Soziokulturelles Zentrum Das Loch startet im September durch
Die frohe Botschaft lautet: „Es läuft weiter. Wir schauen nach vorne“, sagt Maik Ollhoff. Mit Flexibilität, Modulen, wechselnden Perspektiven, Abstand und Entzerrung. Ollhoff gehört zum kreativen Kollektiv des soziokulturellen Zentrums Loch in Elberfeld.
Seit März war es durch die Coronakrise stillgelegt, öffnet im September endlich wieder. Bis dahin wird eifrig gewerkelt. Nachdem die Pause konzeptionell und experimentell intensiv genutzt wurde, wird nun angepackt. Heißt konkret: Umbauen und Schutzmaßnahmen umsetzen.
Der dreijährige Geburtstag war gerade noch gefeiert worden, die Jamsession „Kult & Klang“ war das letzte Format, das im März stattfand. Dann kam der Lockdown. Und im Juni der Hilferuf. Bei laufenden Kosten und weggebrochenen Einnahmen durch Ticket- und Getränke-Verkauf, zusätzlichen Aufwendungen für den hauseigenen Sender Lochfunk, der als Plattform für Musik, Literatur, Tanz oder DJ-Sets eingerichtet wurde, warb das Zentrum um Spenden. Mit Erfolg: Über 10 000 Euro kamen zusammen. „Das hat uns sehr entlastet, wir sind sehr dankbar“, sagt Su-Jin Zieroth, Pressereferentin vom Loch. Schulden seien zum Glück keine gemacht worden, ergänzt Ollhoff und verweist auf die institutionelle Förderung der Stadt und die Soforthilfe vom Staat, die auch dem Loch gewährt wurde – aber weder für Personal noch für Mehrarbeit. Was nichts anders bedeutet, als dass das Team unentgeltlich mehr leistet.
Nun kommen neue Kosten durch Schutzmaßnahmen, die die Coronavirusgefahr erfordert. Beispielsweise für Mindestabstände, Wegführung, Rückverfolgung, Mobiliar. „Wir wollen, dass die Gäste sich sicher fühlen“, erklärt Ollhoff und lehnt die mittlerweile wieder erlaubte Reihenbestuhlung ab. Die Lösung: runde Tische für maximal vier Personen. Stehplätze gibt es nicht mehr, getanzt wird auch nicht. Der Mund-Nase-Schutz darf nur am Sitzplatz abgelegt werden, an dem die Gäste auch bleiben sollen während der Konzerte. Und es werden weniger, genau genommen bis zu 60, Menschen eingelassen. Zieroth: „Wir verkaufen entsprechend weniger Tickets.“
Die Räume werden entkernt, kleine Tische gekauft
Im Moment ist der Hauptraum noch Baustelle. Lampen, Aufbauten, Kabel, Stühle, Sofas liegen und stehen durcheinander. Das abgebaute Lochfunktstudio soll mobil wieder auferstehen. „Feste Dinge wie eine Holzwand, ein Vorhang und die Sitzempore, die gerne zum Anlehnen genutzt wurde, wurden abgebaut“, erklärt Ollhoff. Außerdem wurde ein neuer Raum fürs Büro geschaffen. Die Enterkennung dient der flexibleren Nutzung, zu der eine neue Wegeführung genauso gehört wie getrennte Bereiche für Gruppen. Auch die Theke wird noch den Schutzmaßnahmen unterworfen.
Coronatauglich ist bereits das Programm, mit dem am 4. September mit reduzierter Personenstärke auf der Bühne gestartet wird. Zu einer Lesung findet sich an diesem Tag ein „Lochterarisches Sextett“ zusammen, dessen „Loch-Menschen“ (Ava Amira Weis, Claudia Scharfenstein, MC Graeff, Mitch Heinrich, Philine Halstenbach, Thorsten Krämer) eigentlich verschiedenen künstlerischen Genres angehören, nun aber „in der Literatur vereint sind und zugleich ein breites Spektrum abbilden“, so Ollhoff. Am 10. September gibt es die nächste „Kult & Klang“ Session und am 12. September der Auftritt von Lars Möller & Friends. Der war eigentlich mit 20 Musikern geplant, nun kommen fünf: Lars Möller, Johannes Behr, Jürgen Friedrich, Volker Heinze und Jens Düppe. Im Anschluss folgt ein neues Format. Das „Nachspiel“ beendet ab September jedes Konzert im Haus - „mit coronatauglichem DJ-Set, das alte und junge, experimentelle und gängige Musik anbietet“, so Zieroth und der darbenden DJ-Szene eine Plattform gibt. Bei der Piano Night am 18. September geben fünf Musiker nacheinander ein Solo: Billy Test, Anna Luca, Roman Babik und Frane Rusinovic. Die interessante Kombination von Jazz und Hip Hop erwartet die Gäste am 25. September, wenn der Kölner Rapper Retrogott auf Nils Tegen, Laura Robles, Joscha Oetz und Daniel Schröteler trifft.
Weitere Ideen liegen bereits in der Schublade: Der abstrakt.club und die Dichterstunde sollen reaktiviert werden, eine Ausstellung wird für Ende September erarbeitet. Die eigentlich zu Peter Brötzmann geplante Schau aber wurde gecancelt, weil sie nicht coronatauglich gemacht werden konnte, so Ollhoff. Weitere Programmpunkte, die einen stärkeren Bezug zum soziokulturellen und partizipativen Anspruch des Lochs haben, sind in der Mache, fährt Zieroth fort und nennt auch schon ein Format: An jedem ersten Mittwoch im Monat soll es ein „Let’s get together“ geben, bei dem sich Interessierte einfach mit ihrer Kreativität einbringen können - niederschwellig und sicher. Weshalb die Eröffnung des Loch auch schon am 2. September stattfindet. Und das Loch will wieder mehr für sich werben: Mit frisch designtem Plakat, erklärenden Programmheften. „Wir wollen ein Ort sein, der jederzeit für alle offen ist“, lädt Maik Ollhoff ein.