200 Rettungskräfte und Hobbytaucher bezwingen eiskalten Rhein

Schwimmer mit Leib und Seele ertragen Winterpause nicht und füllen sie mit dem traditionellen DLRG-Neujahrsschwimmen.

Foto: Judith Michaelis

„Ein paar Schwimmer hatten wegen Neujahr nichts zu tun, und sind in den Rhein gesprungen“, erzählt Pressesprecher Roland Scheidemann von der Entstehung des mittlerweile traditionsreichen Neujahrsschwimmen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG. Auch dieses Jahr haben sich rund 200 Teilnehmer am Samstag für die insgesamt 53. Auflage der Veranstaltung eingefunden, um die seltene Gelegenheit, den Rhein entlang zu schwimmen, wahrzunehmen. Anmeldungen hätte es noch weitaus mehr gegeben, die habe man aber aus Sicherheitsgründen ablehnen müssen, fügt Scheidemann hinzu: „Manche melden sich schon im Sommer an, um garantiert teilnehmen zu können.“

Die Teilnehmer, vor allem Mitglieder von Rettungsvereinen und Hobbytaucher, mussten den etwa 8 Grad kalten Rhein für insgesamt sechs Kilometer von der Rheinkniebrücke zum Paradieshafen in Lörick durchqueren. Bei dem bunten Teilnehmerfeld, in dem die jüngsten Schwimmer 16 und die ältesten 79 Jahre alt sind, wird dabei bewusst keine Zeit gestoppt. Es ist kein Wettbewerb, stattdessen haben alle ein gemeinsames Ziel: Die Strecke überhaupt zu überstehen. Die Schwimmer und Taucher können sich vom reißenden Strom des Rheins mitreißen lassen, um vorwärts zu kommen. Ein Kraftaufwand, den nur erfahrene Schwimmer wagen sollten, ist es trotzdem. Selbst der 47-jährige Ulrich Gniß, der nun schon zum 30. Mal am Neujahrsschwimmen teilnimmt, hat immer noch Respekt vor der Aufgabe: „Beim letzten Teil, wenn man in den Hafen einschwimmt, gibt es kaum noch Strömung, und man muss noch mal alle Kräfte freisetzen, um ins Ziel zu kommen.“ Schon bis dahin sei es anstrengend, die Balance bei der harten Strömung zu halten.

Dass er und so viele andere Schwimmer diese Herausforderung annehmen, hat ähnliche Gründe wie damals bei der ersten Auflage: „Im Winter gibt es sehr wenige Veranstaltungen zum Schwimmen, da freut man sich auf jede Einzelne. Auf den Rhein darf man ohnehin nur sehr eingeschränkt.“

Um die Gefahr zu minimieren, werden die Schwimmer von sieben Rettungsboten verschiedener Ortsgruppen begleitet. Um sicher zu gehen, dass niemand verloren geht, bekommt jeder Schwimmer zusätzlich eine Kontrollmarke angeheftet, die am Ende abgegeben werden muss. Wenn nach rund 40 Minuten die ersten Schwimmer ankommen, bekommen sie einen Glühwein zum Aufwärmen, werden von den Angehörigen erwartet, die schon in Zelten mit Suppen versorgt werden und unterhalten sich mit Rettungskräften aus anderen Städten, die sie teilweise nur einmal im Jahr sehen. So ist das Neujahrsschwimmen auch ein Anlass, alte Bekannte zu treffen.