Bergrennen auf dem Klingenring Motorsport: Die 2,1 Kilometer von Witzhelden

Vor 50 Jahren gab es das erste Bergrennen auf dem Klingenring — ein lokales Großereignis. Andreas Seidel hat darüber jetzt ein Buch verfasst.

Rennfahrer Manfred Pade aus Düsseldorf mit seinem Porsche 908 Bergspyder in der sogenannten Fuchsdelle im Jahr 1977.

Foto: Andreas Seidel

Bergisches Land. Es waren der 15. und 16. Oktober 1966, als sich knapp 10.000 Menschen am Klingenring in Witzhelden versammelt haben. An den Hängen und Pisten der 2,2 Kilometer langen Strecke standen die Neugierigen, um sich das erste Bergrennen vom Wupperhof nach Orth anzusehen. 99 Starter waren damals, vor mittlerweile 50 Jahren, dabei. Und es war der Start für den Aufstieg zu einem der schönesten und anspruchsvollsten Bergrennen in Deutschland, das aber nur bis 1984 gefahren wurde.

Der Start am Wupperhof: Herbert Rostek (Vlotho) mit seinem Kaimann Formel Super Vau im Jahr 1974.

Für Andreas Seidel aus Solingen übte das Rennen schon immer eine große Faszination aus. Der 1961 geborene Solinger hat wohl 1977 das erste Rennen als Zuschauer verfolgt, schätzt er. „Ich war von Haus aus mit dem Auto verbunden“, sagt er und zählt sich selbst zur „Generation Autoquartett“. Noch heute kenne er die Werte der Wagen von damals, erzählt er.

Autor und Autofreund Andreas Seidel bei der Präsentation seines Buches.

Seidel hat jetzt ein Buch zu dem Bergrennen herausgebracht. Von Januar bis September hat er mit Hilfe von Freunden daran gearbeitet. „Ich bin ganz blauäugig daran gegangen, habe erstmal im Internet geguckt. Da findet man aber nichts“, sagt er. Dann habe er im Solinger Stadtarchiv nachgesehen und mit ehemaligen Fahrern des Rennens gesprochen. „Und so kam eins zum anderen.“ Und Seidel kam so zu Gesprächen mit Fahrern und Zugängen zu Kellerarchiven.

Beim ersten Mal sei das Bergrennen noch eine komplett lokale Veranstaltung gewesen, so Seidel. Alle aus der bergischen Region, die „etwas Vierrädriges unterm Hintern hatten, haben sich gezeigt“, erzählt er. „Die Fahrer sind teils mit ihren Privatautos gekommen und die die Piste mit VW-Kombis gefahren“, sagt Seidel lachend.

Erst 1978 sei aus der lokalen Veranstaltung eine überregionale geworden als der Klingenring Teil des Endlaufs des deutschen Bergpokals wurde. Gleichzeitig nahmen mit den Jahren aber die Zuschauerzahlen ab. Am Ende seien es nur noch um die 1500 gewesen, erzählt Seidel.

Neben dem Schwund der Zuschauer kämpfte der Veranstalter, der MSC Benzinfüchse Solingen, aber auch mit immer größeren Auflagen durch die Landesbehörden in Düsseldorf. So mussten Doppelleitplanken installiert oder das Fahrerlager befestigt werden. Teure Maßnahmen, die die Kasse des Vereins schrumpfen ließen bei schwindenden Einnahmen. „Am Ende sind die Organisatoren schlicht müde gewesen“, sagt Autor Seidel.

Trotzdem hat das Feld von insgesamt über 1300 Fahrern in all den Jahren einige Berühmtheiten der Motorsportszene hervorgebracht, wie etwa Jürgen Neuhaus, Ralf Stommelen, Willi Bergmeister oder Roland Asch.

Viele der ehemaligen Fahrer hätten sein Buch schon bestellt, sagt Seidel. Genaue Zahlen will er nicht nennen. Aber das Buch ist auf 300 Exemplare limitiert und er spekuliert schon, eine zweite Auflage drucken zu müssen. „Ich habe damit einen Nerv getroffen“, meint er.

Generell, findet Seidel, sei das Thema Bergrennen wieder auf dem Vormarsch. Zwar seien die 1984 in NRW verboten worden, aber mittlerweile gebe es Oldtimer-Fahrten im Sauerland oder auch richtige Bergrennen in Bayern. Seidel meint, es sei heute leichter, so etwas genehmigt zu bekommen. „Die Beamten damals sind höchstens am Wochenende mal mit dem Mercedes zur Kaffeetafel gefahren. Denen waren Rennwagen ein Dorn im Auge. Heute sind die Leute in den Ämtern dem Motorsport eben näher“, glaubt Seidel.