Tischtennis Die Rückkehr des „indischen Tigers“
Tischtennisprofi Kamal Achanta stand 1036 Tage nicht für Borussia an der Platte. Für das jüngste Spiel wurde er eingeflogen.
Sharat Kamal Achantas Besuche in Düsseldorf sind selten geworden. Seine Einsätze im meist roten Jersey der Borussia noch seltener. Doch die Verletzungssituation und die Corona-Pandemie zwangen die Borussia zuletzt dazu, ihren Standby-Profi aus Indien einfliegen zu lassen. Timo Bolls Bauchmuskelverletzung war noch nicht ausgeheilt, Anton Källberg in Quarantäne und bei Kristian Karlsson hatte sich ein Halskratzen deutlich bemerkbar gemacht. Der in Düsseldorf lebende und einsatzfähige Kader des deutschen Tischtennis-Rekordmeisters hatte sich von vier auf einen Spieler reduziert. Es drohte die längerfristige Reaktivierung von Cheftrainer Danny Heister als Spieler.
„Da hat Danny mich angerufen und gesagt: Wir brauchen Dich“, so Achanta. Doch während einer weltweiten Pandemie mal so eben aus Indien nach Deutschland zu kommen, ist gar nicht so einfach. „Einladungen, Bescheinigungen, Bestätigungen mussten zwischen Düsseldorf und Indien hin- und hergeschickt werden. Und ich habe vor Ort um die Ausstellung eines Visums gekämpft“, erläutert der 39-Järige Mann aus Chennai. „Das hat lange gedauert. So lange, dass ich, als ich am vergangenen Freitag den Flieger bestiegen habe nicht wusste, ob ich abends in der Bundesliga würde spielen müssen. In Frankfurt habe ich dann per SMS erfahren, das Anton negativ getestet worden war und spielen konnte.“ Wäre Achantas Einsatz nötig gewesen, wäre es auch sehr eng geworden. „Als ich in unserer Halle ankam, sah ich, wie Anton schon spielte“, so Achanta lächelnd.
Der „indische Tiger“ hat bei seinen Teamkameraden und bei den Borussia-Fans trotz seiner 1036 Tage währenden Abwesenheit nichts an Respekt und Zuneigung verloren. Kein Wunder, ist die Borussia doch Achantas zweite Familie, für die er immer alles gibt. „Für mich war es nach so langer Zeit wieder ein tolles Gefühl, zu Hause zu spielen. Ich werde mein kleines Comeback natürlich in Erinnerung behalten“, meinte der 39-Jährige nach seinem 3:0-Erfolg über den Polen Kamil Kurowski im Champions-League-Viertelfinal-Rückspiel gegen K.S. Dekorglass Dzialdowo. Damit sicherte Achanta endgültig den 3:2-Erfolg seiner Borussia und den Einzug ins Champions League-Halbfinale.
Kampf gegen Corona
in Indien unterstützt
Die Beziehung zwischen Düsseldorfs erfolgreichstem Sportverein und Achanta ist sehr eng. So unterstützt die Borussia Achantas Kampf gegen Corona in seiner Heimat. „Im ersten Lockdown in Indien habe ich gesammelt, um den arbeitslosen Tagelöhnern und deren Familien Nahrung zukommen zu lassen. Im zweiten Lockdown habe ich gesammelt, um Sauerstoffbehälter und Beatmungsgeräte zu finanzieren“, erläutert Achanta. „Im dritten Lockdown wurde gesammelt, um Schutzausrüstung für die Krankenpfleger zu besorgen.“ Inzwischen hat er aber den Eindruck, als wenn sich Indien im Kampf gegen das Virus ergeben hätte. „Wer überlebt, überlebt“, meint Achanta frustriert.
Es ist klar, dass sich seine aktive Karriere unweigerlich dem Ende entgegen neigt. „Es wird schwieriger, die Motivation zum täglichen Training zu finden. Letztes Jahr waren die Olympischen Spiele mein Ziel. In diesem Jahr sind es die Commonwealth und Asian Games“, so Achanta. „Ob ich noch bis Paris 2024 weiter mache, weiß ich nicht. Aber es gibt Leute, die denken, dass ich das noch schaffen kann.“ Gut möglich, dass der Inder dann der Borussia weiterhin als Standby-Spieler zur Verfügung steht.
Beim Bundesligaspiel am Sonntag gegen Fulda steht er jedenfalls wider im Aufgebot der Borussia.