NRW Diese Düsseldorfer gehen nach Berlin

Düsseldorf · Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Sara Nanni (Grüne), Thomas Jarzombek (CDU), Andreas Rimkus und Zanda Martens (beide SPD) ziehen ins neue Parlament ein. Ein Mandat für Uta Opelt (AfD) war zu Redaktionsschluss noch unsicher (Stand: 23 Uhr).

Thomas Jarzombek

Er ist einer der erfahrenen Abgeordneten aus Düsseldorf und hat sich auch in Berlin schon seine Schwerpunkte gesucht: Thomas Jarzombek, Kreisvorsitzender der Düsseldorfer CDU, gewann 2009 erstmals das Direktmandat im nördlichen Wahlkreis 106 seiner Geburtsstadt und ist seitdem durchgehend im Parlament vertreten. Bevor er sich ganz auf die Politik konzentrierte, verdiente er sein Geld als IT-Unternehmer.

Jarzombek ist sowohl Beauftragter der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt als auch Start-up-Beauftragter des Wirtschaftsministeriums – und für die Themen dieser Felder setzt er sich besonders ein. Unter anderem hat er hat den Fonds über 30 Milliarden Euro für die Gründerszene maßgeblich mit auf den Weg gebracht.

Auch in Düsseldorf bewegen ihn diese Themen naturgemäß am meisten,  hier hat er ebenfalls die Rahmenbedingungen für junge Start-ups im Blick. Auch der Verkehr in der Landeshauptstadt steht weit oben auf dem Themenzettel des engagierten Radfahrers: Im Wahlkampf erregte Jarzombek Aufsehen mit seinem Vorschlag einer Fahrrad-Hochstraße über das Mörsenbroicher Ei. nic

Andreas Rimkus

Es ist nur ein paar Wochen her, da schien Andreas Rimkus auf dem sicheren Weg in die politische Rente. Als Vorsitzender des Düsseldorfer SPD-Verbands hatte er sich bereits nach dem desaströsen Ergebnis bei der Kommunalwahl zurückgezogen. Und die Chancen auf einen Wiedereinzug in den Bundestag schienen nach zwei Wahlperioden angesichts der notorischen Schwäche der SPD gegen Null zu gehen. Dann winkte für den 58-Jährigen plötzlich doch wieder Berlin. Nicht zum ersten Mal erlebt er die Aufs und Abs des politischen Betriebs hautnah mit: Bei der Bundestagswahl 2017 musste er länger als alle anderen Abgeordneten zittern und kam als letzter Nachnominierter zum Zug.

Im Parlament hat sich Rimkus vor allem mit Energie- und Verkehrsthemen befasst, vor allem mit  Wasserstoff-Antrieben, in denen er große Chancen sieht. Das Themengebiet liegt bei seinem beruflichen Werdegang nahe: Der Elektriker hat sein gesamtes Berufsleben bei den Düsseldorfer Stadtwerken verbracht und war dort für elf Jahre Betriebsrat. arl

Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Die Szene, die aus ihren ersten vier Jahren im Bundestag vielleicht am meisten in Erinnerung bleiben wird, zeigt Marie-Agnes Strack-Zimmermann übernächtigt, ernst und schweigend. Sie ist zu sehen neben Parteichef Christian Lindner, als er am 19. November 2017 das Aus für die Gespräche mit CDU und Grünen verkündet und sagt: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“

In der zweiten Amtszeit als Bundestagsabgeordnete könnte die Düsseldorfer FDP-Frontfrau gleich wieder an Koalitionsgesprächen beteiligt sein – und bringt möglicherweise sogar den einen oder anderen Tipp aus Düsseldorf mit. Dort hat sie im Stadtrat bereits mit der CDU regiert (was sie für Berlin besser fände), aber auch in einem Ampel-Bündnis mit SPD und Grünen. Die große Erfahrung in der Kommunalpolitik gilt als einer der Gründe, warum Lindner sie in die erste Reihe holte, als die Liberalen nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag im Jahr 2013 einen Neuanfang brauchten.

Für Kommunales ist Strack-Zimmermann auch in der Bundestagsfraktion zuständig, an Profil gewann sie aber vor allem durch ihr anderes Thema: die Verteidigung. Nach dem katastrophalen Scheitern des Afghanistan-Abzugs etwa kritisierte sie die Bundesregierung scharf. Sollten die Liberalen bald selbst mitregieren, könnte das auch einen Karriereschritt für die 63-Jährige bedeuten, die mit der Politik 1999 in der Bezirksvertretung in Gerresheim angefangen hat. Vereinzelt wird sie sogar als Ministerin gehandelt. arl

Sara Nanni

Sara Nanni ist die erste Düsseldorfer Grüne im Bundestag nach 32 Jahren – und hat ihr Mandat vergleichsweise still errungen. In der Stadt ist sie wenig bekannt, in der Kommunalpolitik hat sie nie mitgemischt. Ihr Thema ist die Friedenspolitik, und damit hat sie sich offenbar intern einen guten Namen gemacht. Sie engagierte sich in einer parteiinternen Arbeitsgemeinschaft zum Thema, zeitweise auch als Sprecherin. Bei der Listenaufstellung für die Bundestagswahl erhielt sie den Rückhalt für den starken Landeslistenplatz 17 in NRW. Nun kann die 34-Jährige, die in in Waltrop (Kreis Reckingshausen) aufgewachsen ist, ihre Sachen für vier Jahre Parlament in Berlin packen. Als letztem Grünen mit Wahlkreis in Düsseldorf gelang das 1987 Otto Schily, der zwei Jahre später zur SPD wechselte. Ihr politisches Thema hat sie auch akademisch beschäftigt: Nanni hat einen Masterabschluss in Friedens- und Konfliktforschung absolviert und arbeitete zuletzt bis Ende Juli in einem Forschungsprojekt der Hochschule Düsseldorf, in dem es um politische Radikalisierung ging. Im Bundestag hofft Nanni auf einen Platz im Verteidigungsausschuss, da der sich mit Fragen von Krieg und Frieden befasst (Düsseldorf wäre dort dann gleich doppelt vertreten, da auch die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu diesem Gremium gehört.) arl

Zanda Martens

Als überzeugte Vertreterin klassischer SPD-Positionen darf Zanda Martens bezeichnet werden, die den Kampf für den Erhalt guter Arbeitsplätze weit oben auf ihrer Themenliste hat. Die 36-Jährige, die in Lettland geboren ist und aus einer Arbeiterfamilie stammt, trat als relative Newcomerin bei dieser Bundestagswahl an.

Erst seit 2018 ist sie Mitglied der SPD (ist aber bereits deren stellvertretende Vorsitzende in Düsseldorf), kandidierte bei der jüngsten Kommunalwahl erstmals (und erfolglos) für den Stadtrat und war außerhalb der eigenen Partei nur wenigen ein Begriff. „Ich bin keine Selbstdarstellerin und lege Wert auf verlässliche Politik“, sagt die 36-Jährige über sich selbst – und legte entsprechend mehr Wert auf Inhalte als darauf, als Person bekannt zu werden.

Mit ihrem klarem Eintreten für ihre Positionen hat sie sich im Wahlkampf aber einen Namen gemacht. Und während man ihr im traditionell konservativ wählenden Düsseldorfer Nord-Wahlkreis geringere Chancen einräumte, konnte sie sich auf der Landesliste den als durchaus aussichtsreich geltenden Listenplatz 28 sichern. nic