Vom „Männerclub“ zum modernen Allround-Verein

Die Burscheider Turngemeinde feierte gestern das 150-jährige Bestehen mit 200 Gästen in der Pulvermacher-Halle.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. „Frisch, fromm, fröhlich, frei!“, propagierte Ur-Turnvater Jahn seinen Wahlspruch, nach dem er sich ausschließlich für die sportliche Seite seiner Jugendbewegung engagierte. Ob er sich 1843 bereits vorstellen konnte, wie weltweit seine Ideen sich ausbreiten würden?

Auch im Bergischen Land gründeten schon 24 Jahre danach interessierte Burscheider Turnfreunde einen eigenen Verein. Zu den aus heutiger Sicht wenigen turnerischen Angeboten kamen bald neue Aktivitäten hinzu — allerdings nur auf Männer zugeschnittene Bedürfnisse. Zusammen mit der Einweihung einer eigenen Turnhalle im Jahr 1904 fiel dann die große Neuerung: Nun durfte auch eine Damenriege Turnübungen ausführen.

Seit der ersten Konstituierung des Vereins unter dem Namen „Burscheider Turngemeinde 1867“ sind 150 Jahre vergangen. Der großen Jubiläumsfeier gestern gingen bereits zahlreiche Veranstaltungen sportlicher Art voraus.

Um 11 Uhr warteten in der Hugo-Pulvermacher-Halle fast zweihundert Gäste auf den Beginn des Festprogramms. BTG-Vorsitzender Knut Cromm übernahm die Moderation und erinnerte an die sportlichen Erfolge verschiedener Gruppen. Unter den Ehrengästen begrüßte Cromm neben vielen Vertretern aus Kommunal- und Landespolitik auch Alt-Bürgermeister Hans Dieter Kahrl. Mehrere leitende Persönlichkeiten aus Sportverbänden im Rheinisch-Bergischen Kreis waren gekommen und würdigten die Arbeit der BTG in Wort und Geschenken.

In seiner Festrede griff Ehrenpräsident Hans-Jürgen Zacharias die Anfänge der Turnbewegung durch den Turn-Vater ebenfalls auf und sprach in der skizzierten Geschichte des Burscheider Jubiläumsvereins auch über die schwierige Zeit nach dem 2. Weltkrieg, als sportliches Leben auf Null gesetzt war und alliierten Truppen die benötigten Plätze blockierten. Heute kann die BTG ihren 1200 Mitgliedern über zwanzig verschiedene Sportarten und deren Untergruppen anbieten, mit speziellen Möglichkeiten für jedes Lebensalter. Da gibt es die „Schnullergruppe“ für Kleinkinder von zehn Monaten bis drei Jahren ebenso wie die Gruppe „Alte Säcke“, zu der sich ehemalige Handball-Aktive zusammenfanden. Allerdings haben sie nun den Fußball für sich entdeckt.

Heitere Auflockerung des Festprogramms bot die erst in diesem Jahr gegründete Showtanzgruppe der jüngsten Sportlerinnen. Kostümiert als Beispiele vergangener Epochen bewegten sie sich mal zu romantischen, mal zu heißen Rhythmen und wurden von allen Anwesenden mit spontanem Klatschen begleitet.

Die Grußworte der Gäste führte Bürgermeister Stefan Caplan an. Er sprach seine Anerkennung besonders den ehrenamtlichen Helfern aus, die einen derart umfangreichen Vereinsbetrieb auf diese kontinuierliche Art erst möglich machten. Er betonte in diesem Zusammenhang: „Die BTG-Vereinsgeschichte ist sehr eng mit der Geschichte Burscheids verbunden.“

Ein rhythmisch eindringlicher Sound kam mit den acht Sportlerinnen der „Drums Alive Performance“ auf die Bühne. Zackige Bewegungen und gezielte Schläge auf große orangene Medizinbälle ergaben ein außergewöhnliches Bild. Die große musikalische Umrahmung des Festes kam von den über dreißig Instrumentalisten des Jugendorchesters vom Orchesterverein Hilgen, unter Leitung von Simon Roloff.