Drag Show mit Botschaft im Düsseldorfer Unterhaus Vom Glitzer bis zur Schweißperle

Düsseldorf · Die Drag Shows von Effie Biest im Unterhaus sind längst Kult. Am Wochenende präsentierte sie gemeinsam mit Aria Viderci das LipSync-Musical „Glitzer und Rauch“. Eine mitreißende Drag Show mit ernsten Untertönen.

Szene aus einer Show im Schauspielhaus mit Effi Biest.

Foto: Melanie Zanin

„Wer war schon einmal bei einer Drag-Show?“ Diese Frage stellt Effie Biest gern ans Publikum. Als Drag Artist steht sie regelmäßig auf der Bühne des Düsseldorfer Unterhauses und freut sich, wenn viele signalisieren, dass sie zum ersten Mal da sind. Denn sie möchte queere Kunst aus dem Nischendasein befreien und einem breiteren Publikum bekannt machen.

Gemeinsam mit Aria Viderci präsentierte sie am Samstagabend im ausverkauften Haus das Lip-Sync-Musical „Glitzer und Rauch“, das einen ebenso unterhaltsamen wie ernsten Blick auf die Glamourwelt wirft: Die erste Szene zeigt Dramaturg Lasse Scheiba, wie er sich in der Garderobe des Schauspielhauses auf den großen Auftritt als Effie Biest vorbereitet. Kollegin Aria verspätet sich. Noch hängen die Pailletten-Outfits auf einem Ständer, warten die Perücken auf ihren Einsatz.

Und Effie? Die ist nervös. Sortiert ihre Schminkutensilien und macht sich Gedanken, ob auch alles klappen wird. Mit einer Stunde Verspätung trudelt nun auch Aria in der Garderobe ein. Erzählt von einer Demo, die sie aufgehalten habe. Eben diese Demo wird später noch eine wichtige Rolle spielen. Aus dem Off kommt die Ansage, dass die beiden sich fertig machen müssen. Das Publikum würde bereits eingelassen.

Effie und Aria lassen die Zuschauenden teilhaben an den Gedanken, die ihnen vor einem Auftritt so durch den Kopf gehen. Haben sie alle Kostüme dabei? Wird die Eröffnungsnummer klappen oder sollten sie die noch mal durchgehen? Währenddessen machen sich die beiden fertig. Schlüpfen in ihre Glitzerkleider und setzen die Perücken auf, werden zu Dragqueens. Die verschiedenen Nummern an diesem Abend singen die beiden lippensynchron und begeistern ihr Publikum mit mitreißenden Tanzeinlagen. Zwischendrin erzählen sie, wie sie zum Drag kamen, was diese Kunstform, die auch eine Lebenseinstellung ist, für sie bedeutet. Dabei schlagen sie auch ernste Töne an. Erzählen vom Außenseiterdasein in der Schule und davon, wie sie Zugang zur queeren Community bekamen, die sie als Drag Artists akzeptiert.

Das Format lebt davon, dass sich Aria und Effie die Bälle zuwerfen, sich auf die Schippe nehmen, etwa wenn Aria verrät, dass Effies Schminkversuche etwas von „Malen nach Zahlen“ haben; oder die Kollegin sie damit aufzieht, dass sie gern und viel redet. Auch zur „Pause“ geben die beiden dem Publikum Einblick in ihre Garderobengespräche. Denn Glitzer und Schweißperlen liegen nah beieinander, wenn sie in Windeseile aus ihren Kleidern schälen und sich neue überstreifen. Doch plötzlich wird es wieder ernst. Effie bekommt einen Anruf des Intendanten, der sie informiert, dass sich vor dem Schauspielhaus Nazis formiert haben. Sie hatten die Demo organisiert, die Aria davon abhielt, pünktlich zum Showbeginn da zu sein. Wie sollen sie auf diese Bedrohung reagieren?

Aria plädiert dafür, dem Publikum reinen Wein einzuschenken, was sich da vor dem Haus zusammenbraut. Effie möchte lieber weiterspielen, um den Menschen im Saal eine weitere Stunde ohne all das Negative zu schenken.

Schließlich ist der Naziterror draußen vor der Tür und das Unterhaus ein „Safe Space“, in dem Drag und queere Kunst akzeptiert sind. Doch ist der Ort wirklich so sicher, wie die beiden glauben?

Info „Glitzer und Rauch“ ist noch am 24. Mai im Unterhaus zu sehen. Beginn um 20 Uhr, Tickets unter www.dhaus.de.

(clhö / los)