Burscheid Wandgemälde: An der Bergstraße fliegt der Trabi durch die Wand
Horst Hruschka bringt Farbe an die Straße. Nach der „Gänseliesel“ und dem Pferd „Lotte“ ziert nun auch ein Motiv der deutschen Geschichte eine Wand.
Burscheid. Es gibt Eindrücke im Leben, bei denen ist es nicht nur damit getan, dass sie auf der geistigen Festplatte unter der Kategorie „Erinnerst du dich noch?“ abgespeichert werden — um sie dann an geselligen Abenden mit Freunden „hochzuladen“. Sie müssen festgehalten, konserviert werden, am besten für die Ewigkeit.
Bei den Eheleuten Horst und Sigrid Hruschka ist das so. Motive aus nachhaltigen Erlebnissen werden zumeist mit Farbe festgehalten. Und zwar nicht nur von dem 62-Jährigen auf zahlreichen Gemälden in dem Heim an der Bergstraße. Sondern auch auf den Garagen und einer Seitenwand.
Neuestes Kunstwerk von dem leidenschaftlichen Burscheider Hobbymaler: Ein Trabi, der durch eine Mauer kracht. Und zwar nicht durch irgendeine Mauer — sondern die Berliner Mauer. Und es handelt sich auch nicht um ein beliebiges Motiv, sondern um eins, das einen hohen historischen Wert hat: Der Mauerrest, auf dem die Künstlerin Birgit Kinder den fliegenden Trabi mehrmals verewigt hatte,* steht an der so genannten East Side Gallery (siehe Kasten).
Dort haben Horst und Sigrid Hruschka das Motiv gesehen. Und verbunden damit ist eine Hommage an die Bundeshauptstadt hauptsächlich von Sigrid Hruschka, die damit begann, als die Burscheiderin im Jahr 1965 mit einer Jugendgruppe in Berlin war — und dort als 17-jährige Eindrücke kurz nach dem Mauerbau sammelte. „Ich hatte Angstzustände. Das war so bedrückend“, erinnert sie sich. Davon lösen konnte sie sich erst Jahrzehnte später. Durch einen zufälligen Besuch waren die Hruschkas dann als Eheleute 1989 wieder an der Mauer — als sie fiel. „Ich hatte meinen Mann mit meiner Berlin-Sucht anstecken können.“ Dafür wird er dankbar sein, denn auch er bekam das historische Ereignis hautnah mit, als Grenzübergänge geöffnet wurden, die Massen auf den Mauern standen und die ersten Mauerspechte Stücke aus der Wand klopften. „Das war unheimlich beeindruckend“, sagt die 67-jährige Burscheiderin.
Die Geschichte der Berliner Mauer — zumindest das symbolische Ende ist nun in Burscheid auf einer Seitenwand der Garage an der Bergstraße festgehalten. Eine Woche benötigte Horst Hruschka, um mit entsprechenden Markierungen und Dispersionsfarbe alles originalgetreu wie auf dem Mauerstück an der East Side Gallery in der Lindenstadt zu verwirklichen. „Der Trabi hat Originalgröße“, verrät er.
Auf den beiden Garagentoren an der Bergstraße gibt es bereits seit 1982 ein Pferd mit dem Namen „Lotte“ und seit 1995 die „Gänseliesel“.