Schulsozialarbeiter Luckenbach: „Ich mache alles außer Unterricht“
Streit schlichten, Regeln beibringen, Kumpel sein — Jörg Luckenbach ist Schulsozialarbeiter.
Rhein.-Berg. Kreis. Seit 13 Jahren ist Jörg Luckenbach (45) Schulsozialarbeiter am Kompetenzzentrum Pestalozzischule in Wermelskirchen.
Die Förderschule besuchen Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse aus Burscheid, Leichlingen und Wermelskirchen, Kinder mit Lernschwächen, Sprachproblemen oder mit Problemen bei der sozialen und emotionalen Entwicklung. „Ich mache alles außer Unterricht“, sagt Luckenbach über seinen Job.
Der Schulsozialarbeiter steht morgens im Schülercafé. „Oft kommen die Kinder rein, wenn sie Stress haben, und dann ergeben sich Gespräche“, sagt der gebürtige Wermelskirchener. Während der Unterrichtszeit ist er im sogenannten Trainingsraum.
„Wenn ein Schüler im Unterricht Ärger macht, wird er einmal verwarnt, beim zweiten Mal muss er in den Trainingsraum“, erklärt Luckenbach. Die Jugendlichen erzählen ihm dann, was passiert ist und überlegen, wie sie das Getane wiedergutmachen können. „Sie müssen sich einen Rückkehrplan erarbeiten.“
Die Kinder sollen an der Schule lernen, wie sie sich im Alltag oder später im Berufsleben verhalten sollen. „Regeln geben den Kindern Sicherheit“, sagt Luckenbach. Die Schüler müssten wissen, woran sie sind. „Ich bin eher der Kumpeltyp, verschaffe mir aber Respekt.“
Luckenbach ist bei Konferenzen und Klassenfahrten anwesend. Er macht mit den Schülern Abenteuer- und Erlebnispädagogik. An zwei Nachmittagen bietet der 45-Jährige eine Taekwondo-AG an.
„Es ist toll, dass ich bei meinem Job mein Hobby einbringen kann“, sagt er. Zudem ist er froh, dass er sich stets weiterbilden und das Gelernte weitergeben kann. Er macht Gewalt- und Suchtprävention, bietet Selbstbehauptungs- und Deeskalationstraining an, außerdem bildet er Streitschlichter aus.
Luckenbach arbeitet 43 Stunden in der Woche, hat aber während der Schulferien frei. „Die Ferien brauche ich dann auch“, sagt der 45-Jährige, der zum Entspannen fotografiert und Sport macht. Denn, auch wenn sie die Ausnahme sind, stressige Situationen gibt es immer wieder: wenn ein Schüler ausrastet, ihn beschimpft oder tritt. „Man muss in dem Job ein dickes Fell haben.“
Doch seine Arbeit würde er nicht gegen eine andere tauschen. „Ich mache den Job so lange ich für die Schüler glaubwürdig bin — ein reiner Bürojob wär nichts für mich“, sagt Luckenbach und zeigt zum Beweis auf seinen chaotischen Schreibtisch.
Dass er einmal Sozialarbeiter werden würde, stand nicht direkt nach dem Schulabschluss fest. „Ich habe erst eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker gemacht“, sagt der 45-Jährige. Als er bei der Bundeswehr im Sanitätsdienst war, hat er über seine Zukunft nachgedacht und sich entschieden, Soziale Arbeit zu studieren.
Erfolgserlebnisse sind für Luckenbach gute Entwicklungen der Schüler. Erst kürzlich konnten vier Schüler zur Hauptschule, einer zur Realschule wechseln. „Eine positive Rückmeldung von Eltern ist wie ein Ritterschlag“, sagt er.
Ein ehemaliger Schüler habe eine Ausbildung zum Koch gemacht. „Ohne Sie hätte er das nicht geschafft“, habe die Mutter des Jungen gesagt. „Ich denke, dass ich einen gewissen Anteil daran habe, wenn die Schüler etwas schaffen.“
Er versucht ein Vorbild zu sein, den Kindern eigenverantwortliches Handeln beizubringen. Er müsse sich vergegenwärtigen, aus welchen Verhältnissen die Kinder stammen. Luckenbach macht es traurig, wenn er die Situation der Schüler mit der seiner eigenen Kinder vergleicht. Aber er ist sicher: „Unsere Schüler haben eine Chance.“