Museum Ludwig Persönliche Bilder verschmelzen zu Zeichnungen, Collagen und Objekten
Köln · Für die Ausstellung „Hier und Jetzt im Museum Ludwig. Dynamische Räume“, die vom 6. Juni bis 30. August stattfindet, kollaboriert das Museum Ludwig mit der Plattform Contemporary And (C&). Gegründet von Julia Grosse und Yvette Mutumba versteht sich C& als „ein dynamischer Ort, an dem Themen und Informationen zur zeitgenössischen Kunstpraxis aus Afrika und der Globalen Diaspora reflektiert und vernetzt werden“.
Dafür nutzt C& verschiedene Formate: Knotenpunkt sind Online-Kunstmagazine mit Ausstellungsrezensionen, Interviews, Kolumnen und Nachrichten aus dem internationalen Kunstbetrieb. Hinzu kommt die Präsentation neuer, digitaler Kunstproduktionen. Dreimal jährlich erscheint ein gedrucktes Magazin. Die Ausstellung stellt nun diese Aktivitäten sowie die Offline-Projekte von C& vor und setzt diese in Verbindung mit weiteren künstlerischen Positionen.
Fokus liegt auf Kulturproduktionen Afrikas
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Langzeitprojekt C& Center of Unfinished Business. Es handelt sich um einen partizipativen Leseraum, der je nach Standort erweitert wird. Kern ist stets die Begegnung und der Dialog mit den jeweiligen Partnern und deren Bibliothek. So werden für Köln neben den C&-eigenen Beständen auch ausgewählte Publikationen der Kunst- und Museumsbibliothek Köln sowie des in Berlin ansässigen Empowerment- und Bildungsprojekts Each One Teach One integriert.
Die Publikationen, die aus diesen unterschiedlichen Sammlungsansätzen zusammenkommen, legen den Fokus auf Kulturproduktionen aus Afrika und der Globalen Diaspora. Sie hinterfragen Leerstellen der westlich zentrierten Kunstgeschichte und thematisieren Aspekte der kolonialen Vergangenheit. Der im Museum Ludwig installierte Leseraum lädt Besucher ein zu lesen, zu kommentieren und unabgeschlossene Diskussionen weiterzuführen.
Darüber hinaus werden Videoarbeiten der Künstlerkollektive „The Nest Collective“ und „CUSS“ mit Vukani Ndebele, die für die Online-Videoplattform von C& produziert wurden, erstmalig in einem musealen Raum gezeigt. Beide Positionen arbeiten an den Schnittstellen verschiedener gesellschaftlicher Kontexte und beschäftigen sich oftmals humorvoll mit dem eigenen urbanen Umfeld. Ihre kurzen Filme spielen in Nairobi und Durban und entwickeln sich aus alltäglichen Szenarien einmal zu einem Kammerspiel, einmal zu einem Horrorfilm.
Mit Nkiruka Oparah und Frida Orupabo präsentiert die Ausstellung außerdem zwei Künstlerinnen, deren Praxis sich durch die Reflexion afrodiasporischer Identität sowie durch die Befragung von Eigen- und Fremdrepräsentation, der Wiederaneignung von Bildern und den Einfluss visueller Kulturen des Internets auszeichnet. Orupabos Bilder kreisen um Themen wie Religion, Mutterschaft und die Sexualisierung des weiblichen Schwarzen Körpers. Bildfragmente aus Archiven bis hin zu aktueller Popkultur werden von ihr isoliert und neu zusammengefügt. So entstehen Arbeiten, die den Betrachterblick zurückwerfen und auch die dahinterliegenden Projektionen sichtbar machen. Von Frida Orupabo werden eine Videoarbeit und Papiercollagen zu sehen sein. Im Nachdenken über Sprache, Geschlecht und Erinnerung verbindet Nkiruka Oparahs Kunst persönliche mit kulturell geprägten Bildern zu Zeichnungen, Videocollagen und Objekten. Für die Ausstellung präsentiert sie eine Videoarbeit um den fiktiven Urgeist Suoon. Der gleichnamige animierte Kosmos ist Teil ihres jüngsten multimedialen Werkkomplexes.
Die Ausstellung ist die sechste Ausgabe der fortlaufenden Projektreihe „Hier und Jetzt im Museum Ludwig“. Für Museumsdirektor Yilmaz Dziewior steht die Ausstellung exemplarisch für das unmittelbar auf gegenwärtige kulturelle und gesellschaftliche Diskurse reagierende Format.