Suche nach dem vergessenen Maler
Zwei Werke des Expressionisten Ewald Platte müssten sich in Burscheid befinden. Doch bisher ist nur eines aufgetaucht.
Burscheid. Rückblickend war es wohl sein größter Erfolg. Die Freundschaft zu der Kunstagentin und Paul-Klee-Förderin Galka Scheyer verhilft dem deutschen Expressionisten Ewald Platte zur Teilnahme an der Wanderausstellung „European Modernists“, die 1927 die Reise in die USA antritt.
Dort hängen seine Werke neben Arbeiten von Kirchner, Klee, Nolde, Picasso und Matisse. In den 1920er Jahren zählt Platte zum Mittelpunkt der europäischen Künstlerszene.
Zwei Gemälde des Künstlers (1894—1985) müssten sich auch heute noch in Burscheid befinden. Denn das Verzeichnis der vom damaligen Rhein-Wupper-Kreis angekauften Kunstwerke heimischer Künstler führt bei zwei Ankäufen die Friedrich-Goetze-Schule als späteren Verbleib an.
So wurde seitens der Kreisverwaltung am 12. Dezember 1960 für 500 Mark ein „Stillleben mit Büchern“ gekauft, am 4. Juli 1962 dann noch ein „Stillleben mit Früchtekorb“, das zusammen mit einem weiteren Stillleben damals 1600 Mark gekostet hat. So weist es das Stadtarchiv Leverkusen aus.
Eine Spurensuche. Der Name Ewald Platte sagt an der Hauptschule auf dem Schulberg niemandem mehr etwas. Doch der Titel eines Gemäldes führt dann in ein Besprechungszimmer der Schule. Dort hängt das „Stillleben mit Früchtekorb“, wenn auch nicht bewusst gewürdigt, durchaus repräsentativ und gut gerahmt an der Wand. Wo das zweite Stillleben abgeblieben ist, bleibt dagegen ungeklärt.
Es muss nicht zwangsläufig in der Hauptschule gelandet sein. Denn in den frühen 1960er Jahren, als Platte nach Stationen in Barmen und Wermelskirchen schließlich in Opladen lebte und arbeitete, gab es diese Schulform noch gar nicht.
1962 zog die Burscheider Gemeinschaftsschule in ihr neues Gebäude an der Höhestraße 50 (heute Montanusschule) um. In dem Zuge erhielt die Schule, die bis dahin nach Pestalozzi benannt war, den neuen Namen „Friedrich-Goetze-Schule“. Erst 1968 erfolgte die Schulreform mit der Trennung in Grund- und Hauptschule. Aber auch aus der Montanusschule hieß es am Dienstag: „Keiner kennt das Bild, keiner weiß, wo es sein könnte.“
Ein Schicksal, das es mit vielen anderen Platte-Werken teilt. Denn der Expressionist war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge, seine Kunst wurde als entartet eingestuft. Zudem vernichteten Brandbomben 1943 sine Wohnung in Barmen und Großteile seines bisherigen Werkes. Er geriet in Vergessenheit.
Plattes Neuanfang nach Kriegsende verschaffte ihm immerhin noch einmal regionale Bekanntheit. Heute kümmert sich die Wermelskirchener Galerie Nicole Netuschil um den umfangreichen Nachlass. Die Frage, ob und wo es eines Tages ein Ewald-Platte-Museum geben könnte, ist noch nicht abschließend geklärt. Mögliche Standorte sind Langenfeld und Singapur.