NRW Jubel bei der SPD, Trauer bei der CDU
Düsseldorf · Um kurz vor 18 Uhr wurde es merklich ruhiger im Düsseldorfer Rathaus, es begann das große Warten, Hoffen und Bangen. Allerdings unter völlig unterschiedlichen Gesichtspunkten: Während man im Plenarsaal des Rathauses bei der CDU darauf zitterte, dass es nicht ganz so schlimm würde wie zuvor prognostiziert, hoffte man nebenan im großen Sitzungssaal bei der SPD darauf, dass sich die Umfragewerte nun auch im Ergebnis widerspiegeln.
Doch die erste Prognose zeigte: Für die einen kommt es genauso schlimm wie befürchtet, für die anderen so gut wie insgeheim erhofft. Die CDU kam demnach (mit Stand 19 Uhr) auf 24 Prozent, die SPD auf 26 Prozent, die Grünen auf 14,5 Prozent und die FDP auf zwölf Prozent. Das sorgte bei den Genossen erwartungsgemäß für lautstarken Beifall, als die Düsseldorfer Parteichefs Oliver Schreiber und Annika Maus mit ihren Bundestagskandidaten Zanda Marten und Andreas Rimkus vor die Mikrofone traten. „Wir haben einen tollen Wahlkampf gemacht und die DNA der SPD Düsseldorf hervorragend vertreten“, sagte Maus.
Für Zanda Marten ging nach eigener Aussage eine „verrückte Zeit“ zu Ende: „Wenn man bedenkt, wie tief wir in den Umfragen standen, als wir vor einigen Monaten angefangen haben zu kämpfen und dann sieht, wo wir heute stehen, dann bin ich einfach nur glücklich und stolz auf unsere vielen Helfer.“ Ein überglücklicher Andreas Rimkus (SPD) sagte danach: „Heute ist ein Honigkuchen-Tag, der historisch werden kann.“ Ob Rimkus das Ergebnis allerdings auch wieder nach Berlin bringen wird, das stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. „Dafür brauche ich in Düsseldorf ein Ergebnis, dass das Bundesergebnis in etwa widerspiegelt, damit ich über die Liste in den Bundestag einziehe.“
Denn ob er seinen Wahlkreis im Süden gegen Sylvia Pantel (CDU) gewinnen konnte, entschied sich ebenfalls erst spät am Abend. 2017 lag Rimkus etwa 9000 Stimmen hinter Pantel. Damals allerdings holte die prominente Linke Sahra Wagenknecht 13 Prozent in diesem Wahlkreis. Weil die aber nicht mehr antritt, werden die Linken im Süden Stimmenverluste melden müssen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Linken nun CDU wählen“, so Rimkus.
Sylvia Pantel spricht von
einem verlogenen Wahlkampf
Für die CDU-Bundestagabgeordnete Sylvia Pantel war das Ergebnis keine Überraschung: „Mir war fast klar, dass es so kommt.“ Deutliche Worte fand sie für den Wahlkampf der vergangenen Wochen. „Ich bin schon sehr lange in der Politik unterwegs. Aber ich habe noch nie einen so verlogenen, miesen und verletzenden Wahlkampf erlebt wie bei dieser Bundestagswahl. Ich hoffe, dass das noch Konsequenzen hat.“ Welche diese Konsequenzen sein könnten, ließ sie allerdings offen. Einen Rückzug aus der Politik schloss Pantel, die unter anderem auch den CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet zum Rücktritt aufgefordert hatte, aber aus. „Ich selbst werde mich weiter in der Politik engagieren.“
Eine Etage tiefer bei der FDP kam dagegen Marie-Agnes Strack-Zimmermann aus dem Strahlen kaum heraus. „Wir sind mit etwa zwölf Prozent stärker als vor vier Jahren, und zum zweiten Mal in Folge haben wir mehr als zehn Prozent der Stimmen geholt. Das werden jetzt anstrengende Tage bei den Koalitionsverhandlungen werden. Sie glaubt fest an eine Regierungsbeteiligung der FDP. „An eine erneute große Koalition glaube ich nicht. Die haben sich über, wie in einer schlechten Ehe. Ich glaube an eine Ampel oder an Jamaika. Das gibt einen flotten Dreier. Ich freue mich, wenn es viel Gelb in der nächsten Regierung gibt.“
Bei den Grünen wusste man mit dem Wahlergebnis so richtig gar nichts anzufangen. „Das ist ein Sieg, der sich gar nicht wie ein Sieg anfühlt“, sagte der Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld. „Wir sind von knapp neun auf etwa 15 Prozent raufgegangen. Das ist natürlich ein Erfolg, auch wenn wir bessere Umfrageergebnisse hatten. Aber wir wollten die Kanzlerin stellen, dieses Wahlziel haben wir klar verpasst.“