Bildung in Düsseldorf Klage auf Präsenzunterricht
Düsseldorf. · Die Corona-Krise wird auch 2021 die Schulen prägen. Hart gerungen wird um das richtige Unterrichtsmodell. Gute Perspektiven gibt es dagegen für die Bauprojekte. Und an 90 Grundschulen werden 4000 Luftfiltergeräte installiert.
Die Pandemie wird auch im neuen Jahr das Schulleben in der Landeshauptstadt massiv verändern. Vieles könnte auf den Prüfstand geraten. Neben einem besseren Infektionsschutz in den Klassenräumen wird auch um das richtige Unterrichtsmodell gerungen. Zudem hoffen viele Eltern von Grundschülern auf eine rasche Rückkehr in den Präsenzunterricht.
Eine Initiative, zu der auch drei Familien aus Düsseldorf zählen, will das sogar einklagen. Gute Perspektiven gibt es dagegen für das laufende Ausbauprogramm.
Der Ausbau
Mehr als eine Milliarde Euro investiert die Stadt bis 2025 in den Neubau und die Sanierung von Schulen. Die Pläne aus den bislang acht Bau-Paketen („SOM“) sind ambitioniert, der Zeitplan beschleunigt. Doch das Virus hält sich nicht an Verwaltungspläne. Einige Eltern, Lehrer und Schüler befürchten deshalb Verzögerungen.
Doch Schuldezernent Burkhard Hintzsche ist nach den Erfahrungen der vergangenen Monate optimistisch, die Planungen einhalten zu können. „Sicher kann sich ein bestimmtes Projekt mal um zwei oder drei Monate verschieben, weil ein Betrieb kurzfristig mehr Kranke oder Quarantäne-Fälle zu verzeichnen hat. Aber das werden hoffentlich Ausnahmen bleiben“, meint er.
Insgesamt funktioniere die Baubranche auch in Pandemie-Zeiten zuverlässig. So habe die Schulverwaltung im Linksrheinischen kürzlich eine Sporthalle sogar früher an den Start bringen können.
Läuft alles nach Plan, sollen 2021 mindestens 15 Neubau- beziehungsweise Sanierungsvorhaben aus unterschiedlichen Paketen fertiggestellt werden, darunter die. Benrather Gemeinschaftshauptschule an der Melanchthonstraße (Investitionsvolumen: 27,3 Millionen Euro), die Erweiterung und Teilsanierung des Max-Planck-Gymnasiums (14 Mio.), Maßnahmen an der Carl-Benz-Realschule (circa sieben Mio.) inklusive Dreifachsporthalle (8,5 Mio.), die auch das Cecilien-Gymnasium nutzen wird. Ebenfalls auf der Agenda: die Erweiterung und Gesamtsanierung des Friedrich-Rückert-Gymnasiums (55 Mio. Euro).
Das Lüftungsprojekt
Als wahrscheinlich gilt, dass nach Wiederaufnahme des Unterrichts die jüngeren Jahrgänge ganz oder teilweise vor Ort in den Schulen unterrichtet werden. Die Stadt will deshalb an 90 Grundschulen sämtliche Klassenräume bis Ende März mit Luftfiltergeräten, die an der Decke befestigt sind, sowie mit CO2-Ampeln ausstatten. „Das gilt für alle Standorte, wir rechnen mit 4000 Geräten und Kosten von etwa 4,5 Millionen Euro“, sagt Hintzsche. Die Geräte befreien die Luft von Viren und Bakterien und sollen das Lüften ergänzen.
Der Fokus liegt auf den Klassen eins bis vier, weil es dort bislang keine verbindliche Maskenpflicht am Sitzplatz der Schüler gibt. „Um die Wirksamkeit der neuen Geräte zu überprüfen, werden wir gemeinsam mit der Heinrich-Heine-Universität im Frühjahr eine Fallkontroll-Studie umsetzen, diese Studie muss allerdings noch genehmigt werden“, sagt der städtische Spitzenbeamte.
Der Unterricht
Viele Schulen hoffen nach Rückkehr in einen vollen oder teilweisen Präsenzbetrieb auf größere Spielräume beim Umgang mit der Pandemie. Die als starr empfundenen Vorgaben aus dem NRW-Schulministerium, das bis in den Dezember hinein eine Kombination von Präsenzunterricht und Lernen auf Distanz („Wechselmodell“) nur in sehr begrenzten Einzelfällen zuließ, nerven die Schulgemeinden.
Angelika Pick, die das Lore-Lorentz-Berufskolleg leitet, hat die fehlende Autonomie im vergangenen Jahr häufig zur Weißglut gebracht. Die Pläne für bis ins Detail durchdachte Wechselmodelle musste sie bis Mitte Dezember in der Schublade lassen.
Die Kritik vieler Schulleiter teilt Hintzsche. „Wir haben doch schon im Frühjahr rund drei Monate verloren. Es wäre gut gewesen, wenn die Schulen frühzeitig in eigener Verantwortung Hybrid- und Wechselmodelle hätten ausprobieren können.“
Bei einigen Eltern ist der Geduldsfaden bereits gerissen. Die Gruppe „Klage für Bildung“, zu der auch drei Düsseldorfer Familien gehören, hat nun beim Oberverwaltungsgericht in Münster eine Normenkontroll-Klage eingereicht. Ziel ist die sofortige Wiedereinführung des Präsenzunterrichts an den Grundschulen in NRW. Der nun eintretende Bildungsverlust ist nach Einschätzung der Familien nicht verhältnismäßig.
„Warum hat das Land nicht zunächst auf mildere Mittel gesetzt wie auf Unterricht in festen Kohorten, versetzte Anfangszeiten, Anmietung weiterer Räumlichkeiten und den Einsatz von Lehramtsstudierenden oder pädagogischen Hilfskräften?“, fragt Nicole Reese, Sprecherin der Eltern-Inititaive. Die Eltern hoffen darauf, „dass die Justiz endlich aufwacht und ein Urteil im Sinne der Kinder fällt“.