A1 Staus auf Autobahnen: Politik fordert bessere Warnanlagen
Nach den jüngsten beiden Unfällen mit Toten vor dem Leverkusener Kreuz wurde eine Sondersitzung der Unfallkommission extra zu diesem Schwerpunkt einberufen.
Burscheid/Leverkusen. Renate S. (Name von der Redaktion geändert) fährt nicht mehr über die A 1 von Wermelskirchen Richtung Leverkusen. „Ich habe Angst, dass mir ein Lastwagen im Stau drauffährt.“ Sie wählt den Weg über das Land — auch wenn dieser ohne einen Stau auf der Autobahn deutlich länger dauert.
Die Angst der Wermelskirchenerin ist nicht unberechtigt. Denn unabhängig von der Gefühlslage der Menschen nach jedem tödlichen Unfall insbesondere auf der täglichen Arbeitsstrecke sprechen auch die Zahlen eine deutliche Sprache: Vom 1. Juli 2014 an (also kurz nach der Sperrung der Leverkusener Autobahnbrücke für schwere Laster und den entsprechenden Staus) bis zum 30. April gab es auf dem Abschnitt davor 286 Unfälle mit 71 Verletzten — zwölf davon wurden schwer verletzt.
Im selben Zeitraum ein Jahr davor gab es „nur“ 188 Unfälle mit zwei Schwerverletzten. Die beiden getöteten Lkw-Fahrer von Dienstag und Freitag gehören zwar nicht direkt in diesen Vergleich, gehören aber für Polizeisprecher Thomas Held genau in das Muster jener Unfallhergänge, die seit Sommer 2014 vermehrt zu beobachten sei. „Die Abfahrt vor dem Kreuz Leverkusen ist für Lkw-Fahrer die letzte Möglichkeit, der Sperrung auszuweichen.“ Insofern komme es gehäuft zu Stausituationen und Ausweichmanövern mit den entsprechenden Folgen.
Dass die Polizei nicht früh genug selbst präventiv eingeschritten sei, weist Held von sich. „Wir versuchen so schnell wie möglich mit Stauabsicherungen zu reagieren. Dabei werden auch Polizeifahrzeuge als mobile Warnung eingesetzt.“ Zumeist 200 Meter vor dem Stauende, damit die Wirkung nicht wieder verpuffe. „Das ist das Mittel, das uns zur Verfügung steht. Wir können nicht in jeden Lastwagen hineinschauen.“
Dem Leverkusener Ratsherr Friedrich Busch ist das zu wenig. Per Selbstversuch habe er nach den beiden aktuellen tödlichen Unfällen die A1 Richtung Leverkusen befahren. Und er ist zu folgendem Ergebnis gekommen: „Kaum ein Autofahrer hält sich an die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen, denn die ab Wermelskirchen ins Rheintal abfallende Autobahn lädt zum Rasen ein.“ Sein Fazit: „Die Schilderbrücken, die eine der Verkehrs- und Stausituation angepasste Geschwindigkeit von den Autofahrern abverlangen, werden von den meisten Verkehrsteilnehmern ignoriert.“
Blitzgeräte stellen seiner Meinung nach eine sinnvolle Ergänzung dar. Und zusätzliche optische, mobile Warnschilder müssten aufgestellt werden. „Die von den Verantwortlichen ergriffenen Maßnahmen greifen nicht, wie sich das Straßen NRW, Bezirksregierung und Polizei Köln erhofft haben. Es besteht dringender Handlungsbedarf nach weiteren Maßnahmen.“
Die könnten schneller kommen als gedacht. Nur wenige Stunden nach dem zweiten tödlichen Unfall kündigte am Dienstag die Polizei eine Sondersitzung der Unfallkommission an. Nur zu dem Schwerpunkt A 1 will sie am kommenden Mittwoch zusammenkommen. Dort sitzen genau jene Vertreter, die Busch in die Pflicht nimmt. Und diese sollten seiner Meinung nach nicht nur kurzfristig angelegt sein. „Die Stausituationen auf der A1 werden in den nächsten Jahren durch den Ausbau der A 3 zwischen Leverkusen und Köln-Mülheim und anschließend durch den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke zunehmen.“