Ruges Interesse ist ihm schon sicher

Der Filmemacher Uwe Teske erhält 15.000 Euro zur Vorbereitung einer Dokumentation über ein Dorf in Island.

Burscheid. Die Zeitspanne, die zwischen Recherche und Veröffentlichung verstreicht, ist sehr unterschiedlich. Lokaljournalisten denken in Tagen, Filmemacher in Jahren. Und wer einen Dokumentarfilm plant, muss schon viel investieren, nur um mögliche Geldgeber für sein Projekt zu gewinnen.

Uwe Teske, Dokumentarfilmer mit Wohnsitz in Burscheid, kann da jetzt etwas entspannter sein. Ein Gerd-Ruge-Projekt-Stipendium in Höhe von 15.000 Euro bringt ihn seinem geplanten Film über ein Dorf in Island ein Stück näher.

Schon seit zweieinhalb Jahren hat der gebürtige Leipziger die 200-Seelen-Gemeinde Flateyri im Nordwesten der Insel als Drehort im Blick. Bei privaten Besuchen fiel ihm auf, dass die Hälfte der Bewohner aus Polen stammt. "Auch dort kommt etwas an, was wir mit Globalisierung verbinden", sagt er.

Zwei Gesellschaften in einem Dorf, die doch beide darauf angewiesen sind, dass die örtliche Fischfabrik fortbesteht. Inzwischen hat sich ein isländischer Käufer gefunden, der dafür seinen Job als Anwalt aufgibt. Er soll die eine Hauptfigur werden. Die andere: eine polnische Frau, die in der Fischfabrik arbeitet und sich nachmittags zusätzliches Geld als Briefträgerin verdient.

Das Interesse der Jury unter Vorsitz des legendären Namensgebers konnte Teske mit dieser Filmidee schon wecken. Jetzt muss er Fernsehsender überzeugen, das Projekt "Seachange" auch zu finanzieren. Dafür kommt das Stipendium gerade recht: Mit dem Geld soll weiter recherchiert und Material gedreht werden, um dann auf Werbetour bei den Anstalten und der Filmförderung zu gehen.

Erhält Teske die erhofften Zusagen, könnte ab Herbst 2011 gedreht werden - in mehreren Etappen über ein Jahr verteilt. "Dann dauert es noch ein gutes halbes Jahr, bis die Dokumentation fertig ist." Vor 2013 wird die Geschichte von Flateyri nicht auf die Festivals, ins Kino und ins Fernsehen kommen.

"Die Dokumentarfilmplätze sind rar gesät und werden weniger", beschreibt Teske die Not seiner Branche. Er selbst ist kein Neuling. Nach dem Studium in Karlsruhe und ersten Erfahrungen als Kameramann gründete er 2004 zusammen mit Sebastián Barahona in Berlin die Produktionsgesellschaft Yeti Film. Inzwischen gibt es auch ein Kölner Büro - der Grund für seinen Burscheider Wohnsitz.

Derzeit stellt Yeti Film eine Dokumentation über schwer erziehbare Jugendliche fertig, die im Ausland ihre letzte Chance erhalten. 2011 soll "Pitbulls und Grasmücke" zu sehen sein. Die Jugendlichen wurden zwei Jahre begleitet - Filmemacher denken eben in anderen Zeiträumen als Lokaljournalisten.

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