Querbeat: Schrill, bunt, laut und richtig gut
Die Band Querbeat ist derzeit der Stimmungsmacher in den Sälen. Unsere Zeitung hat sie einen Abend lang begleitet.
Köln. Es ist kurz nach 20 Uhr als die ersten Bandmitglieder von Querbeat über die große Rolltreppe das Foyer des Kristallsaals an der Messe erreichen. Mit ihren bunten Klamotten fallen sie selbst bei Kostümsitzung wie die der Rheinenergie-Funken auf.
„Wir haben uns gegen 19.30 Uhr in Bonn getroffen, wo etwa die Hälfte der Band wohnt. Danach ging es mit dem Bus hierher“, sagt Saxophonist Kurt — mit 58 der älteste Musiker bei der 2001 gegründeten Brass- und Marchingband.
„Auch meine beiden Söhne Andy und Jojo gehören zur Truppe. Wir kennen uns als Band schon sehr lange. Es ist schön von den Jungen so akzeptiert zu werden“, sagt der Profimusiker, während sich gegen 20.20 Uhr die Band in der Künstlergarderobe fertig für den Auftritt macht. Die Kleidung wird dabei mit kurzen Hosen und T-Shirts zunehmend sommerlich.
Es ist 20.30 Uhr als Sitzungspräsident Walter Passmann euphorisch die Band ankündigt: „Sie sind bunt, schrill und verkörpern pure Energie.“ Es dauert nicht lange, bis der Saal dank den Sambarhythmen von „Colonia Tropical“ steht und tanzt, während die Musiker auf der Bühne fröhlich durcheinander wirbeln und auch mal ein Runde durch den Saal drehen.
Zum Abschied will der Sitzungspräsident gegen 21 Uhr Kurt als Kopf der Band danken und ihm einen Orden verleihen. Allerdings treten auf einen Schlag gleich sechs oder sieben Bandmitglieder vor und Passmann bekennt: „Jetzt bin ich schon wieder darauf reingefallen.“ Erklärung gibt es von Kurt: „Viele halten mich für den Leiter von Querbeat, was so aber nicht richtig ist. So hat sich das kleine Ritual in der Band entwickelt.“
Gegen 21.20 Uhr startet der große Tourbus in Richtung Hennef, wo der zweite Auftritt des Abends stattfindet. Seit anderthalb Jahren gehört Trompeter Daniel zur Band: „Der Auftritt hat gut funktioniert, das Publikum hat voll mitgemacht. Wir haben unser Ziel erreicht“, freut sich der 27-Jährige. Wenn er nicht gerade mit Querbeat unterwegs ist, arbeitet der studierte Jazzmusiker als Referendar am Gymnasium.
Etwas länger bei der Band ist die Journalistin und Saxofonistin Hannah. „Querbeat ist eine tolle Gruppe, die auf der Bühne und unterwegs so richtig Spaß hat.“ Zu ihrem Instrument ist die Bonnerin durch einen Deal gekommen: „Mit 13 wollte ich Reitstunden nehmen. Voraussetzung meiner Mutter war dafür, dass ich gleichzeitig ein Instrument lerne. Das Reiten habe ich aufgegeben, die Musik ist geblieben“, erinnert sich die 28-Jährige.
Im Bus entdecken die Bandmitglieder kurz vor der Ankunft in Hennef gegen 22 Uhr, dass sich Bierflaschen gut als Instrumente eignen und dass man mit einem Schluck daraus sogar die Tonart wechseln kann. Derweil müssen die Techniker ein anderes Problem lösen — eines der Kabel an der Boxen ist defekt und der Sound der Band ist nicht ganz so, wie er sein sollte.
Vor der Halle in Hennef trifft Querbeat auf die Kölner Prinzengarde und erfährt, dass sich der Auftritt nach hinten schieben wird. Die Zeit nutzt Saxofonistin Linda, um bei ihrem Heimspiel in Hennef alte Bekannte zu begrüßen. Einer davon ist Heinz Weckauff, früherer Literat der KG Große Geistinger. „Ich erinnere mich noch wie Linda neben dem Abi hier im Service gearbeitet hat und jetzt steht sie auf der Bühne.“ Linda freut sich derweil auf ihren Auftritt, auf den sie sich wie die anderen Bandmitglieder in einer der Umkleidekabinen der Halle vorbereitet.
Gegen 22.30 Uhr geht es auf die Bühne durch den nach der Pause fast noch leeren Saal. Selbst der Elferrat ist noch nicht vollständig besetzt. Es dauert allerdings nicht lange, bis das Foyer leer und der Saal wieder voll ist. Dafür sorgen schon die starken Rhythmen von Querbeat. Kurz vor 23 Uhr geht es durch die Kälte zurück in den Tourbus — viel Zeit um zum nächsten Auftritt ins Kölner Pullman zu kommen bleibt nicht.
„Das Navi zeigt Ankunft um 23.44 Uhr, den ersten Ton müssen wir um 23.45 Uhr spielen“, sagt Kurt und ruft von unterwegs im Saal an. Zu den Profimusikerin in der Band zählt Trompeter Matthes: „Ich habe in Hamburg Musik studiert und bin immer nach Köln gependelt, um bei Querbeat dabei zu sein. Querbeat ist eine besondere Band, das zeigt auch der Spaß, den wir zusammen haben und die Witze, die wir auf der Bühne machen“, sagt der 26-Jährige.
Dank ihrem Busfahrer kommt man doch ganze fünf Minuten von dem Auftritt vor der Hofburg an. Für die Techniker bedeutet das jetzt richtig Druck, zum Glück konnten sie in Hennef noch ein Ersatzkabel besorgen. Bei der Kostümsitzung der IG Metall bestreiten Querbeat das Finale und holen selbst die Jecken zurück in den Saal, die vorher sich schon auf den Weg nach Hause machen wollten.
Am Ende ist die Band mit ihren 20 Mitgliedern erschöpft aber zufrieden: „Der Abend ist super gelaufen. Der Abschluss gerade war genial, das Publikum hat voll mitgezogen. Besonders freut uns, dass unser neuer Song ‘Stonn op und danz’ so gut ankommt, freut sich Gitarrist und Sänger Jojo, bevor man gegen 0.20 Uhr so langsam den Heimweg antritt.