Firma Wiedenhoff und Stadtwerke reagieren auf Kritik an fehlenden Ticket-Kaufmöglichkeiten Corona: Solinger Unternehmen entwickeln Abtrennscheiben

Solingen. · Die Kritik der Busfahrgäste an den fehlenden Ticket-Kaufmöglichkeiten an Haltestellen und in Bussen wird lauter. Mit dem Verweis auf andere Verkaufsstellen oder Internet-Angebote geben sie sich nicht zufrieden.

In die Busse der Stadtwerke dürfen die Fahrgäste nur durch die hinteren Türen einsteigen.

Foto: Christian Beier

Die Busunternehmen arbeiten jetzt an Lösungen mit Abtrennscheiben, um den Verkauf bei den Busfahrern trotz der Corona-Pandemie wieder zu ermöglichen. Die Firma Wiedenhoff ist in Zusammenarbeit mit Firmen aus Solingen und Remscheid nach eigenen Angaben kurz vor der Umsetzung. Auch die Stadtwerke wollen im August beginnen, Busse nachzurüsten.

Um die Busfahrer vor Ansteckung zu schützen, ist in den Bussen der Einstieg vorne verboten. Dadurch ist auch die Möglichkeit weggefallen, bei den Fahrern Fahrkarten zu kaufen. Da es Ticketautomaten nur noch an den größeren Bahnhaltepunkten gibt, sind die Kunden jetzt auf die 13 über das Stadtgebiet verteilten Verkaufsstellen und den Verkauf über das Internet angewiesen.

Das kommt bei vielen Fahrgästen nicht gut an. Bei spontanen Fahrten vor allem an Wochenenden sei es nicht möglich, Fahrscheine zu kaufen, bemängeln Leser gegenüber dem Tageblatt. Andere Kunden des öffentlichen Personennahverkehrs kritisieren, dass die Stadtwerke ihre zuletzt noch 20 Ticketautomaten vor knapp drei Jahren aus dem Verkehr gezogen haben, weil sie zu oft defekt waren und laut Verkehrsbetrieb nur noch wenig genutzt wurden. „Warum gibt es eigentlich keine Automaten in den Bussen?“, fragen mehrere Leser. Vor allem für ältere Menschen, so ein anderer Kritikpunkt, sei der Ticketkauf über das Mobiltelefon keine Alternative. Es müsse sichergestellt werden, dass Menschen aller Altersklassen Fahrscheine kaufen können.

Stadtwerke wollen Busse mit Abtrennscheiben nachrüsten

Fest steht, dass das Fahren ohne Ticket auch in Corona-Zeiten nicht erlaubt ist. Wie Stadtwerke-Sprecherin Silke Rampe verweisen auch einige Leser auf die vorhandenen beiden Stadtwerke-Kundencenter in Ohligs und Solingen-Mitte sowie die Ticket-Verkaufsstellen in Mitte (drei), Gräfrath (drei), Ohligs (zwei), Wald, Höhscheid und Haan (je eine). Rampe rät Kunden, die sich keine Fahrscheine über die Smartphone-App „Handyticket Deutschland“ beschaffen wollen, sich in den Verkaufsstellen einen kleinen Vorrat an Tickets zuzulegen.

Möglichst schnell soll der Kauf beim Busfahrer wieder möglich sein. Mit dem Unternehmen, das die Busse der Wuppertaler Stadtwerke mit Abtrennscheiben ausstattet, will der Solinger Verkehrsbetrieb seine Busse ebenfalls nachrüsten. Bei den Dieselbussen könne man auf die Wuppertaler Entwicklungsarbeit zurückgreifen, erklärt Rampe. Da der Fahrerplatz in den O-Bussen anders aufgebaut sei, müsse hierfür aber eine spezielle Variante entwickelt werden. Sie versichert: „Da die O-Busse auf den fahrgaststarken Linien eingesetzt werden, ist geplant, diese rund 50 Fahrzeuge vorrangig auszustatten.“

Eine eigene Lösung hat das Solinger Busunternehmen Wiedenhoff für seine Linienbusse entwickelt. Dessen Werkstatt hat mit den Firmen Jahn Kunststoffe (Remscheid), POS-Kreativ (Solinger Spezialist für Sonderanfertigungen im Deko-Service) und der Dekra (technische Abnahme) Abtrennscheiben entwickelt, die in allen Wiedenhoff-Bussen eingesetzt werden können. Die Fahrzeuge sollen nach Angaben von POS bis Anfang August umgerüstet sein. Wiedenhoff bedient unter anderem die Linien 250 und 252 ab Graf-Wilhelm-Platz in Richtung Leichlingen / Witzhelden sowie Köln.

Disziplin bei Masken
lässt langsam nach

In Bussen und Bahnen müssen die Fahrgäste nach wie vor einen Mund-Nase-Schutz tragen. Dass viele Kunden dies nicht beachten, hätten die Verantwortlichen der Stadtwerke – entgegen der Kritik mehrerer Leser – bisher nicht beobachtet, berichtet Sprecherin Silke Rampe. Allerdings habe die Disziplin nachgelassen. Dies sei unter anderem auf die sommerlichen Temperaturen zurückzuführen. Lockerer sehen es laut Rampe eher jüngere Fahrgäste.