Rundgang Vom Gereonsdriesch zum Päffgen
Köln · Heute führt der kleine Stadtspaziergang ins Friesenviertel. Es ist eines der Kölner Ausgehviertel und ein Viertel, das von den Hinterlassenschaften eines großen Unternehmens ganz maßgeblich geprägt wird.
Los geht es an der Kirche St. Gereon. Dort fällt der Blick auf einen riesigen steinernen Männerkopf, der vor der Kirche auf der schattigen Rasenfläche des Gereonsdriesch liegt. Das Granitwerk des türkischen Bildhauers Iskender Yediler erinnert an den heiligen Gereon, einen thebäischen Legionär, der für seinen Übertritt zum Christentum in den Märtyrertod ging. Etwas hinter dem Kunstwerk befindet sich eine Mariensäule, die ebenfalls einen genaueren Blick wert ist.
Nun führt der Weg auf die andere Seite von St. Gereon, wo ein stiller Platz zum Verweilen einlädt. Neben der romanischen Kirche befindet sich mit dem heutigen Qvest-Hotel ein weiteres markantes Gebäude an dem Platz. Früher hatte dort das alte Historische Archiv der Stadt seinen Platz. Der neugotische Bau stammt aus dem 19. Jahrhundert und war seit den 70er Jahren in eine Art Dornröschenschlaf versunken. Seit 2014 hat das Luxushotel mit viel historischen Flair seine Pforten für die nationalen und internationalen Gäste geöffnet.
Neues Leben hat bei der Umgestaltungen des einstigen Areals des großen und bekannten Kölner Versicherungskonzerns Gerling in das heutige Gerlingquartier auch die Kapelle des heiligen Joseph aus dem Jahr 1863 eingehaucht bekommen. Das kleine Gotteshauses war ursprünglich Teil eines Frauenklosters, dem Karmel St. Joseph. Der Konvent wurde aber schon im Jahr 1875 aufgelöst. Die Kapelle wurde in späterer Zeit einfach in die mächtige Konzernzentrale von Gerling integriert und diente als Bibliothek und Ort für Konferenzen. Heute hat dort eine Galerie für zeitgenössische Fotografie ihren Platz gefunden.
Eine neue Funktion hat auch der offene Rundbau mit der Schalterhalle der Versicherung bekommen. Er entstand Mitte der 60er Jahre nach den Plänen der Architekten Franz-Heinrich Sobotka und Gustav Müller. Der massive Bau, der wie eine Festung wirkt, ist heute zu einem der ungewöhnlichsten Hotels der Stadt geworden. In ihm hat seit gut fünf Jahren das 25 Hours „The Circle“ seinen Platz im Zentrum. In der Lobby kann man die Elemente der alten Schalterhalle noch gut erkennen. Auf dem Dach gibt es das Restaurant Neni und eine Bar jeweils mit einer schönen Außenterrasse.
Zu den lebendigsten Straßen Kölns zählt vor allem am Abend und in der Nacht die Friesenstraße. Dort gibt es zum Beispiel das „Klein-Köln“, wo sich im Hinterzimmer einst die Halbwelt der Stadt mit bekannten Boxgrößen getroffen hat. Die 1926 eröffnete Kneipe hatte die erste Nachtlizenz Kölns. Direkt gegenüber in den Sartory-Sälen fanden früher regelmäßig Boxkämpfe statt. Über die Szene von damals ist mit „Chicago am Rhein“ auch ein Buch erschienen. Es gibt auch Stadtführungen zum Thema. Prominente Gäste im „Klein Köln“ waren früher Heiner Lauterbach, René Weller und Dieter Krebs.
Gediegener, aber nicht weniger feuchtfröhlich, geht es seit mehr als 125 Jahren im Brauhaus Päffgen ein paar Meter weiter zu. Dort wird seit 1884 Bier gebraut und das Flair im Innenraum lässt die alten Zeiten gemütlich weiterleben. Zum Bier werden meist deftige, kölsche Speisen gereicht, die sich Touristen genauso wie Einheimische gerne schmecken lassen. Geführt wird Kölns älteste Hausbrauerei schon in der vierten Generation.