Corona in NRW So groß ist das Problem der Corona-Varianten bisher in NRW

Düsseldorf · Das NRW-Gesundheitsamt hat bisher in mehr als 100 Fällen eine Corona-Variante nachweisen können. Die Zahl der Verdachtsfälle ist jedoch viel höher.

Mehr als 100 Personen in NRW waren mit einer der beiden Corona-Mutationen infiziert.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

In NRW sind insgesamt rund 100 bestätigte Fälle der britischen Corona-Variante B.1.1.7 - 501Y.V1 bekannt, teilte eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Der Nachweis erfolge durch eine sogenannte Ganzgenomsequenzierung.

Die Zahl der Verdachtsfälle ist im bevölkerungsstärksten Bundesland jedoch weitaus größer. „Bekannt sind dem MAGS weitere knapp 1.200 Verdachtsfälle dieser Variante, hierbei handelt es sich um labordiagnostische Hinweise auf Basis variantenspezifischer PCR“, heißt es dazu vom Gesundheitsministerium (Stand: 12. Februar). Die Hinweise zu den Varianten lieferten 41 Gesundheitsämter.

Weniger brisant ist die Situation momentan noch bei der südafrikanischen Virusvariante B.1.351 - 501Y.V2. Von dieser Mutation zählt die Behörde bislang rund acht bestätigte Fälle. Zudem sind dem Ministerium für diese Variante rund 130 Verdachtsfälle bekannt. Die Hinweise zu diesen Fällen stammen aus 13 Gesundheitsämtern.

Zur Entwicklung der Fälle und der Geschwindigkeit der Verbreitung sind nach Angaben des Ministeriums keine Angaben möglich, „da die Informationen bislang nur teilweise über das Meldesystem gewonnen werden können“, teilte eine Sprecherin mit.

Gefahr durch Virus-Varianten sorgt für längeren Lockdown

Die Virus-Mutationen sind ein Grund dafür, dass Bund und Länder am Mittwoch den Lockdown verlängert haben. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet verwies im Landtag auf die Gefahr, die von den Varianten ausgeht. Das Land sei jetzt in einer eigenartigen Lage, weil die Infektionszahlen zwar sänken, aber andererseits eine unkalkulierbare Gefahr durch Virus-Mutanten drohe. „Das klafft so im Gefühl der Menschen auseinander: Es wird besser und besser und besser, und die Wissenschaft sagt: eigentlich reicht das alles nicht.“

Mit einer Neuinfektionsrate von landesweit 62,7 gerechnet auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen habe NRW den niedrigsten Wert seit dem 18. Oktober erreicht. Dennoch müsse abgewogen werden, sagte Laschet. Das mutierte Virus könne „irgendwann die jetzige Variante ablösen“, sagte er. „Daher sind wir jetzt vorsichtig.“

Impfschutz bei den Varianten ausreichend?

Inwiefern die vorhandenen Impfstoffe den Varianten gewachsen sind, ist noch unklar. „Die vorhandenen Vakzinen schützen bislang alle vor schwerer Krankheit und Tod“, sagt der Gießener Virologe Friedemann Weber. Zwar könne man nun annehmen, dass bei Mutationen der Impfschutz in Bezug auf die Symptomatik etwas sinke und es schwerere Verläufe geben könne. Aber: „Ein Stück weit schützt die Impfung immer.“

Die Varianten müssen allerdings genauer diffenziert werden: Generell bereite die britische Variante „am wenigsten Kopfschmerzen“, sagt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl und verweist auf entsprechende Studien.

Kniffliger wird es bei der südafrikanischen Mutante: Studienergebnisse warfen jüngst Zweifel an der Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs auf. Es schützt demnach nur minimal vor leichten und moderaten Erkrankungen. Doch die Studie sei relativ klein, und es seien nur jüngere Menschen mit generell eher leichten Verläufen einbezogen worden, meint Watzl. Es gebe also keine Daten für schwere Krankheitsverläufe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt den weiteren Einsatz. Beim Impfstoff der Hersteller Biontech/Pfizer deuten erste Laborergebnisse auf eine Wirksamkeit auch gegen Schlüsselmutationen der britischen wie südafrikanischen Variante hin.

(mit Material von der dpa)