Dreharbeiten zum Roman „Identitti“ in Düsseldorf Die Heinrich-Heine-Universität wird zur Filmkulisse

Düsseldorf · Der Roman „Identitti“ von Mithu Sanyal wird an der Universität verfilmt. Wie das funktioniert und wieso sich Hörsaal und Film ergänzen.

Produzent Roman Paul (r.) und Victoria Meinschäfer, Pressesprecherin der Heinrich-Heine-Universität. Sie half dabei, das Projekt zu betreuen.

Foto: RP/Carina Carvalho Hagen

Die Filmkameras, Mikrofone und Scheinwerfer vor dem Hörsaal bieten einen kuriosen Anblick. Zwei Studenten bleiben interessiert stehen, werden von der Filmcrew aber sofort gebeten weiterzulaufen. Für einige Tage dient die Heinrich-Heine-Universität als Filmkulisse für den Film „Identitti“ nach dem Roman von Mithu Sanyal.

In diesem erzählt die Autorin die Geschichte der Professorin Saraswati vom (fiktiven) Institut für Postkoloniale Studien. Die Lehrperson thematisiert eindringlich Themen wie Rassismus und Ausgrenzung und stellt sich als Person of Color vor – was sich später als Lüge herausstellt. Dies erschüttert die Universität und zieht Proteste für ihre Entlassung nach sich. Für die Bloggerin Nivedita, die Saraswati zuvor immer bewundert und ihre Seminare besucht hatte, wirft dies Fragen zu der Komplexität von Identität und Herkunft auf. Unter der Regie von Randa Chahoud spielen in den Hauptrollen Stephanie Eidt, Sabrina Setlur, Amanda Babaei Vieira, Zoe, Saba Lou Khan und Niels Bornmann.

Die Universität lag als
Drehort auf der Hand

Dass für den Dreh eigentlich nur die Düsseldorfer Universität infrage kam, ist logisch: Der Debütroman der preisgekrönten Schriftstellerin spielt nicht nur an besagter Universität, auch hat die Autorin dort selbst ihr Studium absolviert. Nun wird ihr Roman in den gleichen Räumen, durch die sie als Studentin gelaufen ist, lebendig.

Der Universitätsbetrieb lief während der Dreharbeiten am vergangenen Mittwoch regulär weiter. Bis zu 160 Komparsen nehmen an den Filmarbeiten teil, darunter auch einige Studierende, wie zum Beispiel Sarah W. „Das Team ist sehr nett. Ich empfinde die Dreharbeiten auch nicht als störend, zu Semesterbeginn hält sich der Terminkalender noch in Grenzen.“ Nur für einzelne Szenen kann es lauter werden. Am Dienstag wurde der Protest der Studierendenschaft für die Entlassung der Professorin gefilmt. „Wir haben allerdings keine Beschwerden bekommen, sind sehr nett und zuvorkommend behandelt worden. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, freut sich Filmproduzent Roman Paul. Die Zusammenarbeit der Universität mit der Filmcrew verlief demnach reibungslos und das authentische Set des Films ermöglicht eine besondere Art des Geschichtenerzählens. „Der Geist des Ortes spiegelt sich in dem Film wieder. Er hat zudem eine zentrale Bedeutung für den Film, da es um die Kontroverse um eine Universitätsprofessorin und die Diskussion in der Wissenschaft geht. Der Ort ist also nicht einfach nur der Hintergrund“, sagt Paul. Der laufende Betrieb der Universität mache den Film zudem ästhetisch aufregend und lebendig. Dem Produzenten ist auch wichtig zu betonen, dass es sich bei dem Film nicht um ein Konversationsdrama handele. Zuschauer dürfen sich auf einen Mix aus traurigen, aber auch witzigen Elementen freuen.

Aber auch die tiefere Dimension der Produktion eines Films über Herkunft und Identität schwingt mit. „Vor vier Jahren haben wir das Projekt gestartet. Ich hatte mich zu Anfang noch gefragt, ob das Thema zum Erscheinungsdatum nicht mehr relevant genug sein würde“, sagt Paul. „Nun sehe ich aber die aktuellen politischen Entwicklungen, auch im universitären Kontext, und denke, dass wir immer noch ein brandaktuelles Thema haben. Das Rad der Zeit scheint sich im Moment traurigerweise zurückzudrehen.“

Mit dem Erscheinen des Films ist in der ersten Jahreshälfte in 2026 zu rechnen. Für die Universität sind die Dreharbeiten aber nicht nur ein Spektakel. Die thematisierten Aspekte sind auch in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen auf dem Campus präsent, beispielsweise in Sozialwissenschaften oder Medien- und Kulturwissenschaften. Die Dreharbeiten bieten nun weitere Denkanstöße und Austauschmöglichkeiten für Lehrende und die Studierendenschaft. Dies ist auch im Sinne des Produzenten, denn: „Wir tragen hier immerhin auch zur Stärkung der Demokratie bei.“

(cch pze)