Wohnen: Kommt ein Haus angeflogen

Christel und Wilfried Fechner haben ein Fertighaus gekauft. Bis Dienstag lag die Bodenplatte, jetzt steht der Rohbau.

<strong>Burscheid. Die Luft ist klar, die Wiesen in Kippekofen sind mit Reif überzogen und langsam färbt die aufgehende Sonne den Himmel rosa. Ein wahres Idyll, wäre da nicht dieser laute Motor des riesigen Krans. Doch für Christel und Wilfried Fechner ist der Krach ein Fest. Denn der laute Kran sorgt dafür, dass ihr Traum im "Schnelldurchlauf", wie Wilfried Fechner es nennt, in Erfüllung geht: Kran, Kranführer, Lkw-Fahrer und drei weitere Männer bauen innerhalb eines Tages den Rohbau des neuen Eigenheims der Fechners auf.

Um 7 Uhr schwebt die erste Wand des neuen Heims ein

Die Wände und Giebel des Hauses stehen, fertig gebaut und ordentlich aufgereiht, dicht an dicht auf einem Lkw parat, der bereits gegen 4 Uhr mitsamt Kran am Grundstück eintrifft. Dort ist bisher nur die Bodenplatte des Hauses zu sehen. Der Kran rangiert hin und her, bis er sicher steht. Straßensperren werden aufgestellt, Vorarbeiten erledigt - und gegen 7 Uhr geht es los. Der Lkw-Fahrer klettert auf seinen Hänger, befestigt den Ausleger des Krans, winkt kurz und schon schwebt eine etwa neun Meter lange Wand, in der bereits zwei Fenster und zwei Fenstertüren inklusive Rolläden eingebaut sind, über das Grundstück. Wilfried und Christel Fechner stehen gebannt daneben. "Ich könnte heulen, dass es endlich losgeht", sagt der Bauherr. 22 Jahre haben die Fechners darauf gewartet. Das Grundstück in Kippekofen war längst im Familienbesitz, nur war es leider kein Bauland. Erst vor knapp zwei Jahren änderte sich das. "Nach so langer Wartezeit sollte es jetzt ganz schnell gehen, deshalb haben wir uns für ein Fertighaus entschieden", berichtet Fechner, während er den Einflug der nächsten Wände genau im Blick behält. Zu ihm haben sich mehrere Nachbarn gesellt, die den schnellen Baufortschritt bestaunen. Die Mitarbeiter der Firma Nordhaus kennen das. "Als wir die ersten Häuser im Osten gebaut haben, war da der ganze Ort versammelt", erzählt einer von ihnen. Um kurz vor 9 Uhr stehen die Außenwände und die erste Innenwand schwebt ein. Der Kranführer hat die Beine übereinandergeschlagen. In der linken Hand hält er eine Zigarette, mit der rechten steuert er per Joystick die einzelnen Bauteile durch die Luft. "Am Boden" nehmen drei Männer die Wand im Empfang. Per Handzeichen geben sie dem Kranführer Anweisungen. Lautes Zurufen gibt es nicht, und ebenso geräuscharm gleitet die Innenwand zum Boden. Einer der Mitarbeiter greift zum Zollstock, misst, steckt ihn wieder ein. Sein Kollege nimmt den Gummihammer, schlägt einmal gegen die Wand und prüft erneut den Abstand. Dann werden Innen- und Außenwand mit vier Schrauben verbunden. "Das ist die Küchenwand mit der Schiebetür", erklärt Christel Fechner, die alles mit ihrem Fotoapparat festhält. Als die letzte Innenwand des Erdgeschosses einfliegt, halten sie und ihr Mann den Atem an. "Das muss jetzt passen!" Die Arbeiter greifen die Wand und ziehen sie in die Lücke zwischen zwei anderen Bauteilen. Es ruckelt, einer der Männer schüttelt den Kopf, die Wand steigt wieder in die Höhe. Zweiter Versuch. Die Männer ziehen ein wenig an den stehenden Bauteilen, ein weiteres Handzeichen, dann rutscht die letzte Innenwand leise quietschend gen Boden. "Sitz, wackelt und hat Luft", kommentiert Fechner und schaut auf die Uhr: 10.30Uhr. Das Erdgeschoss steht. Zeit für eine Pause und den ersten Rundgang.

Der Umzugstermin steht: Im April geht es nach Kippekofen

"Hier ist die Küche, hier kommt noch eine Treppe nach oben hin. Dort ist das Schlafzimmer und hier kommt das Wohnzimmer hin", erklärt Christel Fechner, während sie durch die Räume geht. Denen fehlt noch die Zimmerdecke, doch ein paar Stunden später ist auch sie da. Ebenso wie die Giebel - und abends komplettiert der Dachstuhl den Rohbau.

Als Nächstes werden das Dach gedeckt und die Wände verputzt, dann folgt der Innenausbau. Im April werden die Fechners einziehen - nach 22 Jahren Warte- und drei Monaten Bauzeit.