Reitturnier: Große Sprünge und großer Zuspruch
Für ihren Saisonhöhepunkt haben die Mitglieder des Reit- und Fahrvereins Paffenlöh alles gegeben. Am Ende steht die Erleichterung, dass es sich gelohnt hat.
Burscheid. Vielleicht nicht der sportlich anspruchsvollste Wettbewerb, aber sicherlich für die zahlreichen Zuschauer am Turnierplatz in Paffenlöh einer der kurzweiligsten der vier Turniertage: Nach einer kurzen Einführung durch Parcoursbauer Kenneth Schoth gehen am frühen Sonntagnachmittag zehn Teams bei der „Jump and Dog“-Prüfung an den Start.
Erst muss der Reiter mit seinem Pferd den Springparcours absolvieren, dann möglichst rasch selbst vom Pferd springen, über den Platz rennen und den Hundeführer abklatschen. Der jagt dann mit seinem Vierbeiner an der Leine über einen eigenen Parcours dem Ziel entgegen. Die Gesamtzeit gilt für die Platzierung.
Gerade die Hundeführer sorgen immer wieder für Begeisterungsstürme. Michel Birkenbeul fegt mit seinem Hund Bootsmann in atemberaubendem Tempo über den Sandplatz. Tierärztin Anja Caßardelli und ihrem wackeren Meikie fliegen die Herzen zu, ehe der kleine Pinscher sein Frauchen kurz vor dem Ziel so mit der Leine umtänzelt, dass unglücklicherweise ein Sturz auf den anderen folgt. Aber beim nächsten Team muss Hundeführerin Yasmina Kuhl sogar in Kauf nehmen, dass beim Durchschlüpfen unter (!) einem Hindernis dieses von ihr gerissen wird und auf sie niederstürzt.
Am Mikrofon gibt Erhard Pott während der Prüfung den engagierten Sportreporter für die Zuschauer. Ansonsten ist er Zweiter Vorsitzender des ausrichtenden Reit- und Fahrvereins Paffenlöh und hat kurz vor dem Start von „Jump and Dog“ zufrieden eine erste Bilanz des Saisonhöhepunkts im Vereinsleben gezogen.
Für die rund 120 Mitglieder ist das jährliche Reit- und Springturnier eine gigantische Kraftanstrengung. Um den rund 800 Startern nicht nur einen atemberaubenden Blick bis zum Kölner Dom und ins Braunkohlerevier am Niederrhein, sondern auch optimale Bedingungen zu bieten, fangen die Vorbereitungen schon im August des Vorjahres an. Dann werden auf Verbandsebene die Turniertermine abgesprochen. Bis Januar muss der Turnierausschuss die Ausschreibung folgen lassen.
„Die heiße Phase beginnt drei bis vier Wochen vor dem Turnier“, sagt Pott. „Und in der letzten Woche treffen wir uns jeden Tag ab 17 Uhr zum Arbeitsdienst.“ Vier Lkw-Ladungen Sand wurden für den Turnierplatz angefordert, die Reserve türmt sich abseits auf dem Gelände zu einem großen Kindersandspielplatz auf. Zum Aufbau des Zeltes rückten 30 Mann an. In zwei Stunden war die Arbeit erledigt.
Nichts während der vier Turniertage ist in fremde Hände gegeben. Ein gelernter Koch aus dem Mitgliederbestand koordiniert die Verpflegung, die Vereinsjugend bietet Cocktails und Slush-Eis an, die Teams beim Getränke und Essensverkauf sind seit Jahren eingespielt. Dass im Zelt ein Schild bei den Besuchern um Verständnis wirbt, „wenn das eine oder andere nicht so funktioniert, wie Sie es vom Profi kennen“, ist eigentlich überflüssig. Das Publikum schätzt die familiäre und entspannte Atmosphäre.
Der Zuspruch ist auch wichtig. „Wir brauchen die Einnahmen“, sagt Pott. Und erleichtert registriert er, dass in diesem Jahr das Wetter der Open-Air-Veranstaltung nur am Samstag einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. „Der Auftakt am Donnerstag war super.“ Nicht nur der Parkplatz direkt am Turniergelände war voll, sondern auch vor der nahen Diskothek „Paffenlöher Steffi“ fanden sich bald keine Parkplätze mehr.
Nach dem Jugendtag mit den Dressurprüfungen in den Klassen E, A und L standen am ebenfalls vergleichsweise gut besuchten Freitag die jungen Pferde im Mittelpunkt, ehe am Samstag die Springprüfungen aller Leistungsklassen begannen. Die meisten ließen sich auch durch das schlechte Wetter nicht von einem Start abhalten. „Und der Platz ist so optimal, dass man hier bei jedem Wetter reiten kann“, versichert Pott.
Den sportlichen Höhepunkt bildete am Sonntagnachmittag das Ein-Stern-S-Springen. Aber schon beim Senioren-A-Springen war eine eindrucksvolle sportliche Karriere zu Ende gegangen. Wilfried Krutwig (77) aus Monheim und sein 23-jähriger Rapp-Wallach Sapajou, die zusammen 100 Jahre Lebenserfahrung mitbringen, verabschiedeten sich mit einem letzten Start aus dem aktiven Turniersport. Paffenlöh bot dafür einen würdigen Rahmen.