Perfide die Opfer ausgesucht und mit Drohungen belegt

Burscheider Senioren-Union lässt sich von der Polizei beraten, wie man Nepper, Schlepper und Bauernfänger erkennt.

Foto: D. Siewert

Burscheid. Im Büchel 19 klingelt das Telefon. Die Hausfrau hebt ab. „Hallo?“ „Herzlichen Glückwunsch! Sie haben gewonnen!“ Mit einer schnellen Bewegung landet der Hörer wieder auf seinem Platz. Erst gar nicht nachfragen, wer ihr da einen so verlockenden Gewinn anbietet! Das hat die kluge Seniorin sehr gut macht — ganz wie sie es im Vortrag von Claudia Kammann gehört hat.

Seit Februar dieses Jahres ist die Hauptkommissarin aus Bergisch-Gladbach für den Bereich Kriminal-Prävention zuständig und klärt sowohl in Senioren-Clubs wie auch in Schulen im Rheinisch-Bergischen-Kreis über die vielfältigen Tricks und Gefahren durch betrügerische Banden auf.

Bereits vor einigen Jahren stellte die CDU-Senioren-Union das brisante Thema öffentlich vor. Am Mittwochabend wurden den 25 hauptsächlich Seniorinnen und Senioren im Saal der Tennishalle in Hilgen alle Gesichtspunkte des Problems wieder deutlich vor Augen geführt. In ihren Referaten konnte die Hauptkommissarin nur einen Teil aus der unglaublichen Fülle von Betrugs-Tricks und Vorgehensweisen durch Beispiele erläutern.

Wie perfide sie ihre Opfer aussuchen und oft mit Drohungen einschüchtern, zeigt sich zu einem bedenklich großen Teil in ihren Manövern per Telefon. So brauchte es im ersten Quartal 2018 nur sechzehn vollendete Telefonterror-Fälle, um 450 000 Euro Beute zu machen.

Stellvertretende Bürgermeisterin Silke Riemscheid erinnerte sich an einen Betrugsversuch in ihrem eigenen Umfeld mit dem sog. „Enkel-Trick“. Nicht zu unterschätzen sind aber auch die Schäden durch Taschendieb-Teams.

Von Claudia Kammann kamen brauchbare Schutztipps: Geld, Bankkarten, Personal-Unterlagen niemals zusammen in einer einzigen Tasche mit sich tragen! Nicht mehr Wertsachen mitnehmen, als unbedingt nötig! Handwerker und Bittsteller an den Wohnungstüren diplomatisch kontrollieren und abwehren.

Einen spektakulären Abzock-Fall erlebte die Witwe des Burscheiders Rolf Klingler. Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes tauchte an seine Adresse ein Schreiben auf von einer sich „Perfect Forderungsgesellschaft“ nennenden Unternehmung: . „Wenn Sie unsere Forderung von 430,00 Euro, die wir bereits kulant auf 249,00 Euro reduzierten, nicht umgehend überweisen, wird ihr persönliches Bankkonto gesperrt und ihr Guthaben eingefroren!“

Zum Glück informierte sich Frau Klingler sofort bei ihrer Bank und einem Anwalt und ignorierte die Drohung. Trotzdem wurde sie noch zweimal angerufen und ermahnt. Büroanschrift, Banklogo und Telefonanschluss der „Perfect“ waren in ganz Europa angesiedelt. Alles verlief im Sand.

Leider finden die Gauner aller Couleur noch reichlich Opfer, auch wenn ihre Methoden oft mehr als durchsichtig sind. Oft kalkulieren sie die obrigkeits-devote Haltung der älteren Bürger mit ein. Die vortragende Hauptkommissarin gab mehrfach den eindringlichen Rat: „Niemals schamvoll schweigen! Familie, Freunde ins Vertrauen ziehen, bei Notruf oder in örtlicher Polizei-Wache Hilfe suchen und reden! Erste Ansprechstelle in Burscheid: 0 21 74 / 64 81-720.