Bürohundtag 2019 Das spricht für einen Hund im Büro

Düsseldorf · Weniger Stress, mehr Bewegung: Bürohunde könnten der Volkswirtschaft Milliarden einsparen. Aber es gibt nur wenige Tiere in den Büros.

Aufgepasst, hier kommt Kollege „Titus“! Der Vierbeiner begleitet Frauchen jeden Tag zur Arbeit und wickelt fast jeden mit seinen großen Kulleraugen um den Finger.  

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Wenn die Anwältin Viktoria König an ihrem Schreibtisch sitzt und sich mit zivilrechtlichen Fällen auseinandersetzt, liegt Käthe im großen grauen Körbchen und chillt. Käthe ist nicht nur Königs „braune Knutschkugel“, sondern auch offizieller Bürohund der Kanzlei.

Am Freitag ist internationaler Bürohundtag. Den hat der Bundesverband für Bürohunde vor einigen Jahren aus den USA importiert. Dort nennt sich der Tag „Bring-deinen-Hund-zur-Arbeit-Tag“.

Markus Beyer, Hundetrainer und Sprecher des Verbands, will den Bürohund populärer machen. Dazu zählt er vier gesundheitliche Vorteile auf, die ein Hund am Arbeitsplatz mit sich bringt. „Wenn wir einen Hund streicheln, produziert unser Körper Oxytocin, umgangssprachlich auch als Bindungs- oder Kuschelhormon bekannt. Das führt dazu, dass das Stresshormon Kortisol gesenkt wird, was sich wiederum auf die Umgebung auswirkt. Wir fühlen uns glücklich.“ Die biochemische Reaktion findet auch im Körper des Hundes statt.

Als zweiten wichtigen Einflussfaktor nennt Beyer den Hund in Bezug auf automatisierte Handlungen. „Unbewusste Programmierungen führen zu Burn-Out-Fällen. Der Hund unterbricht das, er erdet uns.“ Als dritter Aspekt sei vor allem die Bewegung nicht zu vergessen. Wenn der Hund raus muss, kommt jeder an die Luft. An vierter Stelle steht das Sozialgefüge. „Ein Hund schützt auf der einen Seite vor Einsamkeit und auf der anderen Seite sorgt er für Kommunikationsbrücken zwischen Kollegen und Abteilungen“, berichtet der Hundetrainer. Viktoria König kann die positiven Auswirkungen aus der Praxis bestätigen. „Ich habe mehr Verkehr in meinem Büro. Die Kollegen kommen einfach mal vorbei, um Käthe zu streicheln“, erzählt König. Sie habe sich extra ihren Arbeitsplatz danach ausgesucht, wo sie ihren Labrador mitnehmen kann.

Ein vertrauensvolles Hund-Halter-Verhältnis ist Voraussetzung

Ihre Kollegin Eva Dzepina ist von Käthe begeistert. „Ich mag die tierische Herzlichkeit, man kann sich mit ihr austauschen“, erzählt die Rechtsanwältin. Manchmal bindet sie den Hund in ihre Arbeit mit ein. „Ich setze mich dann auf den Boden und diktiere dort.“ Selbst mit einem allergischen Kollegen haben sie eine Lösung gefunden. „Ich habe mein Büro auf einer anderen Etage und Käthe weiß, dass sie in das Büro des Kollegen nicht hinein darf“, erklärt sie. Dennoch sei der Anwalt auch aus der Ferne „ganz beseelt“ von Käthes Anwesenheit.

Doch nicht jeder Hund ist als Bürohund geeignet. „Die wichtigste Voraussetzung ist ein vertrauensvolles Hund-Halter-Verhältnis“, meint Beyer. Es soll für alle entspannend sein, auch für den Hund. Der Hund dürfe nicht das Gefühl haben, sein Herrchen vor jedem neuen Gast schützen zu müssen. So war es auch erst bei Käthe. „Am Anfang hat sie bei jedem Klingeln gebellt. Das habe ich ihr abgewöhnt“, erzählt die Anwältin. Wenn sie arbeitet, liegt Käthe im Körbchen. Doch selbst wenn sie mal kuscheln will, sagt König nicht nein. „Für mich persönlich ist es eine Wohltat, sie zu streicheln, und dabei neue Gedanken zu kriegen“, schwärmt König.

„Der Hund ist nicht Mittel zum Zweck, sondern ein Mitglied im Team“, meint Markus Beyer. „Eigentlich müsste er ein Gehalt kriegen.“ Denn durch seine Funktionen spare er der Volkswirtschaft Milliarden. Noch haben aber wenige Büros einen Bürohund. „es gibt viele Vorurteile, gegen die wir angehen müssen“, sagt Beyer. Vor allem im öffentlichen Dienst seien „dicke Bretter zu bohren“. „Gerade dort, wo die Notwendigkeit am größten ist, sträuben sie sich am meisten“, stellt Beyer fest. In der Privatwirtschaft seien die Arbeitgeber offener.

„Private Arbeitgeber passen sich besser an, sie bieten Benefits, um gute Arbeitskräfte zu bekommen“, so der Verbandssprecher. Meistens würden die Bedenken nicht der Realität entsprechen. Damit sich mehr Arbeitgeber überhaupt vorstellen können, einen Bürohund zu akzeptieren, bietet der Verband für Bürohunde extra Schulungen an. Zum Testlauf lädt der internationale Bürohundtag am Freitag ein.