Umfrage Viele Branchen befinden sich in existenzieller Not

Köln · In der vergangenen Woche hat die IHK Köln unter ihren Mitgliedsunternehmen in Köln und der Region eine Blitzumfrage durchgeführt, um ein Stimmungsbild über die Lage im Lockdown light im November zu erhalten.

Die momentane Situation ist für die Gastronomie existenzbedrohend.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

136 Unternehmen aus der gesamten Kammerregion haben sich beteiligt. „Obwohl wir über unsere Hotline täglich ein Stimmungsbild unserer Unternehmen bekommen, ist das Ergebnis unserer Blitzumfrage erschreckend. Viele Branchen in unserer Region sind in existenzieller Not, und es wird klar, dass unsere Unternehmen zusätzlich zu den staatlichen Hilfen langfristig Unterstützung durch weniger steuerliche Belastungen und weniger Bürokratie benötigen. Hier ist noch viel zu tun, und wir stehen als IHK an der Seite unserer Mitgliedsunternehmen“, fasst IHK-Präsidentin Nicole Grünewald zusammen.

Die gegenwärtige Lage ist für die Reisewirtschaft und das Gastgewerbe existenzbedrohend. Über 90 Prozent geben eine momentan schlechte Geschäftslage an. In der Industrie ist ein Drittel der Betriebe aktuell in einer schlechten Lage. Im Einzelhandel ist die Lage gespalten: Ein Drittel befindet sich in einer guten Lage, die Hälfte klagt über eine schlechte Situation. Die jetzige Lage ist dabei zum einen durch die fehlende Nachfrage geprägt, aber auch durch fehlende oder ausfallende Mitarbeiter und die Stornierung von Aufträgen. 63 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie insgesamt durch die momentanen Schließungen betroffen sind. 

Rund ein Drittel der Unternehmen rechnen für 2021 mit einer verbesserten Lage, 25 Prozent gehen aber von einer weiteren Verschlechterung aus. Bei den Industrieunternehmen ist die Einschätzung etwas weniger pessimistisch, rund 17 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Im Einzelhandel glaubt die Hälfte an einen weiteren Abwärtstrend. Großhandel und Handelsvermittler sehen optimistischer in die Zukunft: 44 Prozent gehen von einer Verbesserung aus. Pessimistisch sind 38 Prozent der Dienstleistungsunternehmen, ein Drittel schaut positiv in die Zukunft. Reiswirtschaft, Gastgewerbe, Verkehrsgewerbe und die Kultur- und Kreativwirtschaft sehen keine Verbesserung der Lage im nächsten Jahr. In diesen Branchen sagen 90 Prozent der Unternehmen, dass sie auch im nächsten Jahr noch auf Hilfen angewiesen sind. 

Nach wirkungsvollen Maßnahmen gefragt, mit denen die Politik die Wirtschaft stützen könnte, nannten die Unternehmen eine Entlastung bei der Bürokratie, weitere Digitalisierung sowie steuerliche Entlastungen wie auch die Beibehaltung der Mehrwertsteuersenkung für mindestens zehn Jahre. Als eigene Maßnahmen geben die Betriebe verstärkte Digitalisierung und Rationalisierung an. Online-Präsenzen und die digitale Kundengewinnung stehen ebenso im Fokus wie der Aufschub von Investitionen und auch der Abbau von Personal und die generelle Umstellung des Geschäftskonzeptes. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen nutzt heute die staatlichen Hilfen und Zuschüsse, vom Kurzarbeitergeld bis zu den Sonderprogrammen und der Novemberhilfe.

Die Blitzumfrage der IHK Köln fand vom 17. bis 20. November statt. Insgesamt haben sich 136 Unternehmen beteiligt, davon 31 aus Köln, zehn aus Leverkusen, 22 aus dem Rhein-Erft-Kreis, 35 aus dem Oberbergischen Kreis und 38 Unternehmen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis.