Weiterer Meilenstein in der Reihe der „Klangwege“
Händels Oratorium „Der Messias“ sorgt für Jubel in der voll besetzten Kirche am Markt.
Burscheid. Ein kleines, solistisch besetztes Orchester, zwei zu einem gewaltigen Chor zusammengeschlossene Laienchöre, ein monumentales, weltberühmtes Werk der Musikliteratur — kann das gelingen?
Es kann, und das nicht nur gut, sondern sehr gut. Mit der Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium „Der Messias“ setzte Kantorin Silke Hamburger einen weiteren Meilenstein in der Reihe der „Klangwege“.
Das 1742 in nur drei Wochen komponierte Werk, ursprünglich in englischer Sprache, erklang in deutscher Übersetzung, was zwar den geschmeidigeren englischen Tonfall veränderte, aber den Zuhörern das Mitverfolgen des Textes erleichterte.
Seit seiner Entstehung ruft das Oratorium immer wieder Begeisterung hervor. Obwohl meist in der Weihnachtszeit aufgeführt, unterscheidet es sich wesentlich von Bachs Weihnachtsoratorium:
Einzelabschnitte aus Psalmen, Prophetenworten und dem Leben Christi verbinden sich zu einem christlichen Gesamtwerk mit lyrischen, aber auch opernhaften Elementen. Für den Chor ist es eine gewaltige Aufgabe.
Kantorei und Chorgemeinschaft meisterten die schwierigen Chorkoloraturen und komplizierten Fugen mit Bravour und in harmonischem Miteinander. Der strahlende Sopran überhöhte den Klang. Einige der Chöre sind vielen bekannt: „Denn die Herrlichkeit Gottes des Herrn“ und „Denn uns ist ein Kind geboren“ aus dem ersten und vor allem das „Halleluja“ aus dem zweiten Teil. Da erfüllte sich der voll besetzte Kirchenraum mit Jubel.
Die vier Solisten Karola Pavone (Sopran in Vertretung für die erkrankte Julia Giebel und deren ebenfalls erkrankte Stellvertreterin Tina Scherer), die Altistin Cordula Hörsch, der Tenor Bo-Hyeon Mun und der Bariton Sebastian Voges waren gut gewählt.
Karola Pavone verband strömend Virtuosität und Musikalität in wohlklingender Harmonie. Cordula Hörsch wirkte dagegen trotz durchweg kräftiger Lautstärke manchmal etwas blass.
Der Koreaner Bo-Hyeon Mun verfügt über eine geschmeidige Tenorstimme, die auch in mittleren Lagen überzeugt. Sebastian Voges bestach durch weichen Klang und intensive Textausdeutung.
Das Deutsche Radio Kammerorchester war mehr als ein verlässlicher Partner; die kleine Besetzung — manchmal kammermusikalisch — setzte ungewohnte Effekte. Besonders schön die strahlenden Trompeten.
Das große musikalische Erlebnis veranlasste die Zuhörer zu begeistertem Beifall und Silke Hamburg zu einer Zugabe: „Da fällt mir auch nichts anderes ein“, kündete sie die jubelnde Wiederholung des „Halleluja“ an, dem die Zuhörer nun stehend lauschten.