Napoleons Auszug aus dem Kataster

Der Kreis hat die Liegenschaften neu berechnet. Über 130.000 Flurstücke haben eine andere Größe als angenommen.

Rhein.-Berg. Kreis. Napoleon ist 190 Jahre tot. Aber in der Urvermessung der Flächen im Land lebte er noch lange weiter. Aus dem Jahr 1808 stammt seine Anordnung zur Vermessung und Anlegung eines Parzellenkatasters. Die erste Liegenschaftskarte für das heutige Gebiet des Rheinisch-Bergischen Kreises entstand 1825.

Was vor zweihundert Jahren mit der Rute als Maßeinheit begann, um Steuern einzutreiben, setzte sich im Zuge verfeinerter Messtechniken bis in die Gegenwart mit einer Vielzahl an Methoden fort: das Liegenschaftskataster als Flickensystem. Katasterdaten konnten zwischen den Behörden nur schwer ausgetauscht werden, weil die Systeme nicht kompatibel waren. Damit ist jetzt Schluss.

Auch wenn die Abkürzung „Alkis“ andere Assoziationen weckt, dahinter verbirgt sich ein nüchternes und vor allem bundesweit einheitliches neues System, das die Daten von Liegenschaftsbuch und -karte zusammenfasst und Bürgern, Firmen und Behörden einen besseren Service verspricht. Eine Umstellung, die beim Kreis zwar rund 840.000 Euro verschlungen hat. „Aber damit sparen wir 400.000 Euro im Jahr“, sagte Landrat Rolf Menzel bei der Präsentation am Dienstag im Kreishaus.

Vorangegangen waren unter anderem sieben Jahre der Softwareentwicklung und eine vier Jahre währende Arbeit der Datenübertragung, zum Großteil durch mühevolles Eintippen. „Aber es reicht nicht, schlechte Daten in ein gutes System einzupassen“, sagt Thomas Merten, zuständiger Bereichsleiter der Kreisverwaltung.

Also hat der Kreis als bundesweit einzige Katasterbehörde in einem Zeitraum von 20 Jahren bis 2008 alle Flur- und Grundstücke in Rhein-Berg neu vermessen und die Ergebnisse in 2.000 digitalisierte Karten einfließen lassen.

Für die Eigentümer von über 130.000 Flurstücken bedeutet das, dass ihr Eigentum größer oder kleiner ausfällt als bisher gedacht. Zwar bleibt der äußere Rahmen selbstredend identisch, aber zwischen exaktem Vermessen und dem zu Napoleons Zeiten üblichen Hantieren mit Seilen und Ketten liegen nun mal Welten.

Bei 85.000 Flurstücken beträgt die Änderung nur bis zu zehn Quadratmeter. Etwa 10.000 Flurstücke ändern sich allerdings in einer Größenordnung von über 100 Quadratmetern. „Hier sind aber vor allem Forst- und Landwirtschaftsflächen betroffen“, sagt Theo Kühbach, der die Umstellung innerhalb des Vermessungs- und Katasteramtes federführend betreut hat. Die Änderungen werden sich künftig auch bei der Grundsteuer auswirken.

Einblick in das Liegenschaftskataster gewährt das Amt im Kreishaus durch das neue System nach eigener Aussage ohne Wartezeit; man kann sich die jetzt verständlicheren Karten und Informationen aber auch zumailen oder per Post zuschicken lassen.

Alle Informationen, die sich nicht auf die jeweiligen Grundstückseigentümer oder andere geschützte Daten beziehen, sind aber seit Dienstag auch über das Geoportal auf der Internetseite des Rheinisch-Bergischen Kreises frei zugänglich. Es ist unter der Rubrik „Leben/ Wohnen“ zu finden.