Sternsinger: Die Kreide hat wohl bald ausgedient
27 Sternsinger waren am Samstag in Burscheid unterwegs, um Spenden für arme Kinder zu sammeln. Der BV begleitete drei kleine Könige.
Burscheid. Samstagmorgen in Hilgen. Es ist dunkel, regnet und stürmt. Eigentlich genau das richtige Wetter, um es sich zu Hause gemütlich zu machen und die Seele baumeln zu lassen.
Die Sternsinger in Hilgen und Burscheid haben indes etwas anderes im Sinn. Schließlich bietet sich die Chance, etwas Gutes zu tun. Unter dem diesjährigen Motto „Klopft an Türen, pocht auf Rechte!“ machten sich dafür am Samstag Kinder und Jugendliche aus den Pfarrgemeinden in Burscheid und Hilgen auf den Weg, um Spenden für notleidende Kinder auf der ganzen Welt zu sammeln.
Verkleidet als die heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar, machten sich insgesamt 27 Sternsinger und 15 Begleiter in zehn Gruppen auf den Weg, um 257 zuvor angemeldeten Familien Lieder zu singen und Gedichte aufzusagen. Daran anschließend wurde die Segensbitte ausgesprochen und mit Kreide an die Haustüren geschrieben.
Eine Entwicklung auf dem Haustürenmarkt sorgt dabei seit einigen Jahren für ungeahnte Probleme. „Immer mehr Leute greifen heute nicht mehr zu Holztüren, sondern haben diese weißen Kunststoffhaustüren. Daran hält die Kreide nicht mehr“ erklärte Heike Vetsch. Gemeinsam mit ihren Töchtern Vanessa (9) und Bianca (6) zog die Hilgenerin vom Bremsenfeld aus los.
Das Trio der heiligen Könige wurde durch den ebenfalls neunjährigen Liam Frühauf komplettiert. Neben dem selbstgebastelten Sternenstab und der Sammelbüchse hatte die Gruppe auch Aufkleber im Gepäck, auf denen die Segensbitte 20*C+M+B+12 aufgedruckt war. Diese wurden dann anstelle eines Kreideschriftzugs an jene Türen geklebt, an denen die Kreide nicht halten würde.
In warme Anoraks und Schals gehüllt und mit Kronen und Umhängen verkleidet, machten sich die heiligen drei Könige, die aufgrund des Regens auf die schwarze Gesichtsfarbe des Melchior verzichteten, auf den Weg zu ihrem ersten Halt im Strasserweg. Nach einem freundlichen Empfang durften die Drei dann auch gleich vor der Wohnzimmerkrippe von Familie Znanewitz ihre Gesangsqualitäten zeigen.
„Ob ihr mir wohl noch mal ,Gottes Segen blühe auf’ singen könntet? Das fand ich in der Kirche am Freitag so schön“ wünschte sich Rita Znanewitz. Natürlich kamen die Kinder diesem Wunsch nach, bevor Liam den Gottessegen sprach und der Aufkleber seinen Platz an der Haustür fand.
Nachdem die Kinder die erste Spende in ihrer Sammeldose verbuchen konnten und auch noch etwas Süßes als Wegzehrung mitbekamen, hatten sie bei ihrer nächsten Station nicht soviel Erfolg. Auch nach mehrmaligem Klingeln blieb die Türe ungeöffnet. „Scheinbar ist keiner da. Aber den Segen sprechen wir natürlich trotzdem aus“ erklärt Heike Vetsch. Da die Türe diesmal aus Holz war, durfte Bianca die Segensbitte direkt mit der Kreide an den Türbalken schreiben. „Das sieht doch fein aus“, zeigte sich die Sechsjährige dann auch sichtlich zufrieden.
Um Leute, die kein Interesse an einem Hausbesuch der heiligen drei Könige haben, nicht zu belästigen, kommen sie nur auf Anmeldung vorbei. Dafür haben die Gemeinden im Vorfeld Infoblätter verteilt, über die die Leute ihr Interesse an dem christlichen Brauchtum bekunden und anmelden konnten.
Während die Gruppen in Burscheid noch relativ schnell von einem Haus zum nächsten kamen, waren die Wege in Hilgen weitläufiger. So führte der Weg von Bianca, Vanessa und Liam zu Häusern an der Floßwiese, am Rosenkranz und in den Eifgenweg.
Verglichen mit dem vergangenen Jahr waren die insgesamt 17 Hausbesuche, die das Trio absolvierte, allerdings ein Klacks. „Da lag hier richtig viel Schnee, was für die Kinder natürlich schön war. Auf der anderen Seite waren Umhänge und Schuhe dementsprechend schmutzig und nass und das vorankommen war nicht ganz so leicht“, berichtete Heike Vetsch.
In ihrem Wohnzimmer war Edeltraut Schudok derweil so begeistert von dem Vortrag der Kinder, dass sie ihnen, neben einer großzügigen Spende, direkt eine Einladung für das nächste Jahr mit auf den Weg gab.
Aber was bewegt die Kinder eigentlich dazu, sich bei kalt-nassem Wetter an einem Samstagmorgen dieser Aufgabe zu stellen? „Na, für die Kinder in Nicaragua natürlich, denen geht es doch nicht so gut wie uns“, erklärte Bianca. Liam ergänzte dazu, dass „die Kinder da ja auch fast keine Rechte haben und oft zu Hause geschlagen werden. Da ist es doch toll, wenn man denen helfen kann“.
Beendet wurde das Wochenende für die Sternsinger schließlich am Sonntag mit der symbolischen Rückkehr in die St. Laurentiuskirche, wo am Mittag noch mal eine Kinder- und Familienmesse stattfand.