Der Immobilienmarkt hat den Corona-Schock aus dem Vorjahr schnell verdaut Die Preise steigen weiter
DÜSSELDORF · Das erste Jahr mit Corona ist vorbei, und noch längst ist nicht klar, wann die Einschränkungen enden und die Konjunktur ihre Stärke vor dem Ausbruch der Pandemie wieder erreichen wird. Auch an den Börsen spürt man diese Unsicherheiten: Es treten regelmäßig größere Schwankungen auf, die vor allem bei Privatanlegern zu großer Zurückhaltung führen.
Aber irgendwo muss das Geld der Deutschen schließlich hin: Denn die sind auch in der Corona-Krise reicher geworden.
Das Gesamtvermögen der privaten Haushalte war Ende September 5,5 Prozent größer als ein Jahr zuvor, das Geldvermögen der privaten Haushalte kletterte im dritten Quartal 2020 um 108 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 6738 Milliarden Euro. Immobilien sind übrigens mit Abstand das wichtigste Vermögensgut der Deutschen, sie machen 64 Prozent des Bruttovermögens aus, hat eine Studie gezeigt.
„Daher bleiben Immobilien verstärkt im Fokus langfristig orientierter Anleger. Immobilien haben vergangenes Jahr gezeigt, dass sie den Schock der Pandemie ziemlich gut und schnell weggesteckt haben, obwohl im Frühjahr 2020 noch viele den ultimativen Einbruch am Immobilienmarkt prognostiziert hatten. Sogar das Gegenteil ist der Fall. Für das dritte Quartal 2020 wurden um 7,8 Prozent höhere Kaufpreise festgestellt als im gleichen Quartal 2019“, sagt Finanzanalytiker Haimo Wassmer aus Bochum. Er sieht keine Veranlassung für einen Rückgang: „Die Menschen haben viel Kapital und wollen es auch investieren, statt es bei Nullzinsniveau und Strafgebühren auf den Konten liegen zu lassen. Und die sehr niedrigen Zinsen bei der Immobilienfinanzierung machen den Zugang nochmals leichter – auch wenn die Preise hoch sind. Es sind weiterhin stabile Renditen zwischen drei und vier Prozent möglich.“
Die Aussichten bleiben damit langfristig positiv. Beim Baufinanzierer Wüstenrot heißt es dazu: „So prognostizieren zahlreiche Experten, dass die Immobilienpreisentwicklung in Deutschland auch bis 2025 und darüber hinaus dem Aufwärtstrend folgen wird. Zumindest dann, wenn die Zinsen auf dem niedrigen Niveau bleiben.“ Laut dem Immobiliendienstleister CBRE wurde im Jahr 2020 mit einem Transaktionsvolumen von 20 Milliarden Euro für Wohnimmobilien ab 50 Einheiten das zweithöchste je erreichte Transaktionsvolumen am deutschen Wohnimmobilienmarkt erzielt.
Für das Jahr 2021 erwartet CBRE eine Fortsetzung des hohen Interesses der Investoren, das das limitierte Angebot das Transaktionsvolumen entsprechend bestimmen wird. Diesen Trend bestätigt auch eine Analyse des Düsseldorfer Immobilienunternehmens Aengevelt. Die Zahl der Genehmigungen für Neubauwohnungen werde um zehn Prozent steigen und für Einfamilienhäuser sogar um 18 Prozent, während die Fertigstellung von Eigentumswohnungen auf Basis der Genehmigungszahlen um zwölf Prozent zurückgehen werde. Nach Einschätzung des Maklers seien Investments in Wohnimmobilien durch Corona attraktiver geworden, weil sie als sicherer Hafen gälten.
Einfamilienhäuser profitierten besonders stark. Für Vermieter ist die Lage ebenfalls sehr gut. Die Preise für Wohnungen werden in diesem Jahr in den meisten deutschen Städten steigen, prognostizieren die Marktbeobachter des Immobilienportals „Immowelt“. Die Nachfrage sei weiter hoch, das Angebot – besonders im günstigen Segment – nach wie vor überschaubar. So müssten Mieter unter anderem in Düsseldorf und Köln vier Prozent mehr zahlen.
Unsicher sind hingegen die Zahlen für den für Büroimmobilienmarkt, teilt Aengevelt Immobilien mit Bezug auf Analysen von DIP (Deutsche Immobilien-Partner) mit. Die Zahlen für 2020 belegen eine im Zuge der Krise insgesamt deutlich geringere Vermietungsdynamik am deutschen Büromarkt.
Die weitere Entwicklung werde davon abhängen, wie schnell die Impfungen zu einer Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens führen werde. „Hiermit ist ab der zweiten Jahreshälfte zu rechnen. Dann wird sich auch die Büroflächennachfrage erholen und temporär zurückgestellte Anmietungsentscheidungen werden sukzessive nachgeholt“, heißt es in der Aengevelt-Studie.