Prozess Dreifachmord von Hille - Experte wertet Blutspritzer aus
Bielefeld · Beim Dreifachmord von Hille schieben sich die beiden Angeklagten die Schuld bislang gegenseitig zu. Kleine Blutspritzer könnten die entscheiden Hinweise auf die Wahrheit liefern. Ein Experte hat sie im Detail untersucht.
Im Prozess um den Dreifachmord im ostwestfälischen Hille hat ein Gutachter den Beteuerungen eines Angeklagten widersprochen. Blutspritzer an der Jacke des 24-jährigen Kevin R. seien eindeutig entstanden, als der Träger der Jacke eines der Opfer getötet habe, sagte Rechtsmediziner Bernd Karger am Donnerstag vor dem Landgericht Bielefeld. Der 24-Jährige beteuert, nicht selbst getötet, sondern nur bei der Beseitigung der Leichen geholfen zu haben. Karger, der Experte für Blutspritzer ist, ist aber überzeugt: Die Blutspritzer entstanden, als der Träger der Jacke eines der drei Opfer mit einem Maurerhammer erschlug.
Der Experte zeigte im Gerichtssaal, wie sich die Blutspritzer nach dem Schlag bis auf den Jackenärmel verteilten. Dabei beschrieb der Experte den Unterschied zwischen Blutstropfen und Spritzern, erklärte physikalisches Grundwissen und zeigte anhand von Fotos, wie sich die Blutstriche nach dem Schlag wie bei einem Fächer in der Umgebung verteilten. „Würde man Linien ziehen von diesen Spuren, würden sich diese knapp vor dem Handgelenk treffen. Also da, wo das Tatwerkzeug in der Hand lag“, sagte Karger. Das dichte Muster von Blutspritzern spreche dafür, dass der Träger der Jacke beim Schlag sehr nah an seinem Opfer stand.
Auch auf einer Hose des zweiten Angeklagten Jörg W. fanden die Ermittler Blutspuren. Hier allerdings nur an der Vorderseite. „Es sind eher schüttere Spuren. Das belegt, dass der Träger der Hose zwar in der Nähe bei der Tat war, aber nicht in unmittelbarer Nähe des getroffenen Kopfes“, sagte der Rechtsmediziner. Das Blut auf Hose und Jacke stammt von dem jüngsten der drei Opfer. Das hatte die DNA-Analyse ergeben.
Dem Zeitsoldaten Kevin R. und dem zweiten Angeklagten Jörg W. (51) wirft die Anklage dreifachen Mord aus Habgier vor. Der Tatort Hille liegt direkt an der niedersächsischen Grenze. Im Verfahren haben sich die beiden Deutschen bislang gegenseitig beschuldigt. Die beiden sollen zuerst einen 72-jährigen Nachbarn, dann einen 64-jährigen Hilfsarbeiter und später einen 30 Jahre alten Geschäftspartner getötet haben.
Am nächsten Prozesstag am Montag soll das psychologische Gutachten zu Jörg W. in das Verfahren eingeführt werden. Ein Urteil will das Landgericht Bielefeld frühestens Ende März fällen.