So beten die Kinder und Erwachsenen im Islam

Die Kinderkirche der Evangelischen Gemeinde besuchte am Wochenende den türkisch-islamischen Kulturverein.

Foto: Bernd Schaller

Burscheid.„Wie betet die Welt?“, das wollten die 15 Jungen und Mädchen zwischen vier und zehn Jahren wissen, die am Samstagnachmittag der Einladung von Pfarrerin Katrin Friedel von der Evangelischen Kirchengemeinde gefolgt sind und den Gebetsraum im türkisch-islamischen Kulturverein besucht haben.

Nachdem die muntere Truppe gemeinsam über die Bahntrasse bis nach Massiefen gelaufen war, wurden sie vom Vorsitzenden Ibrahim Dindar und dem Imam Avci Futih empfangen. Zwei Mädchen beschenkten sie mit Blumen, bevor der Imam erzählte, dass „unser Buch original arabisch ist, weil unser Prophet ein Araber ist“. „Weiß von euch jemand, wie das Heilige Buch im Islam heißt“, wollte die Pfarrerin von ihren Schützlingen wissen. Und nachdem sie den Anfangsbuchstaben „K“ genannt hatte, wusste eine kleine Zuhörerin, dass es Koran heißt. „Darin steht, dass der Prophet zu den Kindern gesagt hat, dass sie gegenüber den Eltern gut sein müssen“, übersetzte der gerade 13 Jahre alt gewordene Ismail die Worte, die der Imam auf Arabisch sagte.

Dann ging es in den Gebetssaal, der mit einem prächtigen Teppich ausgelegt ist. Alle zogen die Schuhe aus und setzten sich in einem Kreis zu Füßen des Imam. Der erzählte ihnen, dass es in seinem Glauben die vier Schwerpunkte Beten, Fasten, Almosen und Pilgern gibt. „Wir beten fünfmal am Tag. Eigentlich brauchen wir dafür keinen besonderen Raum, aber es ist uns auch wichtig, zusammenzukommen, damit wir uns kennenlernen, Freundschaften schließen und Respekt voreinander zeigen“, übersetzte Ismail. Die Kinder erfuhren, dass sich Muslime in Richtung Mekka drehen, wenn sie beten und die Hände mit den Handflächen nach hinten an die Ohren legen, weil sie dann alles, was nichts mit Gott zu tun hat, symbolisch nach hinten werfen können. Ärmere Menschen müssten keine Almosen geben, von wohlhabenden würde es aber erwartet.

Warum man denn die Schuhe vor dem Betreten des Gebetsraumes ausziehen muss, wollten die Kinder wissen. „Wenn wir uns auf den Knien vor Gott verbeugen, dann kommen wir ja mit dem Gesicht an den Teppich. Da muss alles sauber sein“, wurde ihnen erklärt.

Auch die Schriftzeichen an den Wänden, die individuell aufgehängt werden und nicht verpflichtend aus dem Koran stammen müssen, wurden gedeutet: „Es sind Namen von Leuten dabei, die der Prophet mochte. Zum Beispiel „Ali“ oder „Hassan“.

„Was ist denn hinter dem Vorhang“, wollte ein kleiner Zuhörer wissen. „Da hänge ich meinen Umhang auf“, hieß die Antwort, die der Imam schmunzelnd gab. Das Freitagsgebet sei Pflicht für die Männer, dann sei der Gebetsraum komplett voll. Frauen, die einen eigenen Gebetsraum haben, könnten kommen, wenn sie möchten.

„Wie oft er denn beten würde“, fragten die Kinder den jungen Übersetzer. „Ich bete morgens, bevor ich zur Schule gehe“, erklärte er. Ein Gebet würde zehn bis 15 Minuten, längstens aber eine halbe Stunde dauern.

Neben den Blumen und Fürbitten für die muslimische Gemeinde hatten die Mädchen und Jungen auch ein Lied eingeübt, das sie vorsangen, bevor sie sich wieder auf den Weg zurück zur Evangelischen Kirche machten.