Zeitarbeit als Einstieg in die spätere Festanstellung
Selbst die IG Metall räumt ein: Leiharbeiter sind nötig für die Flexibilität.
Burscheid. „Solange die Arbeitsgesetze sich nicht ändern, brauchen wir Zeitarbeiter, damit die Produktion atmen kann“, sagt Maryo Fietz. Der Geschäftsführer verweist auf Auftragsspitzen und -dellen, die nur über Zeitarbeit aufgefangen werden könnten. „Aber wenn sich die Umsätze stabilisieren, bieten wir den eingearbeiteten und brauchbaren Zeitarbeitern auch Stellen an.“ Eine Reihe der derzeit 140 Mitarbeiter im Industriegebiet haben so ihren Weg zu einer Dauerbeschäftigung gefunden.
In der Zeit nach der Krise hat Fietz bis zu 20 Prozent Leiharbeiter beschäftigt, derzeit sind es deutlich unter zehn Prozent. Zwischen vier Wochen und acht Monaten bleiben sie im Unternehmen, dann aber schon mit deutlicher Übernahmeperspektive.
Bei Federal-Mogul (FM) beschränkt eine Betriebsvereinbarung den Zeitarbeiteranteil auf maximal sieben Prozent. Mit derzeit knapp 70 liegt der Anteil deutlich darunter. „Mit zunehmender Beschäftigungsdauer wird das Entgelt auch angepasst“, sagt Personalleiterin Andrea Vogt-Schulz. Das erste Mal nach sechs Monaten; nach zwei Jahren ist die gleiche Lohnhöhe wie bei den Festangestellten erreicht.
Und auch bei Federal-Mogul gilt: Der Leiharbeiter von heute ist der potenzielle Festangestellte von morgen. „Über 200 Leiharbeitnehmer wurden von uns zumindest in befristete Beschäftigungsverhältnisse übernommen“, sagt Vogt-Schulz.
Einer der Hauptpartner von FM ist die „Start Zeitarbeit NRW GmbH“, eines der Vorzeigeunternehmen der Branche. Unter ihren Gesellschaftern befinden sich das Land, der DGB, Unternehmerverbände und die Evangelische Kirche. „Unser Ziel ist die Integration von Arbeitslosen über die Zeitarbeit in den regulären Arbeitsmarkt“, sagt Geschäftsführer Michael Jeske. Mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmer, die Start einstellt, müssen als schwer vermittelbar gelten.
Jeskes landesweite Bilanz für 2011: 2437 Arbeitslose fanden bei Start einen neuen Job, 1336 Start-Mitarbeiter wurden bei den Entleihfirmen übernommen. Noch günstiger sieht es bei der für die Region zuständigen Niederlassung Opladen aus: 126 Neueinstellungen in 2011, 104 Übernahmen bei den Kundenfirmen.
Für Andreas Tressin, Geschäftsführer der Unternehmerverbände, ist wichtig: „Zeitarbeiter genießen den gleichen Kündigungsschutz wie jeder andere.“ Wenn die Entleihfirma sie nicht mehr braucht, trägt die Zeitarbeitsfirma das Risiko.
Die Notwendigkeit der Zeitarbeit als Puffer für die Unternehmen „sehe auch ich als Gewerkschafter“, sagt Wolfgang Hensen von der IG Metall. Doch das Nebeneinander unterschiedlicher Gehälter für gleiche Arbeit müse beendet werden. „Aber wo Zeitarbeit mit der Chance auf Übernahme verbunden ist, birgt das wenig Konfliktstoff“, ist Jeske überzeugt.