Bilanz Über das Rollfeld ins Hotelzimmer

Köln · Wer im neuen Moxy-Hotel am Flughafen in sein Zimmer will, muss zunächst über das Rollfeld. Das ist als Muster auf den Teppichen in den Hotelfluren zu sehen. Auch in den Zimmern finden sich Flieger an der Garderobe oder Flugpläne auf dem Nachttisch.

Von der Dachterrasse haben die Gäste einen guten Blick auf den Flughafen und sein Vorfeld.

Foto: step/Eppinger

Am 5. Juli eröffnet das zur Marriott-Gruppe gehörende Hotel, dass direkt am Terminal 1 liegt. In 18 Monaten wurde das markante Gebäude fertiggestellt. Dort gibt es auf vier Etagen insgesamt 250 Zimmer.

Das Erdgeschoss des Hotels ist deutlich anders gestaltet, als man dies sonst von Hotels gewöhnt ist. Denn die Rezeption und die Lobby befinden sich im obersten Stockwerk, dem Herzstück des Hotels. Unten gibt es nur einen Fitnessbereich und einen Raum für das Gepäck. Wer mit dem Aufzug, der einen Reisekoffer symbolisiert, in den fünften Stock fährt, kommt in eine besondere Welt. Kleine Heißluftballons scheinen an der Decke zu schweben, eine Rikscha steht neben der Bar, die gleichzeitig auch die Rezeption ist. In der Lobby finden sich zahlreiche weitere, liebevoll zusammengestellte Details.

Einen besonderen Ausblick bietet das Restaurant „Seven Hills“ - von dort fällt der Blick direkt aufs Vorfeld des Flughafens mit zahlreichen Cargofliegern. Noch besser ist der Blick aufs Gelände des Flughafens von der 600 Quadratmeter großen Dachterrasse, wo man im Freien sein Bier oder einen Cocktail genießen kann. Die Ruhe wird nur dann gestört, wenn Flieger in Richtung Himmel abheben. Sowohl das Restaurant als auch die Bar „The Now“, die mit Selbstbedienung rund um die Uhr geöffnet hat, sind allgemein zugänglich.

Die Terrasse des neuen Hotels nutzte der Flughafen, um seine Bilanz für das vergangene Jahr und die ersten Monate 2021 zu präsentieren. 31,1 Millionen Euro hat der Airport im Krisenjahr 2020 Verlust gemacht. Während die Passagierzahlen um 75 Prozent auf 3,1 Millionen zurückgegangen sind, verzeichnete man bei der Fracht ein Plus von sechs Prozent, sodass der Kölner Flughafen als einziger Großflughafen in Deutschland ein positives operatives Ergebnis präsentieren kann. Dazu haben auch umfangreiche Einsparungen wie ein Einstellungsstopp, Kurzarbeit oder ein Ausgabenstopp beigetragen. Insgesamt konnten so 80 Millionen Euro eingespart werden.

Was die Passagierzahlen angeht verzeichnet man in Köln/Bonn seit Mai wieder steigende Zahlen. Für die Hauptreisezeit im Juli rechnet man mit 20.000 Passagieren pro Tag. „Die Deutschen sitzen auf gepackten Koffern. Vor allem Mallorca ist als Reiseziel angesagt“, berichtet Flughafenchef Johan Vanneste. Vom Kölner Flughafen starten derzeit etwa 20 Fluggesellschaften zu 100 Zielen. Das sind pro Woche etwa 550 Starts. Mit Freebird Europe, Green Airlines, Air Cairo, FlyErbil und S7 Airlines konnte man 2021 fünf neue Airlines gewinnen. Umgestellt wurden die Sicherheitskontrollen, die jetzt komplett im Terminal 1 stattfinden.

Bei der Fracht verzeichnet der Flughafen weiter eine positive Entwicklung. Für das laufende Jahr wird ein Plus von rund zehn Prozent erwartet. „Teilweise wurden auch aus Passagierflugzeugen Flieger für die Fracht gemacht. Das war zum Beispiel bei DHL der Fall, wo zwei Condor-Passagiermaschinen jetzt für Frachtflüge eingesetzt werden“, sagt Vanneste. Aktuell gebe es auch mehr Tagesflüge, während der Verkehr in der Nacht etwas zurückgehe.

Im Flughafen selbst sind die Auswirkungen der Krise noch immer zu sehen. So haben Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomiebetriebe ihren Standort dort aufgegeben und der Flughafen verhandelt mit potenziellen Nachmietern. Neu übernommen hat zum Beispiel „R&F Travel Retail“ den Duty Free-Bereich. Insgesamt zeigt man sich zuversichtlich, dass in den Terminals bald wieder alle Bereiche mit Mietern besetzt sein werden. Aus der ehemaligen Lufthansa-Lounge im Terminal 1 soll eine allgemein zugängliche Lounge für alle Passagiere entstehen, die voraussichtlich im Juli eröffnet wird.

Einen besonderen Fokus legt man in Köln/Bonn auf das Thema Nachhaltigkeit, wo man die CO2-Neutralität im Jahr 2050 erreichen will. Seit 2005 gebe es ein klimaneutrales Wachstum. Die Emissionen sollen laut Flughafen bis 2030 halbiert werden. Dazu können zum Beispiel der Einsatz erneuerbarer Energien oder der Einsatz von E-Fahrzeugen oder Fahrzeugen mit Wasserstoff-Antrieb auf dem Vorfeld beitragen. Geplant ist zudem der Bau eines Holzhackschnitzel-Heizwerks zur Verringerung des Erdgasverbrauchs bei der Wärme-Erzeugung. Seit einer Woche wird in Köln zudem ein umweltfreundlicher Flugtreibstoff aus Biomasse eingesetzt.