Waldlabor Waldlabor für Erhaltung der biologischen Vielfalt ausgezeichnet

Köln · Das Kölner Waldlabor hat den Titel „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ erhalten. Verliehen wird die Bezeichnung an vorbildliche Projekte, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt hervortun.

Im Waldlabor wurden aus 17 verschiedenen Baumarten neue Waldformationen angepflanzt, um zu testen, wie sich der Wald unter den Bedingungen des Klimawandels entwickelt.

Foto: dpa/Oliver Berg

Das Waldlabor ist ein Gemeinschaftsprojekt von Toyota Deutschland, der Rhein-Energie und der Stadt. „Die Erkenntnisse aus dem Waldlabor nützen uns heute mehr denn je, denn Bäume leiden besonders unter den langen Dürreperioden. Dass die Stadt gemeinsam mit Toyota und der Rhein-Energie das Waldlabor vor zehn Jahren initiiert hat und auch durch die Spenden von Bürgern unterstützt wurde, beweist Weitsicht und wird zurecht prämiert“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Forschungsprojekt auf
25 Hektar Fläche

Vor zehn Jahren haben sich die Projektpartner zusammengetan, um auf einer 25 Hektar großen städtischen Ackerfläche das Waldlabor Köln zu gründen. Bei dem zukunftsweisenden Projekt steht der Klimawandel im Focus. Aus 17 verschiedenen Baumarten wurden neue Waldformationen angepflanzt, um zu testen, wie sich der Wald unter den Bedingungen des Klimawandels entwickelt. Die Anpflanzung des „Klimawaldes“, der aus Gehölzflächen trockenheitsresistenter Baumarten besteht und die der Klimaerwärmung standhalten können, wurde von Toyota Deutschland gesponsort.

„Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts“, sagt Rhein-Energie-Vorstand Dieter Steinkamp. „Wir haben uns als Unternehmen daher ebenso wie die Stadt längst verpflichtet, unseren Beitrag konsequent zu leisten. Die globale Erwärmung kann nur gemeinsam und durch fortwährende Kraftanstrengung gestoppt werden. Das Waldlabor ist dafür ein sichtbares Zeichen. Durch die Würdigung fühlen wir uns umso motivierter, den eingeschlagenen Weg engagiert fortzuführen.“

Mit dem „Energiewald“ aus schnell wachsenden Baumarten, die alle drei bis fünf Jahre geerntet werden, zeigt die Rhein-Energie beispielhaft die Möglichkeiten zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einem Erholungsgebiet. Hier wird gezeigt, wie eine Fläche zur Energieholzproduktion in eine urbane Erholungslandschaft eingebunden werden kann und gleichzeitig die Biodiversität verbessert wird. Durch die Anlage der Fläche, in enger Verbindung mit Wald und extensiv genutzten Wiesenflächen, ist ein abwechslungsreicher Landschaftsraum entstanden, der auch während der Erntephase genügend Rückzugsräume für Tiere bietet. Die extensive Bewirtschaftung der Plantage ohne Einsatz von Dünger und Pestiziden zeigt die Vorteile für die Bodenökologie und die Tier- und Pflanzenwelt gegenüber dem Maisanbau zur Energiegewinnung.

Im „Wandelwald“, der mit Spenden von Kölner Bürgern aus der Aktion „Ein Wald für Köln“ finanziert wurde, steht der ästhetische Aspekt von Wald als Erholungsraum im Vordergrund. Baumarten mit besonderer Blühte, Blattfärbung oder Rinde sind hier so angeordnet, dass sich im Jahresverlauf kontinuierlich neue Waldeindrücke ergeben.

Im „Wildniswald“ wird eine Fläche der freien Waldentwicklung überlassen. Der Kontrast zwischen dem planmäßig angelegten „Wandelwald“ und der durch die Natur bestimmten Waldentwicklung wird hierdurch besonders erlebbar. Der „Wildniswald“ bietet die Möglichkeit, zu beobachten, wie sich Natur ohne Pflegeeingriffe entwickelt.

Das Waldlabor vermittelt beispielhaft Aspekte der biologischen Vielfalt. Die Anordnung der Waldflächen in Verbindung mit extensiv gepflegten Wiesenflächen und einer weitgehend sich selbst überlassenen „Wildnis“ zeigt, wie die Biodiversität eines Landschaftsraumes bereichert werden kann. Im Rahmen des Projektes „Klimawald“ werden Baumarten getestet, die zum Aufbau klimastabiler Wälder verwendet werden können, um heimische Waldökosysteme zu stabilisieren. Bei der Baumartenwahl wurden seltene heimische Baumarten, etwa Elsbeere, Mehlbeere und Flaumeiche, berücksichtigt.

Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in der Gesellschaft für den großen Wert der Biodiversität ist hier eine wichtige Voraussetzung. Die deutsche UN-Dekade Biologische Vielfalt startete offiziell am 8. November 2011. Sie wird im Auftrag von und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz von der Geschäftsstelle der UN-Dekade umgesetzt.

Die Aktivitäten im Waldlabor haben die Fachjury nachhaltig beeindruckt. „Mit diesem vorbildlichen Projekt wird ein deutliches Zeichen für das Engagement zur Erhaltung biologischer Vielfalt in Deutschland gesetzt“, heißt es. Das Projekt findet sich auf der Internetseite der deutschen „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ wieder.

Über die Auszeichnung von Projekten entscheidet eine unabhängige Fachjury, an der Vertreter aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sind. Die UN-Dekade-Fachjury tagt zweimal im Jahr. Zur Beteiligung am Wettbewerb bestehen keine Fristen. Eine Bewerbung als UN-Dekade-Projekt erfolgt online bei der Geschäftsstelle „UN-Dekade Biologische Vielfalt“.