Max Bruch: Das fast vergessene Wunderkind
Der vor 175 Jahren geborene und einst berühmte Komponist hatte auch Kontakte nach Burscheid.
Rhein.-Berg. Kreis. Wer den rheinischen Komponisten Max Bruch kennt, kennt eigentlich nur sein erstes Violinkonzert, vor allem den langsamen Satz. Vor 175 Jahren wurde Bruch in Köln geboren, galt als Wunderkind, wurde hochberühmt, starb 1920 und ist heute fast vergessen.
Bergisch Gladbach macht in diesem Jahr mit einem Max-Bruch-Festival wieder auf ihn aufmerksam, denn über die mit ihm befreundete Fabrikantenfamilie Zanders war Bruch eng mit der Stadt verbunden. Viele Kompositionen sind dort entstanden.
Auch zu Burscheid hatte er Kontakte. Hier wurden — zunächst im Beisein des Komponisten — von der Musicalischen Academie Werke von ihm aufgeführt. Else Yeo, viele Jahrzehnte Archivarin der Academie, hat sich eingehend damit beschäftigt.
Die erste Aufführung fand 1876 statt. Es erklang „Schön Ellen“, eine Ballade von Emanuel Geibel für Solisten, Chor und Orchester. Im Anschluss an das erfolgreiche Konzert lud Bruch den Dirigenten Lenzen ein, das Violinkonzert mit ihm zu spielen. Nachher, so berichtet Wilhelm Hoffmann in seinen „Musikantenspäßen“, habe er ihm auf die Schulter klopfend gesagt: „So habe ich mir‘s immer gedacht. Jedoch niemals gehört.“ Zu einer geplanten gemeinsamen Konzertreise nach England ist es jedoch nie gekommen.
Im November 1905 erklang „Volkers Nachtgesang“ für eine Singstimme und Orchester, wieder auf einen Text von Geibel. Gleich dreimal wurde „Das Lied von der Glocke“ (nach Schiller) in Burscheid aufgeführt: zweimal 1923 und noch einmal 1937. „Diese ewig jung immer wieder begeisternde Komposition“, so die Presse nach der zweiten Aufführung, reiße beim erneuten Hören mit ihrem „prächtigen, unvergleichlich schönen Melodienreichtum“ die Zuhörer immer wieder fort.
1936 spielte man die Ouvertüre zu „Loreley“ und 1958 noch einmal, zusammen mit zwei weiteren Werken des Komponisten, der Arie der Andromache aus dem Oratorium „Achilles“ und dem 2. Satz des Violinkonzertes, ein drittes Mal 1962.
1987 gab es in Burscheid die deutsche Erstaufführung eines Klavierquintetts von Max Bruch zu hören, gespielt vom Verdi-Quartett und der Pianistin Agathe Jaggi. Seitdem scheint Bruch auch im musikalischen Burscheid in Vergessenheit geraten zu sein, obwohl sich, wie Else Yeo weiß, im Archiv der Musicalischen Academie die Partitur zu Bruchs „Jubilate Amen“ und das Aufführungsmaterial zu „Normannenzug“ befinden. Es ist allerdings nicht bekannt, ob diese beiden Werke jemals in Burscheid aufgeführt wurden.
Das Festival hat am 6. Januar begonnen und endet am 1. Dezember. Nächster Konzerttermin ist der 3. März.