Umzug nach Dülken steht kurz bevor Von Kempen nach Dülken: So sieht das neue Kreisarchiv aus

Kempen/Dülken · 28.000 Kartons Archivgut und 1,4 Kilometer Bibliothek, Urkunden, Pläne, Karten und Plakate stehen kurz vor dem Umzug.

Bald wird das neue Kreisarchiv in Dülken mit Leben gefüllt. Auch aus Kempen wird Archivmaterial geliefert.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

(tre) „In die Ecke kommt der Schnellschneider und gegenüber wird die Pappschere stehen. Die großen Arbeitstische werden zentral aufgestellt, und an dieser Stelle wird der neue Unterdrucktisch aufgebaut, den wir bislang noch nicht hatten“, sagt Kreisarchivar Dr. Michael Habersack und deutet auf die angesprochenen Stellen im neuen Kreisarchiv. Noch ist es ein großer leerer Eckraum – ausgestattet mit gleich zwei großen Glasfronten, moderner LED-Beleuchtung und einem abgedeckten Gussasphaltboden.

Der Kreisarchivar weiß schon jetzt ganz genau, wo was im neu gebauten Kreisarchiv in Dülken platziert wird. Gedanklich ist alles schon fertig eingerichtet. Aber bevor es so weit ist, liegt noch einiges an Arbeit an – und das betrifft nicht nur die noch laufenden, letzten Arbeiten der Handwerker, sondern auch den eigentlichen Umzug.

28 000 Kartons und 1,4 Kilometer Bibliothek ziehen jetzt ein

28 000 Kartons Archivgut, 1,4 Kilometer Bibliothek sowie weiteres Material in Form von Urkunden, Plänen, Karten und Plakaten werden vom bisherigen Archiv in der Kempener Burg, dem ehemaligen Viersener Stadtarchiv, aus dem Zwischenarchiv in Dülken sowie zwei weiteren kleinen Außenmagazinen in Viersen und Willich ins neue Kreisarchiv in Dülken einziehen. Die Fahrregalanlagen – die längsten Wagen sind elf Meter lang – sind im neuen Magazin, dem sogenannten Berfes, schon allesamt eingebaut.

Dabei wird es in jeder Etage eine farbliche Unterscheidung geben. Die Kellerebene hat rote, das Erdgeschoss blaue, die erste Etage grüne und die zweite Etage graue Fahrregalanlagen. „Wobei wir farblich noch einen weiteren Aspekt hinzufügen. Der Osten ist dunkel und der Westen hell“, sagt Habersack und deutet auf die dunkelroten Regale, die einen Raum weiter von knallroten abgelöst werden. Die Drehsterne, mit denen die Kettenantriebstechnik in Gang gesetzt wird, sind aber überall gelb.

Habersack zieht einen der Planschränke auf. „Wir haben die Lagerortnummern bereits festgelegt. Ich kann schon jetzt sagen, in welchem Schrank welche Mappe liegen wird“, sagt der Kreisarchivar. Regale, Zeichenschränke und Spezialschränke, die Größen von Doppel DIN A Null fassen können – alles wartet auf das Archiv- und Bibliotheksgut. Noch sind die Einschubfächer an den Wangen der Fahrregalanlagen nicht beschriftet, aber das wird sich ab Mai ändern.

Der gemauerte Kubus ist dabei eine Welt für sich. Dazu kommt der ihn einrahmende, transparente Holzbau mit viel Glas, der die Arbeits- und Besucherbereiche beherbergt. „Das Schöne ist, dass man durch den offen gestalteten Besucherbereich bis auf die Mauern des Berfes blicken kann“, sagt Habersack, der entlang des zukünftigen Veranstaltungsraumes und des Medienleseraumes zum großen Lesesaal wandert. Akustikdecken und LED-Beleuchtung sind bereits installiert. „Hier ist der Bereich der Leseaufsicht, dort werden die Nutzertische stehen“, informiert er. Selbst eine Café-Ecke fehlt nicht. Habersack bleibt vor einer großen Nut in der Wand stehen. „Hier kann das Kreisarchiv wie ein Törtchen getrennt werden. In einem Brandfall fährt hier ein Schott heraus und trennt ab“, erklärt er. Die Freude auf seinen neuen Arbeitsplatz ist ihm auf der ganzen Linie anzusehen.

Das liegt nicht nur an den gelungenen Arbeitsbereichen, wo auch er sein Büro haben wird, sondern am gesamten durchdachten Bau. Angefangen von der Anlieferung, bei der Lkw bis zu 7,5 Tonnen Gewicht ins Gebäude einfahren können, über eine Restaurierungs- und Reinigungswerkstatt bis hin zum Magazin.

Die gesamte Technik ist im Keller untergebracht. Die raumlufttechnische Anlage mit ihren Bullaugen, Schaltschränke und der Serverraum sind unter der Erde anzutreffen. Für die Versorgung werden Eisspeicher, Wärmetauscher, Photovoltaikpaneele und Warmwasserkollektoren genutzt – Umweltschutz in einem ökologisch wertvollen Bau.

Im neuen Kreisarchiv in Dülken wird es auch ein Azubizimmer geben. Arbeitsplätze für drei Azubis sowie einen Praktikanten sind vorgesehen. Der Kreis Viersen bietet die Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI), Fachrichtung Archiv, an. Es gibt den FaMI auch in den Fachrichtungen Bibliothek, Information und Dokumentation sowie medizinische Dokumentation und Bildagentur.