgetauscht werden muss. Aktuell wurde wegen der Bauarbeiten die Kapazität des Zugverkehrs zwischen Deutz und dem Hauptbahnhof um etwa 50 bis 60 Prozent reduziert.

„Wir haben in NRW im Moment an sehr vielen verschiedenen Stellen wie zum Beispiel in Köln oder Essen umfangreiche Baustellen. Insgesamt wird für die Bahninfrastruktur in NRW die Rekordsumme von zwei Milliarden Euro investiert. Wir wissen, dass wir mit diesen Baustellen unseren Fahrgästen derzeit viel zumuten. Aber die Bauprojekte sind wichtig und unumgänglich. Auch der Zeitpunkt der jetzigen Arbeiten in Deutz war nicht veränderbar, da die damit zusammenhängenden Arbeiten beim Neubau der Brücken über die Deutz-Mülheimer-Straße sehr eng getaktet sind“, sagt Dirk Pohlmann, Sprecher der Deutschen Bahn in NRW.

Das nächste große Bauprojekt in Köln ist schon terminiert: Zur Jahresmitte 2023 werden in Deutz und im Bereich des Hauptbahnhofs weitere neun Weichen ausgetauscht. Die Planungen hierfür laufen schon längst auf Hochtouren.