Ladezonen sind oft Nadelöhre
Die Industrie- und Handelskammer hat in einer Studie die Situation und Köln und Leverkusen untersucht und empfiehlt neue Konzepte.
Köln/Leverkusen. In Köln halten täglich etwa 130 000 Mal, in Leverkusen 18 000 Mal Lieferfahrzeuge an, um Waren zuzustellen bzw. anzunehmen. „Gerade diese Stopps sind es, die häufig zu Behinderungen und Staus führen, weil keine geeigneten Flächen vorhanden sind oder geeignete Flächen zweckentfremdet sind“, sagt Dr. Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik der IHK Köln. Zu diesen Ergebnissen kommt die von der IHK Köln beauftragte Studie ´Ladezone im Blickpunkt´. In dieser stellt die IHK Köln Beispiele aus anderen Städten vor und empfiehlt das Mikro-Depot-Konzept sowie weitere Maßnahmen für die Städte.
Von den in der Studie befragten Handels- und Gastronomieunternehmen in Köln und Leverkusen gab nur ein Viertel an, Waren über private Parkplätze und Laderampen zu empfangen. Für den überwiegenden Teil dient die Straße bzw. die Ladezone vor dem Geschäft als Be- und Entladebereich. „Unsere exemplarische Beobachtung von Ladezonen in Köln und Leverkusen ergab jedoch, dass über 80 Prozent der Haltevorgänge in zweiter Reihe stattfinden“, so Soénius. Mehr als 60 Prozent der Haltezeiten sind durch fehlparkende Pkw in Ladezonen veranlasst. Dies ist mit beträchtlichen negativen Konsequenzen für den Verkehrsfluss verbunden.
Der Transport von Waren ist für die Versorgung von Wirtschaft und Bevölkerung in Städten von großer Bedeutung. Durch zunehmenden Online-Handel, Kostendruck auf den stationären Handel und fortschreitende Arbeitsteilung wird der innerstädtische Lieferverkehr weiter wachsen. „Unsere Gespräche mit Einzelhändlern, Logistikern und kommunalen Vertretern zeigen, dass die Problemlage allen Beteiligten bewusst ist. Dabei stehen nicht nur die jetzigen Behinderungen und Ineffizienzen im Vordergrund, sondern vor allem auch die Probleme, die ein weiter wachsender Lieferverkehr mit sich bringt“, sagt Soénius. In zahlreichen anderen Städten im In- und im Ausland sind neue Lieferkonzepte erprobt und eingesetzt worden, deren Anwendung sich auch für Köln und für Leverkusen eignen würden.
Besonders vielversprechend ist das „Mikro-Depot-Konzept“, bei dem die „allerletzte Meile“ (Radius 500 bis 1000 Meter) von einem zentralen Container aus per Lastenfahrrad oder zu Fuß bedient wird. Die IHK Köln empfiehlt, dieses Konzept in eine Lieferverkehrsstrategie für die Städte aufzunehmen. Zu der Vier-Punkte-Strategie gehören zahlreiche kurz- bis langfristig greifende Maßnahmen, wie u. a. eine Erhöhung der Kontrolldichte und das Setzen von Kontrollschwerpunkten, Schaffung einer größeren Wissensbasis durch Aufklärungs- und Dialogmaßnahmen, konsistente Regeln für die Einrichtung von Ladezonen, der Ausschluss einer konkurrierenden Nutzung durch andere Verkehrsteilnehmer sowie die Einbeziehung des „Letzte-Meile-Verkehrs“ in die Verkehrs- und Stadtplanung. Die einzelnen Maßnahmen werden in der Studie näher beschrieben. „Zu guter Letzt halten wir es aufgrund der weiter steigenden Bedeutung des Lieferverkehrs sowohl für die Wirtschaft als auch für die Bevölkerung in Köln und in Leverkusen für wichtig, dass das Thema einen Schwerpunkt im politischen Willensbildungsprozess einnimmt“, sagt Soénius.