Mit Zitter-Hand auf Eierjagd
BV-Mitarbeitern Julia Francke tauschte den Stift beim Ostereierschießen der Hilgener Schützen gegen ein Luftgewehr.
Burscheid. Kalt und zugig ist es im Keller. „Nehmen sie sich besser ihre Jacke mit“, rät mir Ludwig Nutz. „Das ist eine der Sportarten, bei der man wenigstens nicht schwitzt“, ergänzt er lachend.
Traditionell fand am Freitag das Ostereierschießen der Hilgener Schützen statt. Um 1080 Eier zu gewinnen, musste fleißig geschossen werden. „Um den Ring zu treffen, muss man eine ganz ruhige Hand haben“, erläutert Manfred Langenhahn. „Einatmen, ausatmen und dann besser gar nicht mehr atmen!“ Während mir das Ehrenmitglied noch ein paar Tipps gibt, holt mir Ludwig Nutz eine Ringkarte. „Oben auf dem Gewehr ist ein Ringkorn. Wenn sich der schwarze Punkt inmitten des Ringkorns befindet, dann müssen sie schießen“, erklärt Manfred Langenhahn. Das hört sich nicht nach großer Zauberei an.
„Heute schießen wir ausnahmsweise nur von der Zehn-Meter-Bahn“, sagt mir Ludwig Nutz während wir die Treppen des Schützenhauses hinabgehen. Mit einem Luftgewehr soll ich versuchen, mitten ins Schwarze zu treffen. Zehn Meter, das sollte ja machbar sein, denke ich mir. Unten am Schießstand angekommen, wird jedoch schnell klar: Zehn Meter können sehr lang sein — vor allem, wenn die zu treffende runde Scheibe nur Zentimeter-Größe hat. Das Gewehr wird aufgelegt und eingerichtet.
Ich versuche das Ringkorn genau auf den schwarzen Punkt zu richten, doch offensichtlich ist meine Hand nicht so ruhig wie gewünscht. Immer wieder flitzt der kleine Punkt durch das Ringkorn. „Luft anhalten“, erinnere ich mich an die Ratschläge der Schützen. Mein Atem stoppt und ich drücke ab. Ein lauter Knall ertönt. Doch aus zehn Metern Entfernung erkennt man nicht mal ein Einschussloch in der Ringkarte. Ob das wohl geklappt hat?
Beim Heranholen der Karte wird deutlich: Mein allererster Schuss ging ganz und gar nicht daneben. Fast mittig getroffen habe ich eine Neun geschossen. Weniger nervös nehme ich die nächsten Ring-löcher in Angriff. Auch die weiteren schwarzen Kreise treffe ich genau ins Schwarze. „Das ist doch für den Anfang gar nicht schlecht“, freut sich Ludwig Nutz mit mir. Vier Eier bekomme ich für meine erschossenen Punkte. Stolz nehme ich die bunten Ostereier entgegen und freue mich über meine Leistung. „Eierkönigin werde ich damit aber sicher nicht“, überlege ich. Aber für den Anfang war das wirklich nicht schlecht. So viel Eigenlob muss sein.
„Erst zu vorgerückter Stunde wird der Eierkönig ermittelt“, erzählt Ludwig Nutz. „Mit einer ganz alten Büchse schießen wir dann. Die holen wir sonst nie raus“, sagt er. Eine alte Winchester von 1923 ruht sonst das Jahr über im Schrank. „Die ist etwas ganz Besonderes“, erklärt Manfred Langenhahn. Von Schütze zu Schütze wird sie während des Schießens weitergegeben. „Der Schütze mit der höchsten Ringlochzahl wird Eierkönig.“