NRW Düsseldorfer EG setzt auf Eishockeyspieler mit Potenzial

Während die Konkurrenz fleißig Geld für gestandene Spieler ausgibt, setzt Düsseldorfs Eishockey-Verein weiter auf entwicklungsfähige Spieler wie den bisherigen Nürnberger. Gejammert wird an der Brehmstraße aber nicht.

DEG-Trainer Harold Kreis muss in der kommenden Saison einen personellen Umbruch bewältigen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

So eine Eishockey-WM ist immer auch ein guter Indikator, wie es um die Klubs steht. Zu den Hochzeiten der Düsseldorfer EG in den 90er-Jahren bestand mal fast der halbe deutsche Kader aus DEG-Spielern. Damals war es allerdings unüblich, dass sich die Stars aus der NHL bei der jährlichen WM sehen lassen.

In den vergangenen Jahren hat sich das gewandelt, aber während der Corona-Pandemie ist das seit Freitag in Lettland laufende Turnier so etwas wie eine kleine Zeitreise. Profis, die ihr Geld in Übersee verdienen, sind kaum da, dafür wimmelt es in den Kadern vor Spielern aus europäischen Ligen. Doch von der künftigen DEG-Mannschaft haben es gerade mal zwei zum Turnier geschafft: Verteidiger Marco Nowak und Stürmer Daniel Fischbuch.

Zwar laufen dieser Tage einige mehr übers lettische Eis, die früher mal ein DEG-Trikot trugen, aber die waren in Zeiten knapper Kassen an der Brehmstraße nicht zu halten. Der Däne Nicholas Jensen, der Norweger Ken-André Olimb. Auch im deutschen Tor findet sich so jemand: Mathias Niederberger, der seinen Heimatklub bereits im Vorjahr in Richtung Berlin verließ und kürzlich Meister mit den Eisbären wurde.

DEL-Erfahrung in
Nürnberg gesammelt

Die Lage der DEG in der Sommerpause 2021 lässt sich auch jenseits der WM beobachten. Am Freitag stellte sie nach einem Dutzend Abgänge ihren zweiten Neuen vor. David Trinkberger kommt von den Nürnberg Ice Tigers, ein großer wie robuster Verteidiger, Manager Niki Mondt nennt den 24-Jährigen in einer Mitteilung „mannschaftsdienlich und eher defensiv ausgerichtet“. Außerdem könne Trinkberger auf eine „interessante Eishockey-Ausbildung zurückschauen“. Los ging die in Landshut, führte ihn später nach Alaska. 2020 kam er zurück, spielte meist für Nürnberg in der DEL, parallel ein paar Spiele für die Bayreuth Tigers in der DEL 2. Zuvor hatte die DEG Luca Zitterbart verpflichtet, einen 22 Jahre alten Verteidiger, der sich in München nicht durchsetzen konnte. Was auch an einer langen Verletzungspause lag. In Düsseldorf will er neu starten. Trinkberger und Zitterbart – das sind zwei Transfers, wie sie zur aktuellen DEG passen. Spieler mit Potenzial, die in Düsseldorf Eiszeit bekommen und sich entwickeln sollen. Fehler – auch solche, die zu Punktverlusten führen – sind einkalkuliert. Das ist löblich, aber natürlich nicht ganz freiwillig. Ohne konkrete Aussicht auf die Rückkehr von Fans in die Hallen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) muss die DEG sparen. „Fertige“ Spieler stehen da eher nicht auf dem Einkaufszettel. Umso überraschender sind die Vorgänge bei der Konkurrenz. Dass sich Mannheim, München und Berlin prominent verstärken, war zu erwarten, aber selbst Krefeld, Schwenningen oder Iserlohn geben fleißig Geld aus. Der KEV holte den slowenischen Nationalspieler Robert Sabolic, Schwenningen den Schweden Patrik Lundh, Iserlohn den deutschen Nationalspieler Simon Sezemsky und den kanadischen Spielmacher Kris Foucault, einer der Leistungsträger beim Meister Berlin. Kein Jahr ist es her, da rief die Branche nach Staatshilfen, weil sie ohne Hallenpublikum in der Existenz bedroht sei. Und in der Tat ging der Umsatz in der abgelaufenen Saison um knapp die Hälfte zurück. Doch nun ist es vielerorts vorbei mit der Zurückhaltung. Obwohl ja weiter einiges unklar ist auf der Einnahmeseite. Nicht umsonst sagte DEL-Chef Gernot Tripcke vor einigen Wochen: „Wir haben für die Lizenzprüfung Ende Mai auch Vorgaben gemacht, um die Klubs vor sich selber zu schützen.“ Das scheint nötig. Gerade vor der Saison, in der Abstieg wiedereingeführt wird. In Düsseldorf sind vorerst keine großen Transfers geplant. Die Spieler, die schon da sind, wissen das. Und gehen den Weg mit: „Wir werden inmitten der Saison nicht jammern, weil wir eine junge Mannschaft haben und nicht zu den ersten sechs Teams zählen sollten. Und ich hoffe, dass alle, die es mit der DEG halten, dann ebenfalls nicht meckern“, sagt Kapitän Alexander Barta der „Eishockey News“ und verspricht: „Wir werden alles reinhauen. Es soll bitte nur niemand erwarten, dass wir Deutscher Meister werden.“