Burscheid Wenn das Grab keinen Namen trägt

Die Stadt lässt sich Zeit mit der Beschilderung von Gräbern. Die Angehörigen sind sauer.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Wer trauert, möchte dafür auch einen Ort haben, einen Ort, an dem man dem Menschen, den man verloren hat, nahe sein kann. So auch Nadine Schwarz. Sie hat im März ihren Großvater verloren — aber bis heute keinen Platz gefunden, an dem sie um ihn trauen kann. Denn die Stadt hat es bis heute nicht geschafft, an Urnengrab des Mannes ein Schild mit dessen Namen und Daten anzubringen.

Schwarz ärgert das. In einem Schreiben an alle Fraktionen der Stadt und den Bergischen Volksboten macht sie ihrem Ärger Luft. Mit Blick auf das Urnenfeld unter der denkmalgeschützten Blutbuche sagt sie, dass der gut gemeinte Ansatz von der Verwaltung „mit Füßen getreten“ werde. Sie nennt es „beschämend“, dass die Friedhofsverwaltung sie immer wieder vertröste und nach einem halben Jahr nach der Beerdigung ihres Großvaters im April immer noch kein Schild an der Steinsäule angebracht habe.

Sie habe Verständnis, dass nicht jedes Schild einzeln bestellt werde, schreibt sie, fragt aber: „Bringt man so einen Haushalt auf Kurs?“

Damit liegt sie gar nicht so falsch. Denn tatsächlich bestellt die Stadt die Schilder für die Gräber auf der im März 2015 eingerichteten Urnenfläche nicht einzeln — aus Kostengründen. „Denn für jede Bestellung wir eine Grafikpauschale von 15 Euro fällig, egal ob ein Schild oder zehn“, sagt Renate Bergfelder-Weiß, Sprecherin der Stadt. „Wir sind zum Sparen angehalten.“

Allerdings sei die lange Wartezeit von Nadine Schwarz nicht nur den Finanzen geschuldet. Eigentlich hätten bereits im August Schilder bestellt werden sollen — immerhin noch vier Monate nach der Beerdigung des Großvaters. Das sei allerdings wegen der Krankheits- und Urlaubssituation im Sommer schlicht vergessen worden, so die Sprecherin.

Sie versprach, sich umgehend bei Nadine Schwarz zu melden und für die baldige Beschilderung der Grabstätte zu sorgen.

Bergfelder-Weiß versicherte gleichzeitig, es handele sich um einen Einzelfall. Es habe keine weiteren Beschwerden gegeben. Das sieht Nadine Schwarz freilich anders. Sie hat die Fraktionen gebeten, der Sache auf den Grund zu gehen, „da wir nicht die einzige frustrierte Familie sind, die bereits ohne Ergebnis bei der Verwaltung angerufen hat.“