Langer Weg zum Klimaschutz
Die Ziele sind ehrgeizig, aber die Umsetzung wird nur mit genügend Anreizen zur Investion funktionieren.
Rhein.-Berg. Kreis. Dass beim Thema Klimaschutz Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen, lässt sich nicht nur in den Nachrichten aus aller Welt verfolgen. Auch auf Kreisebene sind Wünschenswertes und Machbares kaum zu vereinbaren. Schon der Entwurf zum Klimaschutzkonzept offenbart: Die Zeitvorstellungen des Kreistages sind nicht zu halten.
Bis 2022, so ein Kreistagsbeschluss aus dem Jahr 2011, will Rhein-Berg es schaffen, seinen Energiebedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Den Weg dorthin soll auch das vom Bund geförderte integrierte Klimaschutzkonzept ebnen, das die B.A.U.M. Consult GmbH im Auftrag des Kreises für 60 000 Euro erstellt hat. Es liegt jetzt im zweiten Entwurf vor und wird derzeit kreisweit diskutiert.
Das rund 180 Seiten starke Papier liefert Zahlenmaterial zum Energieverbrauch im Kreis und der CO2-Bilanz und entwickelt unterschiedliche Szenarien zur Umsetzbarkeit der Energiewende im Kreis, aufgeteilt nach den Verbrauchsgruppen Strom, Wärme und Treibstoffe.
Will der Kreis seine ehrgeizigen Ziele nicht aus dem Auge verlieren, ist beispielsweise im Strombereich bis 2030 eine Reduzierung des Energieverbrauchs um 20 Prozent notwendig. Parallel müsste die Photovoltaik zur Nutzung der Sonnenenergie über 60 Prozent des Gesamtenergiebedarfs im Kreis decken und dazu 35 Prozent aller zur Verfügung stehenden Dachflächen in Beschlag nehmen. Auch die nötigen 20 Windräder liegen laut Klimaschutzkonzept bereits „am oberen Ende der Vorstellungskraft“.
Dabei macht der Strom gerade 16 Prozent des Gesamtenergiebedarfs im Kreis aus. Stärkster Energiefresser ist der Wärmebedarf mit rund 50 Prozent. „Die größte Herkulesaufgabe ist die Reduzierung des Energieverbrauchs beim Wärmebedarf“, sagt Gerd Wölwer, beim Kreis federführend mit dem Klimaschutz betraut.
Für ihn ist klar, dass nur ein größtmöglicher Konsens über die gesteckten Ziele den Prozess voranbringt. Wirtschaft und Privathaushalte müssten über Anreizprogramme von Bund und Land zu Investitionen ermuntert werden. Bei dem ambitioniertesten Szenario läge der Anteil der erneuerbaren Energie dann 2030 im Strombereich bei 88 Prozent und im Wärmebereich bei 53 Prozent.
Im Frühjahr soll das Konzept verabschiedet werden. Ein Pluspunkt, mit dem es für die Energiewende wirbt: Bisher fließt viel Kaufkraft aus dem Kreis ab, weil es kaum eigene Energiequellen gibt. Das könnte sich mit der Energiewende ändern: durch Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe, die im Kreis verbleiben.