Sieben Sünder in 30 Minuten
Trotz Ankündigung fahren viele Autofahrer zu schnell. Die Polizei schreibt mehr Strafzettel als erwartet.
Burscheid. Polizeioberkommissar Jörg Rosenzweig visiert die Ampel an der Schule an. Es piept zweimal, dann ist das Messgerät scharf. Der sechste Blitzmarathon der Polizei ist an der Höhestraße angekommen.
Rosenzweig und seine beiden Kollegen sind seit sechs Uhr im Einsatz. „Der Blitzmarathon dauert zwar 24 Stunden, aber wir machen alle unsere normalen Schichten. Wir waren heute Morgen in Wermelskirchen und fahren gleich weiter nach Odenthal“, erklärt Werner Fellechner vom Verkehrsdienst.
Wer in der 30km/h-Zone an der Montanusschule schneller als 39 km/h fährt, wird rausgewunken. Nach wenigen Minuten trifft es eine Wermelskirchenerin. „Ich war 16 km/h zu schnell. Dass man hier nur 30 fahren darf, wusste ich gar nicht“, sagt die Mutter zerknirscht. 25 Euro kostet die Geschwindigkeitsüberschreitung. „Das tut schon weh“, gesteht die Fahrerin.
Für die Kontrollstelle an der Höhestraße hatten die Burscheider im Vorfeld abgestimmt. „Ich finde gut, dass Punkte ausgesucht wurden, an denen wir ohnehin regelmäßig messen. Vielleicht passiert das noch nicht oft genug“, sagt Fellechner.
Ein paar Minuten später wird ein Rollerfahrer auf den Parkplatz gebeten. Der Burscheider war mit 44 km/h unterwegs. „Ich wusste ja von dem Marathon, aber ich war mit den Gedanken einfach woanders“, ärgert er sich. Für die Aktion hat er aber Verständnis: „Klar, warum soll ich jetzt Theater machen? Hier sind ja auch viele Kinder unterwegs.“
Sobald der Rollerfahrer seinen Strafzettel abgeholt hat, muss ein Langenfelder anhalten. Auch er hat das Schild für die 30er-Zone übersehen. „Ich ärgere mich über mich selbst. Bevor ich losgefahren bin, habe ich noch daran gedacht“, sagt der Mann.
Werner Fellechner versteht die Verkehrssünder: „Ich bin ja auch schon mal geblitzt worden. Es gibt eben Stellen, an denen lässt die Konzentration nach.“ Nicht zuletzt deshalb sei der Blitzmarathon sinnvoll. „In den Tagen danach sind die meisten erfahrungsgemäß etwas verhaltener unterwegs. Eine gewisse Nachhaltigkeit ist also da. Leider hält die nicht besonders lange an.“
An normalen Tagen fahren fünf bis zehn Prozent der Verkehrsteilnehmer zu schnell. „Nach der Ankündigung wird sich das heute auf zwei bis drei Prozent reduzieren“, vermutet Werner Fellechner.
Doch in der ersten halben Stunde müssen er und seine Kollegen siebenmal die Kelle zücken. „Die Leute wissen, dass wir hier stehen, und fahren trotzdem zu schnell. Die Quote ist heute wie sonst auch. Das halte ich für einen Misserfolg.“